Vorsichtige Akzeptanz gegenüber KI 17.07.2025, 17:30 Uhr

So erleben ältere Menschen die künstliche Intelligenz

Wie stehen Menschen ab 50 Jahren zur künstlichen Intelligenz? Eine aktuelle Umfrage gibt spannende Einblicke in Nutzung, Erwartung und Bedenken – und zeigt, warum Kennzeichnung und Aufklärung jetzt besonders wichtig sind.

Alexa, Gerät zur Sprachsteuerung, steht auf einem Küchentisch. Daneben liegt ein Smartphone auf einem Buch. Im Hintergrund ist eine Wohnszene zu sehen.

Gerade ältere Menschen können von KI profitieren, wenn sie sie sicher und sinnvoll im Alltag einsetzen.

Foto: smarterpix / Gorodenkoff

Das Institute for Healthcare Policy and Innovation an der University of Michigan hat sich mit den Erfahrungen älterer Menschen im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz (KI) beschäftigt. Die Ergebnisse zeigen, dass etwa die Hälfte aller Befragten im Alter über 50 Jahren bereits künstliche Intelligenz im Alltag eingesetzt hat. Als Beispiele gaben sie die Sprachsteuerung von Geräten oder die Recherche von Informationen an. Somit setzen auch ältere Menschen digitale Helfer vielseitig ein – und das zunehmend. Dennoch begegnen viele der KI mit einer Mischung aus Neugier und Vorsicht, was eng mit ihren individuellen Erfahrungen zusammenhängt. Entscheidend ist dabei auch, wie häufig die Technologie bereits aktiv genutzt wurde.

Fast alle Menschen dieser Altersgruppe sind sich jedoch einig, dass sie eindeutig informiert werden möchten, ob die konsumierten Inhalte von künstlicher Intelligenz erzeugt wurden. Laut der Erhebung trifft dies auf ganze 92 Prozent der Befragten zu. Besonders Sprachassistenten wie Alexa, Siri oder Google Nest stehen hoch im Kurs: 80 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer finden, dass diese Geräte ihre Selbstständigkeit und Sicherheit im eigenen Zuhause unterstützen, rund ein Viertel sieht darin einen sehr großen Vorteil. Auch KI-gestützte Haussicherheitssysteme kommen bei 35 Prozent zum Einsatz und werden nahezu durchweg als hilfreich eingestuft.

Künstliche Intelligenz im Alltag: Nutzung und Akzeptanz

Erstaunlich viele Befragte – immerhin 14 Prozent – haben künstliche Intelligenz bereits gezielt genutzt, um Gesundheitsinformationen zu erhalten. Obwohl diese digitalen Angebote als nützliche Ergänzung gelten, scheint dies persönliche Kontakte nicht zu ersetzen: 47 Prozent bevorzugen weiterhin das Gespräch mit einer realen Person, wenn es um medizinische Auskünfte geht. Ein weiteres Viertel sieht die Unterstützung durch KI und den Austausch mit Menschen als ungefähr gleichwertig an.

Neben der reinen Nutzung ging es bei der Studie auch um die Einschätzung der Chancen und Risiken von KI. Nur rund ein Drittel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wünscht sich, die Technologie künftig noch stärker in den Alltag einzubinden; über die Hälfte ist zumindest gespannt auf die möglichen Vorteile. Deutlich größer ist indes der Wunsch nach Aufklärung hinsichtlich der Risiken: 81 Prozent der Befragten möchten dazu mehr erfahren, während es nur 58 Prozent auf mögliche positive Effekte abgesehen haben. Auch bei der Frage nach Nutzen und Schaden zeigt sich ein geteiltes Bild: Etwa 53 Prozent sind überzeugt, dass künstliche Intelligenz mehr Risiken als Vorteile mit sich bringt.

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Vertrauen in künstliche Intelligenz bleibt ausbaufähig

Wenn es darum geht, wie sehr man auf Informationen vertraut, die durch künstliche Intelligenz produziert wurden, ist das Bild differenziert: Die Hälfte der älteren Erwachsenen gibt an, ein gewisses Grundvertrauen zu haben. Dennoch sind es nur vier Prozent, die sich auf solche Informationen uneingeschränkt verlassen. Weitere 47 Prozent äußern hingegen Skepsis oder gar kein Vertrauen. Interessant ist, dass Menschen, die bereits KI-Anwendungen verwendet haben, generell etwas positiver eingestellt sind. Unsicherheiten bestehen auch beim Erkennen von Fehlinformationen, etwa durch sogenannte „Halluzinationen“ oder Deepfakes, die von KI generiert wurden. Besonders problematisch ist dies, wenn es um Gesundheitsinformationen geht oder sogar Betrugsversuche mit KI-basierter Sprachtechnologie auftreten.

Laut den Expertinnen und Experten, die die Studie ausgewertet haben, fühlen sich Menschen mit eingeschränkter körperlicher oder geistiger Gesundheit deutlich weniger in der Lage, zwischen richtigen und falschen KI-generierten Informationen zu unterscheiden. Sie neigen auch dazu, solchen Inhalten weniger Vertrauen zu schenken. Die Forschenden raten daher, dass insbesondere Gesundheitsorganisationen und Einrichtungen, die auf ältere Menschen spezialisiert sind, dies in ihren Aufklärungsangeboten berücksichtigen sollten.

Mehr Aufklärung über künstliche Intelligenz erwünscht

Die Ergebnisse der Umfrage zeigen klar: Informations- und Bildungsangebote rund um künstliche Intelligenz gewinnen immer mehr an Bedeutung. Gerade ältere Menschen und ihre Familien können davon profitieren, wenn sie lernen, wie sie KI sinnvoll und sicher im Alltag einsetzen, etwa zur Unterstützung beim selbstbestimmten Wohnen oder zum Abrufen medizinischer Auskünfte. Kostenlos verfügbare Online-Kurse der University of Michigan, zum Beispiel zu ChatGPT und generativer KI, helfen beim Einstieg. Weitere Angebote sind in Planung, wobei jeder Interessierte sich für neue Updates anmelden kann.

Künstliche Intelligenz wird zunehmend Teil des Alltags älterer Erwachsener, wobei Die Nutzerinnen und Nutzer Chancen und Risiken klar abwägen. Mehr als 2.800 Menschen im Alter zwischen 50 und 97 Jahren aus den gesamten USA beteiligten sich an der Studie, die bewusst repräsentativ angelegt und gewichtet wurde.

Ein Beitrag von:

  • Nina Draese

    Nina Draese hat unter anderem für die dpa gearbeitet, die Presseabteilung von BMW, für die Autozeitung und den MAV-Verlag. Sie ist selbstständige Journalistin und gehört zum Team von Content Qualitäten. Ihre Themen: Automobil, Energie, Klima, KI, Technik, Umwelt.

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