KI im Schwimmbad für mehr Sicherheit
KI übernimmt zunehmend Aufgaben in Schwimmbädern, unterstützt die Badeaufsicht und identifiziert frühzeitig Sicherheitsrisiken. Sie ermöglicht schnelle Reaktionen auf potenzielle Notfälle und erhöht die Sicherheit, ohne das Personal zu ersetzen.
KI im Schwimmbad: Die neue Wache über die Badegäste.
Foto: PantherMedia / IgorVetushko
Inhaltsverzeichnis
Es gibt viele Einsatzmöglichkeiten von KI – von dem Einsatz in der Notaufnahme über die automatisierte Fertigung bis hin zur Bilderkennung mit KI. Aber KI im Schwimmbad? Das mag zunächst ungewöhnlich erscheinen, doch auch in dieser Umgebung kann KI einen wichtigen Beitrag leisten. Sie könnte nicht nur dabei helfen, Sicherheitsrisiken frühzeitig zu erkennen, indem sie verdächtiges Verhalten analysiert, sondern im Notfall sogar Leben retten.
Mit KI gegen den Bademeister-Mangel
Schwimmbäder werden voraussichtlich zunehmend künstliche Intelligenz (KI) zur Unterstützung der Badeaufsichten einsetzen. Necdet Mantar von der Arbeitsgemeinschaft öffentliche Bäder Baden-Württemberg erklärte, dass diese Entwicklung vor allem durch den Personalmangel bedingt sei. Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels, der auch Schwimmbäder stark betrifft, wird künstliche Intelligenz (KI), wie bereits erwähnt, immer mehr als zukunftsweisendes Hilfsmittel zur Unterstützung der Badeaufsicht angesehen. Da immer weniger qualifizierte Bademeister zur Verfügung stehen und Schwimmbäder gleichzeitig sicherer und effizienter betrieben werden müssen, bieten KI-Systeme eine wichtige Ergänzung. Sie ersetzen zwar nicht die menschliche Aufsicht, können diese aber gezielt unterstützen, indem sie Gefahrensituationen frühzeitig erkennen und so helfen, Unfälle zu verhindern.
KI-gestützte Überwachung bereits in den Schwimmbecken
„Wir planen im Rahmen der Meisterprüfung unter anderem auch Themen mit KI-basierter Technik für die Aufsicht als schriftliche Arbeiten zu vergeben, um die Hemmschwelle und die Voreingenommenheit im Umgang mit solchen Systemen abzubauen“, kommentierte Mantar gegenüber der dpa vor einem Jahr. Seitdem hat sich viel getan. Bislang hat die KI bereits mindestens ein Leben gerettet.
In den Tagen rund um Ostern 2025 kam es im Vitus-Bad in Everswinkel beinahe zu einer Tragödie: Ein vierjähriges Mädchen trieb regungslos unter Wasser – unbemerkt von den Badegästen. Doch dann schlug ein System Alarm, das erst vor Kurzem installiert worden war: Eine Künstliche Intelligenz, die die Livebilder von 14 Überwachungskameras analysiert, erkannte die lebensbedrohliche Situation und alarmierte sofort das Personal. Die Rettungskräfte waren innerhalb von Sekunden zur Stelle – und konnten dem Kind das Leben retten.
Im Kasseler Auebad wurde ab Mai 2025 ebenso ein KI-gestütztes Überwachungssystem mit 21 Kameras in der Schwimmhalle und im Freizeitbereich installiert, das nach einer sechswöchigen Anlernphase visuelle Merkmale und Bewegungsmuster selbstständig erkennt und potenzielle Ertrinkungsrisiken von Erwachsenen, Kindern oder Gegenständen in Echtzeit analysiert. Während des Probelaufs testet die KI, wie zuverlässig sie Situationen einschätzt; im Ernstfall sendet sie Alarm direkt an Smartwatches des Aufsichtspersonals.
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KI erlernt typische Bewegungen von Badegästen
Das System hat mittlerweile die typischen Bewegungen von Badegästen erlernt, sodass es nun deutlich weniger Fehlalarme gebe. Anfangs löste die KI Warnungen aus, wenn jemand mit verschränkten Armen nahe des Beckenrands gelegen hat.
Die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen (DGfdB) betonte, dass technische Hilfsmittel die Aufsicht im Wasser nicht ersetzen können. Sie können jedoch bei der Ermittlung des Personalbedarfs hilfreich sein. Dabei sind auch die Anzahl der Badegäste, die Größe und Art des Bades, die Beckenanzahl und -größe sowie zusätzliche Angebote wie Wasserattraktionen wichtige Faktoren.
Ertrinkenden-Erkennungssysteme gibt es schon lange. Neu an der KI-Technik ist, dass sie bestimmte Bewegungen als mögliche Gefahr erkennen kann, bevor ein Notfall eintritt. Zudem achtet man darauf, dass die Technik keine Bilder speichert und keine persönlichen Daten wie von Jahreskarten verwendet.
Datenschutz bei KI-Überwachung
Damit künstliche Intelligenz Badeunfälle verhindern kann, muss trotzdem genug Personal vor Ort sein. Viele Menschen reagieren mit Skepsis, wenn sie hören, dass in Schwimmbädern Kameras mit künstlicher Intelligenz eingesetzt werden – vor allem wegen möglicher Eingriffe in ihre Privatsphäre. Die Vorstellung, im Badeanzug gefilmt und ausgewertet zu werden, weckt bei vielen Unbehagen. Genau deshalb unterliegt der Einsatz solcher Systeme strengen datenschutzrechtlichen Vorgaben.
„Ihr Einsatz darf jedoch nicht dazu führen, dass bestehende Aufsichtsmaßnahmen ersetzt werden, sondern können sie allenfalls ergänzen“, sagte die Landesdatenschutzbeauftragte für Nordrhein-Westfalen Bettina Gayk. „Denn KI-Systeme weisen noch immer eine nicht zu unterschätzende Fehlerquote auf.“ Sie warnte besonders davor, wegen der Kameras auf Aufsichtspersonal zu verzichten. „Im Notfall Leben retten, können nur Menschen und nicht Kameras.“ Wird beim Personal gespart, kann es passieren, dass in abgelegenen Bereichen des Schwimmbads nicht schnell genug auf Notfälle reagiert wird. Beim Einsatz von KI müssen zudem wichtige Datenschutzregeln eingehalten werden – zum Beispiel bei der Nutzung von Cloud-Diensten und der sicheren Speicherung der Daten.
„Ich rate Betreiber*innen deshalb, vor der Installation solcher Überwachungssysteme rechtzeitig den eigenen Datenschutzbeauftragten einzuschalten“, wird Gayk in einer Mitteilung zitiert. „Bei klar beschriebenen Zweifelsfragen zur richtigen Anwendung des Datenschutzrechts beraten wir auch gerne im Vorfeld, um den Betreiber*innen mögliche Beschwerdeverfahren im Nachhinein zu ersparen.“
KI-Kameras dürfen im Schwimmbad nur eingesetzt werden, wenn sie einen klar definierten Zweck erfüllen – etwa zur Unterstützung des Aufsichtspersonals in sicherheitskritischen Situationen. Dabei ist sicherzustellen, dass keine personenbezogenen Daten oder Bildaufnahmen gespeichert werden. Stattdessen analysiert die KI abstrahierte Bewegungsmuster in Echtzeit und löscht die Daten sofort wieder.
KI-gestützte Sicherheitssysteme im Schwimmbad
In Schwimmbädern kommen verschiedene KI-basierte Überwachungssysteme zum Einsatz, die darauf spezialisiert sind, Gefahrensituationen wie Ertrinken frühzeitig zu erkennen. So verwendet das israelische Unternehmen Lynxight seine kamerabasierte KI, die mit Smartwatch-Alarmen arbeitet und bereits in vielen deutschen Bädern im Einsatz ist. Das deutsche System SharKI legt besonderen Wert auf Datenschutz und arbeitet mit anonymisierten Silhouetten, um die Privatsphäre der Badegäste zu schützen. Zum Einsatz kommt es zum Beispiel im Silvana-Schwimmbad in Schweinfurt.
Weitere bekannte Systeme stammen aus Italien, Norwegen und Frankreich. AngelEye LifeGuard kombiniert Über- und Unterwasserkameras mit KI-Analyse, während das norwegische SwimEye ausschließlich Unterwasserkameras nutzt, um in Echtzeit Gefahrensituationen zu erkennen und sofort Alarm auszulösen. Auch das französische Poseidon Technologies setzt auf Unterwasserkameras und visuelle KI-Analyse und ist international verbreitet.
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