Restaurieren in Rekordzeit 12.06.2025, 10:12 Uhr

Maschinenbau-Doktorand digitalisiert Restaurierung: KI-Maske statt Pinsel

KI bringt beschädigte Gemälde zurück – mit einer Maske, die sich wieder entfernen lässt. Kein Pinsel, keine Farbe, kein Risiko. Und das alles in Rekordzeit.

Gemälde mit KI restaurieren

Scans des Gemäldes in verschiedenen Phasen der Restaurierung. Links ist das beschädigte Werk zu sehen, in der Mitte eine Karte der verschiedenen Arten von Schäden; grüne Linien zeigen vollständige Risse in der darunterliegenden Platte, dünne rote Linien stellen größere Farbrisse dar, blaue Bereiche entsprechen größeren Farbverlusten, während rosa Bereiche kleinere Mängel wie Kratzer zeigen. Rechts ist das restaurierte Gemälde mit der aufgebrachten Laminatmaske zu sehen.

Foto: MIT / Mit freundlicher Genehmigung der Forscher Creative Commons BY-NC-ND 3.0 Lizenz

Ein beschädigtes Ölgemälde, das 600 Jahre überlebt hat, aber kaum noch sichtbar ist – bisher ein Fall für geduldige Handarbeit. Restauratorinnen und Restauratoren analysieren Farbschichten, füllen Risse auf, korrigieren Verblassungen. Doch ein neues Verfahren bringt frischen Wind in die Konservierungswissenschaft. Entwickelt wurde es von Alex Kachkine, Maschinenbau-Doktorand am MIT. Sein Ansatz kombiniert maschinelles Lernen mit einem präzisen, reversiblen Maskendruck, der ohne Übermalung auskommt.

Der digitale Weg zur Restaurierung

Kachkines Methode basiert auf einem dreistufigen Prozess. Zunächst wird das Originalwerk mit hochauflösenden Scannern digitalisiert. Eine KI analysiert das Bild und berechnet, wie das Gemälde im ursprünglichen Zustand ausgesehen haben könnte. Die Besonderheit: Die KI berücksichtigt nicht nur Bildlücken, sondern auch historische Malstile und Farbpaletten.

In einem zweiten Schritt generiert eine spezielle Software eine sogenannte Restaurierungsmaske – ein präzises Farb- und Formmuster auf Basis der analysierten Fehlstellen. Diese wird anschließend auf eine dünne, zweilagige Polymerfolie gedruckt. Die Folie lässt sich exakt auf das Originalbild auflegen und bei Bedarf rückstandslos entfernen.

Stellenangebote im Bereich Softwareentwicklung

Softwareentwicklung Jobs
Carel Deutschland GmbH-Firmenlogo
Technical Solution Specialist (m/w/d) Presales Carel Deutschland GmbH
Gelnhausen-Hailer oder Homeoffice (Hessen, NRW, BW, RP, Saarland, Bayern) Zum Job 
Sanofi-Aventis Deutschland GmbH-Firmenlogo
Trainee Manufacturing & Supply - All genders Sanofi-Aventis Deutschland GmbH
Frankfurt am Main Zum Job 
Stuttgart Netze GmbH-Firmenlogo
(Junior) Ingenieur als Projektmanager in der Hochspannung (w/m/d) Stuttgart Netze GmbH
Stuttgart Zum Job 
THOST Projektmanagement GmbH-Firmenlogo
Ingenieur*in / Architekt*in / Bauleiter*in (m/w/d) für Großprojekte der Bereiche Infrastruktur (Freileitung, Kabeltiefbau, Bahn) THOST Projektmanagement GmbH
Bremen, Hamburg, Leipzig, Göttingen, Dresden Zum Job 
Hochschule Heilbronn-Firmenlogo
Doktorand*in - Wasserstofflabor Hochschule Heilbronn
Heilbronn Zum Job 
MVV Netze GmbH-Firmenlogo
Fachingenieur Strom (m/w/d) MVV Netze GmbH
Mannheim Zum Job 
IMS Röntgensysteme GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/i) für digitale Inspektionssysteme IMS Röntgensysteme GmbH
Heiligenhaus Zum Job 
AVM-Firmenlogo
Entwickler für Hochfrequenztechnik (w/m/d) AVM
AVM-Firmenlogo
Team Lead Software Entwicklung Treiberintegration (w/m/d) AVM
Nord-Micro GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Projekt- / Produktingenieur (m/w/d) Nord-Micro GmbH & Co. KG
Frankfurt am Main Zum Job 
BAM - Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung-Firmenlogo
Technische*r Mitarbeiter*in / Ingenieur*in (m/w/d) in einer Ingenieurwissenschaftlichen Fachrichtung mit dem Schwerpunkt Elektronik / Mikroelektronik BAM - Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung
Dräger Safety AG & Co. KGaA-Firmenlogo
Vertriebsingenieur / Vertriebsmitarbeiter (m/w/d) Gasmesstechnik / Sicherheitstechnik - Gebiet Hessen Dräger Safety AG & Co. KGaA
Wiesbaden Zum Job 
Dräger Safety AG & Co. KGaA-Firmenlogo
Vertriebsingenieur / Vertriebsmitarbeiter (m/w/d) Gasmesstechnik / Sicherheitstechnik - Gebiet Hessen Dräger Safety AG & Co. KGaA
Wiesbaden Zum Job 
BG ETEM - Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse-Firmenlogo
Elektroingenieur/in (m/w/d) als Dozent/in in der Bildungsstätte Dresden BG ETEM - Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse
Dresden Zum Job 
IMS Messsysteme GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/i) Systemsoftware IMS Messsysteme GmbH
Heiligenhaus Zum Job 
Dornier Power and Heat GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) Elektrotechnik Dornier Power and Heat GmbH
Berlin, Vetschau Zum Job 
Dornier Power and Heat GmbH-Firmenlogo
Experten (m/w/d) für Mess-, Steuer- und Regelungstechnik Dornier Power and Heat GmbH
Hamburg Zum Job 
Dornier Power and Heat GmbH-Firmenlogo
Projektleiter (m/w/d) im Bereich Kraftwerke / Energieanlagen Dornier Power and Heat GmbH
Hamburg, Vetschau Zum Job 
Flughafen München GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur Sicherheitstechnik Sprachalarmierung (w/m/d) Flughafen München GmbH
München Zum Job 
wpd infrastruktur GmbH-Firmenlogo
Elektroingenieur (m/w/d) für nationale Wind- und Solarenergieprojekte wpd infrastruktur GmbH
verschiedene Standorte Zum Job 

„Da digital gespeichert ist, welche Maske verwendet wurde, wird jemand, der in 100 Jahren daran arbeitet, genau wissen, was mit dem Gemälde gemacht wurde“, erklärt Kachkine.

5.612 Reparaturen in 3,5 Stunden

Für einen Praxistest nutzte Kachkine ein schwer beschädigtes Gemälde aus dem 15. Jahrhundert. Die Software identifizierte automatisch 5.612 Stellen, die restauriert werden mussten. Insgesamt kamen dabei 57.314 unterschiedliche Farben zum Einsatz. Das gesamte Verfahren – von der Analyse bis zum Anbringen der Maske – dauerte nur dreieinhalb Stunden. Eine herkömmliche Restaurierung hätte dafür Monate, wenn nicht Jahre in Anspruch genommen.

Kachkine ergänzt: „Vor einigen Jahren habe ich ein italienisches Barockgemälde mit wahrscheinlich ähnlich umfangreichen Fehlstellen restauriert, und dafür habe ich neun Monate in Teilzeit gebraucht.“

Warum keine Farbe aufs Original kommt

Die aufgedruckte Maske dient als Ergänzung, nicht als Eingriff. Sie wird mit einem konservierungsgerechten Sprühlack befestigt, der sich bei Bedarf mit geeigneten Lösungen wieder entfernen lässt. Dadurch bleibt das Original unverändert – eine Eigenschaft, die mit klassischen Restaurierungsmethoden kaum zu erreichen ist.

Kachkine betont: „Wenn diese beiden Schichten nicht richtig aufeinander abgestimmt sind, fällt das sehr leicht auf. Deshalb habe ich auch einige Berechnungswerkzeuge entwickelt, die auf unseren Erkenntnissen über die menschliche Farbwahrnehmung basieren, um zu bestimmen, wie klein ein Bereich sein kann, den wir praktisch ausrichten und restaurieren können.“

Reversibilität und Nachvollziehbarkeit als zentrale Werte

Ein entscheidender Vorteil der Methode liegt in der digitalen Dokumentation. Jede verwendete Maske wird als Datei archiviert. So lässt sich rekonstruieren, welche Veränderungen an einem Kunstwerk vorgenommen wurden. Ein Grundsatz, den viele Restauratorinnen und Restauratoren in ihrer Arbeit vermissen: „Das war in der Konservierung bisher nicht möglich“, sagt Kachkine.

Die Methode könnte also nicht nur beschädigte Kunstwerke sichtbarer machen, sondern auch neue Standards in der ethischen Restaurierung setzen.

Wenn Kunst im Depot verschwindet

Die Idee zur Entwicklung kam Kachkine bei einer Rundreise entlang der US-Ostküste. Er besuchte zahlreiche Museen und stellte fest, dass ein Großteil der Werke gar nicht öffentlich gezeigt wird. Viele lagern in Depots – oft beschädigt, weil ihre Restaurierung zu aufwendig ist.

„Es gibt viele beschädigte Kunstwerke in Lagerräumen, die vielleicht nie zu sehen sein werden“, sagt Kachkine. „Mit dieser neuen Methode besteht hoffentlich die Chance, dass wir mehr Kunst zu sehen bekommen.“

Herausforderungen in der Anwendung

So vielversprechend der Ansatz auch ist – Kachkine weist selbst darauf hin, dass jede Anwendung wohlüberlegt sein muss. Der digitale Maskendruck sei kein Ersatz für fachkundige Beurteilung. Vielmehr solle die Methode als ergänzendes Werkzeug verstanden werden.

„Es wird viel Überlegung über die ethischen Herausforderungen in jeder Phase dieses Prozesses erfordern, um zu sehen, wie dies in einer Weise angewendet werden kann, die den Konservierungsgrundsätzen am besten entspricht“, sagt er.

Konservatorinnen und Konservatoren sollten deshalb bei jeder Restaurierung eingebunden bleiben – auch bei automatisierten Verfahren.

Hier geht es zur Originalmeldung

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.