Alzheimer: Neuer Bluttest erkennt Erkrankung früher und einfacher
Erster zugelassener Bluttest erkennt Alzheimer zuverlässig. Einfache und frühe Diagnose per Pieks in den Arm – ohne Hirnscan oder Rückenmarkspunktion.

In den USA wurde erstmals ein Bluttest zum Erkennen von Alzheimer zugelassen. Das könnte künftig einiges vereinfachen.
Foto: PantherMedia / grafvision (YAYMicro)
Alzheimer zählt zu den häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen im Alter. Bisher war die Diagnose mit aufwändigen und teuren Verfahren verbunden. Doch nun steht in den USA erstmals ein Bluttest zur Verfügung, der die Erkrankung frühzeitig anzeigen kann. Entwickelt wurde er von der Firma Fujirebio Diagnostics. Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat den Test jetzt zugelassen.
Für viele Menschen bedeutet das: ein einfacher Bluttest könnte künftig Aufschluss über eine mögliche Alzheimer-Erkrankung geben – ohne belastende Verfahren wie Lumbalpunktion oder teure PET-Scans.
Inhaltsverzeichnis
So funktioniert der Alzheimer-Bluttest
Der neue Test trägt den Namen „Lumipulse G pTau217/ß-Amyloid 1-42 Plasma Ratio“. Er analysiert zwei Eiweiße im Blutplasma: das phosphorylierte Tau-Protein 217 (p-Tau217) und Beta-Amyloid 1-42. Diese Proteine stehen in engem Zusammenhang mit typischen Veränderungen im Gehirn von Alzheimer-Betroffenen.
Das Verhältnis dieser beiden Biomarker dient als Indikator für sogenannte Amyloid-Plaques. Dabei handelt es sich um Eiweißablagerungen im Gehirn, die bei Alzheimer eine zentrale Rolle spielen. Werden diese Plaques im Bluttest erkannt, ist dies ein Hinweis auf eine beginnende Erkrankung.
Hohe Genauigkeit in Studien belegt
In einer klinischen Studie mit 499 Teilnehmenden zeigte sich: Der Test erkennt die Ablagerungen mit hoher Genauigkeit. Laut FDA wiesen 91,7 % der Personen mit positivem Testergebnis auch tatsächlich Amyloid-Plaques im Gehirn auf. Dies wurde durch zusätzliche Untersuchungen wie PET-Scans oder die Analyse von Rückenmarksflüssigkeit bestätigt.
Auch die Anzahl falsch-negativer Ergebnisse war gering: 97,3 % der Personen mit negativem Testergebnis hatten keine Alzheimer-typischen Ablagerungen.
„Es ist ein viel einfacherer Test mit angemessener Genauigkeit“, sagt der Neurologe Richard Isaacson im Interview mit CNN. Er setzt den Test seit Jahren in der Forschung ein.
Einfache Anwendung – aber mit Einschränkungen
Gedacht ist der Test in erster Linie für Menschen ab 55 Jahren, die erste Anzeichen kognitiver Beeinträchtigungen zeigen. Wichtig ist: Der Bluttest ersetzt keine vollständige Diagnose. Vielmehr liefert er einen Hinweis, ob weitere Untersuchungen notwendig sind.
„Die Ergebnisse müssen immer im Zusammenhang mit anderen klinischen Informationen interpretiert werden“, betont die FDA. Falsch-positive oder -negative Ergebnisse können zu unnötiger Sorge oder verzögerter Behandlung führen.
Auch die Alzheimer’s Association sieht den Test als Werkzeug – nicht als endgültige Antwort. „Es gibt wichtige Fragen, etwa: Wer sollte getestet werden – und wann?“, sagt Maria Carrillo von der Organisation.
Neue Medikamente verlangen sichere Diagnose
Der Nutzen frühzeitiger Diagnose liegt auf der Hand: Neue Alzheimer-Medikamente, etwa Antikörpertherapien, wirken nur in frühen Stadien der Erkrankung. Zudem dürfen sie nur dann eingesetzt werden, wenn die Diagnose durch Biomarker gestützt wird. Der neue Bluttest kann hier eine wertvolle Hilfe sein.
Zugleich könnte er die bisherige Praxis verändern, in der eine Alzheimer-Diagnose oft erst spät und aufwendig gestellt wird. „Zu viele Menschen hatten bislang keinen einfachen Zugang zu einer verlässlichen Diagnose“, so Carrillo.
Schwedische Studie bestätigt Nutzen auch in der Hausarztpraxis
Ein Forschungsteam um Sebastian Palmqvist von der Universität Lund testete bereits 2024 einen ähnlichen Bluttest – mit überzeugenden Ergebnissen. Untersucht wurden über 1.200 Patientinnen und Patienten mit Gedächtnisproblemen in Hausarztpraxen und Fachambulanzen.
Der Test – bekannt als APS2 – erreichte dort eine Trefferquote von 88 bis 92 %. Zum Vergleich: Hausärztinnen und Hausärzte kamen ohne Bluttest nur auf eine diagnostische Genauigkeit von 61 %.
Mit dem Test konnten auch nicht spezialisierte Medizinerinnen und Mediziner deutlich besser erkennen, ob eine beginnende Alzheimer-Erkrankung vorliegt.
Ein Schritt – aber kein Ersatz für Aufklärung
Trotz aller Fortschritte mahnt der Neurologe Isaacson zur Vorsicht. „Wir müssen jetzt dringend Aufklärungsarbeit leisten: Was bedeutet ein Testergebnis? Und was nicht?“ Je nach Symptomen und Risikofaktoren kann ein Ergebnis unterschiedlich zu bewerten sein. Der Test allein ersetzt nicht das Gespräch mit einer Fachärztin oder einem Facharzt.
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