Künstliche Intelligenz 21.02.2025, 07:00 Uhr

Studie enthüllt: Angst vor KI-Einsatz am Arbeitsplatz variiert stark

Eine aktuelle Studie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung zeigt, dass sich die Ängste gegenüber dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in verschiedenen Berufen und Ländern deutlich unterscheiden. Die Ergebnisse liefern wichtige Erkenntnisse für eine kulturell sensible Gestaltung und Einführung von KI-Systemen weltweit.

KI-Symbole über einem Richterhammer.

KI spricht Recht? Das macht vielen Menschen Angst.

Foto: PantherMedia / witsarut1803.gmail.com

Eine repräsentative Studie unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung hat die Einstellungen der Bevölkerung in 20 Ländern zur Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) in sechs Tätigkeitsfeldern untersucht. Die Forschenden analysierten die Reaktionen auf Szenarien wie KI-generierte medizinische Diagnosen, Gerichtsurteile oder Nachrichtenartikel sowie auf die Vorstellung, unter einer KI-gestützten Führungskraft zu arbeiten. Die in der Fachzeitschrift American Psychologist veröffentlichten Ergebnisse verdeutlichen die weitverbreiteten Ängste davor, dass menschlicher Arbeitskraft durch KI ersetzt wird. Die Studie beleuchtet zudem kulturelle Unterschiede darin, wie KI in Schlüsselberufen wie Medizin, Justiz, Management, Pflege, Seelsorge und Journalismus wahrgenommen wird.

Mehr als 10.000 Teilnehmende aus Ländern wie den USA, Indien, Saudi-Arabien, Japan und China bewerteten die sechs untersuchten Berufe hinsichtlich acht psychologischer Eigenschaften, darunter Wärme, Aufrichtigkeit, Fairness, Kompetenz und Intelligenz. Sie schätzten ein, inwieweit KI diese Eigenschaften nachahmen kann, und äußerten ihre Befürchtungen bezüglich einer Übernahme dieser Rollen durch KI. Die Studienergebnisse legen nahe, dass Menschen die erforderlichen menschlichen Eigenschaften für einen Beruf intuitiv mit den Fähigkeiten der KI vergleichen. Interessant ist der direkte Zusammenhang zwischen dem Angstniveau der Teilnehmenden und der wahrgenommenen Diskrepanz zwischen den menschlichen Eigenschaften und den Fähigkeiten der Künstlichen Intelligenz.

Kulturelle Unterschiede prägen die Angst vor Künstlicher Intelligenz

Die Studie deckte länderspezifische Unterschiede bezüglich der Angst vor KI auf. Während Indien, Saudi-Arabien und die USA die höchsten durchschnittlichen Angstwerte verzeichneten, insbesondere in Bezug auf den Richter- oder Arztberuf, wiesen Länder wie die Türkei, Japan und China die niedrigsten Werte auf. Das deutet darauf hin, dass kulturelle Faktoren wie historische Erfahrungen mit Technologie, mediale Darstellungen und KI-Politik beeinflusst, wie die Befragten die Unterschiede empfinden. Deutschland nimmt mit moderaten Befürchtungen einen Platz im Mittelfeld ein. Das lässt auf eine vorsichtige Offenheit gegenüber der Integration von KI in die Gesellschaft schließen.

Neben den länderspezifischen Unterschieden zeigten sich auch berufsspezifische Differenzen in den Ängsten. KI-gestützte Richterinnen und Richter wurden in nahezu allen Ländern als die am meisten gefürchtete Berufsgruppe eingestuft, was Bedenken hinsichtlich Fairness, Transparenz und moralischem Urteilsvermögen widerspiegelt. Im Gegensatz dazu empfanden die Teilnehmenden den KI-gestützten Journalismus als am wenigsten bedrohlich – vermutlich aufgrund der persönlichen Entscheidungsfreiheit im Umgang mit journalistischen Informationen. Andere Berufe wie KI-gestützte Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegekräfte riefen in einigen Ländern starke Ängste hervor, da KI als unfähig gilt, Empathie und emotionales Verständnis zu zeigen. Das deckt sich mit früheren Studien, die negative Reaktionen auf KI-Managerinnen und -Manager in Beufen mit hohen Anforderungen an zwischenmenschliche Kommunikation aufzeigten.

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Künstliche Intelligenz: Auswirkungen minimieren, Vertrauen schaffen

Mengchen Dong, Wissenschaftlerin am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, erläutert, warum es notwendig ist, negative Auswirkungen beim Einsatz von KI in neuen Berufsfeldern zu minimieren, positive Effekte zu maximieren und eine ethisch vertretbare Balance zu erreichen. Die Studie zeigt den entscheidenden Zusammenhang zwischen Angst und der Diskrepanz zwischen beruflichen Erwartungen und den wahrgenommenen KI-Fähigkeiten auf, um Künstliche Intelligenz kultursensibel entwickeln zu können. Durch das Verständnis der in menschenzentrierten Berufen wertgeschätzten Eigenschaften können Entwicklerinnen und Entwickler sowie politische Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger KI-Technologien vertrauensfördernd gestalten und kommunizieren. Co-Autor Iyad Rahwan warnt davor, dass ein universeller Ansatz kulturelle und psychologische Faktoren vernachlässigt und Barrieren schafft, die es schwierig machen, nützliche KI-Technologien einzuführen.

Die Studie zeigt praktische Strategien auf, um Ängste abzubauen. Transparente Entscheidungsprozesse und KI positioniert als unterstützendes Werkzeug anstatt als Ersatz für menschliche Fachkräfte könnten Bedenken über mangelnde Aufrichtigkeit etwa von KI-Ärztinnen und -Ärzten entkräften. Ebenso ließen sich Ängste vor KI-Richterinnen und -Richtern durch Fairness-Algorithmen und öffentliche Aufklärungskampagnen über die Funktionsweise solcher Systeme abbauen. Die Forschenden setzen ihre Arbeit fort, aktuell analysieren sie den Einfluss utopischer und dystopischer KI-Vorstellungen auf die heutigen Einstellungen in verschiedenen Ländern. Ziel ist es, das Verständnis der Mensch-KI-Interaktion zu vertiefen.

Kulturelle Sensibilität ist Schlüssel für Akzeptanz Künstlicher Intelligenz

Die Studie mit mehr als 10.000 Teilnehmenden aus 20 Ländern hat große kulturelle Unterschiede in bezüglich der Angst vor KI in sechs Berufsfeldern aufzeigt. Die Furcht entsteht, wenn die Befragten eine spürbare Kluft zwischen den angenommenen KI-Fähigkeiten und den für die Rolle erforderlichen menschlichen Eigenschaften erkannten. Die Forschungsergebnisse unterstreichen die Bedeutung einer KI-Entwicklung, die den Erwartungen der Öffentlichkeit entspricht, und liefern wertvolle Ansätze zum Umgang mit Ängsten. Eine kulturell sensible Gestaltung und Kommunikation von KI-Systemen ist der Schlüssel für deren Akzeptanz und erfolgreiche Integration in die Gesellschaft.

Ein Beitrag von:

  • Julia Klinkusch

    Julia Klinkusch ist seit 2008 selbstständige Journalistin und hat sich auf Wissenschafts- und Gesundheitsthemen spezialisiert. Seit 2010 gehört sie zum Team von Content Qualitäten. Ihre Themen: Klima, KI, Technik, Umwelt, Medizin/Medizintechnik.

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