Infrastruktur 30.05.2025, 14:00 Uhr

KI-Gigafabriken: Europas Weg zur digitalen Souveränität

Die Europäische Union plant den Bau von KI-Gigafabriken, um bei der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz international aufzuholen. Mit Milliardeninvestitionen und strategischen Partnerschaften will Europa eine führende Rolle in der KI-Industrie einnehmen und Unternehmen sowie Forschungseinrichtungen den Zugang zu leistungsfähigen KI-Ressourcen sichern.

Rechenzentrum

Europa plant riesige KI-Rechenzentren - auch Deutschland mischt mit.

Foto: PantherMedia / Mehaniq (YAYMicro)

Auf der „Technology Experience Convention Heilbronn“ (TECH), eine vom Handelsblatt initiierte Konferenz, die vom 25. bis 27. Mai erstmals in Heilbronn stattfand, haben sich die Unternehmen SAP, Deutsche Telekom, Ionos, die Schwarz-Gruppe und Siemens über eine mögliche Partnerschaft ausgetauscht. Gemeinsam könne man sich eine Bewerbung bei der Europäischen Union (EU) vorstellen – und zwar für ein KI-Gigarechenzentrum.

Denn in einem Punkt sind sich die Verantwortlichen der Unternehmen einig: Ein solches Vorhaben ist nur mit Partnern zu realisieren. Dahinter steckt wohl auch der Gedanke, Europa in puncto Digitalisierung weiter zu stärken, um Abhängigkeiten zu verringern und die Souveränität zu steigern. Die EU selbst möchte im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) zum weltweiten Spitzenreiter werden.

Gigafabriken sind industrielle Großanlagen, die auf die Massenproduktion in bisher unbekanntem Ausmaß ausgelegt sind. Der Begriff steht für hochautomatisierte Fabriken, die durch den Einsatz von KI, Datenanalyse und Computernetzwerken neue Maßstäbe in Effizienz und Skalierbarkeit setzen. Sie ermöglichen es, komplexe Produkte wie Batterien, Solarpanels oder jetzt auch KI-Modelle und Rechenleistung in großem Umfang bereitzustellen und so ganze Wirtschaftssektoren zu transformieren. Erstmals hatte Elon Musk den Begriff Giga-Fabrik verwendet – für seine Batteriefabrik in Nevada, USA.

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KI-Gigafactories und die Pläne der Europäischen Union

 Die EU verfolgt mit KI-Gigafabriken das Ziel, Europas Rückstand bei der Entwicklung von KI-Technologien aufzuholen und die digitale Souveränität zu stärken. Im Rahmen des Aktionsplans der Europäischen Kommission sollen bis zu fünf solcher Gigafabriken entstehen, die deutlich größer als herkömmliche KI-Fabriken sind. Die EU möchte damit Unternehmen, Start-ups und Forschungseinrichtungen Zugang zu modernster KI-Infrastruktur bieten und die Entwicklung komplexer KI-Modelle ermöglichen.

Kernstück der europäischen Strategie ist die Initiative InvestAI. Sie soll Investitionen von insgesamt 200 Milliarden Euro für den KI-Sektor mobilisieren. Ein eigens eingerichteter europäischer Fonds mit einem Volumen von 20 Milliarden Euro dient der Finanzierung der KI-Gigafabriken. Die Mittel stammen aus bestehenden EU-Programmen wie „Digitales Europa“, „Horizont Europa“ sowie „InvestEU“. Auch die Mitgliedstaaten sind eingebunden und können über ihre Kohäsionsfonds zusätzliche Mittel bereitstellen. Die Finanzierung erfolgt als öffentlich-private Partnerschaft, um unterschiedliche Investoren und Risikoprofile anzusprechen.

Welche möglichen Standorte gibt es für KI-Gigafactories?

Als Standorte für die KI-Gigafabriken kommen verschiedene Regionen in Europa infrage. Besonders gute Chancen werden Deutschland und hier speziell dem Forschungszentrum Jülich in Nordrhein-Westfalen eingeräumt. Dort entsteht bereits eine von der EU geförderte KI-Fabrik, die durch den Ausbau zur Gigafabrik den Strukturwandel der Region weiter vorantreiben könnte. Weitere Standorte werden aktuell geprüft, wobei die finale Auswahl im Rahmen eines EU-weiten Ausschreibungsverfahrens erfolgt. Bis Mitte Juni können sich interessierte KI-Fabriken bewerben.

Wie lässt sich eine Infrastruktur für eine KI-Gigafactory aufbauen?

Die Infrastruktur der KI-Gigafabriken soll hochskalierbare Rechenzentren mit modernster Hardware umfassen. Geplant sind Anlagen mit rund 100.000 KI-Chips der neuesten Generation, die enorme Rechenleistung für das Training und den Betrieb großer KI-Modelle bereitstellen. Die Gigafabriken werden als offene Plattformen konzipiert, sodass Unternehmen, Start-ups und Forschungseinrichtungen gleichermaßen Zugang erhalten. Neben der Hardware sind auch leistungsfähige Netzwerke und Speichersysteme vorgesehen, um den Datenaustausch und die Zusammenarbeit zu erleichtern.

Aufgrund der besonderen Anforderungen an die Infrastruktur lässt sich eine solche KI-Gigafactory nicht überall realisieren. Es sind bestimmte Voraussetzungen am Standort notwendig, die erfüllt sein müssen. Basis soll das weltweit führende Supercomputernetz der EU sein. Deshalb werden die KI-Gigafactories vermutlich auch im direkten Umfeld der Supercomputer aufgebaut.

In welchem Zeitrahmen lassen sich die KI-Gigafactories umsetzen?

Die Europäische Kommission plant, die ersten KI-Gigafabriken ab dem Jahr 2026 in Betrieb zu nehmen. Derzeit läuft die Ausschreibung, bei der sich bestehende und neue KI-Fabriken um eine Förderung bewerben können. Die vollständige Realisierung der Infrastruktur wird sich voraussichtlich über mehrere Jahre erstrecken, wobei die ersten Standorte bereits in der zweiten Hälfte der 2020er Jahre ihre Arbeit aufnehmen sollen.

Die EU-Kommission hatte bereits im Dezember 2024 sieben KI-Fabriken angekündigt, weitere fünf sollen in Kürze folgen. Insgesamt vier davon will die EU mit „InvestAI“ finanzieren. Darüber hinaus plant die EU, einen Europäischen KI-Forschungsrat zu gründen, um darin Ressourcen zu bündeln und die Nutzung der Daten für KI-Anwendungen zu optimieren.

Welche Unternehmen beteiligen sich und mit welchen Zielen?

Mehrere große europäische Unternehmen sind an den Plänen für KI-Gigafabriken beteiligt. In Deutschland haben sich jüngst SAP, Deutsche Telekom, Ionos, die Schwarz-Gruppe und Siemens zu einem Konsortium zusammengeschlossen, das gemeinsam ein KI-Rechenzentrum errichten will. Auch Unternehmen aus anderen EU-Staaten zeigen Interesse an einer Beteiligung und bereiten entsprechende Bewerbungen vor.

Die Zusammenarbeit erfolgt in Form öffentlich-privater Partnerschaften, um Synergien zu nutzen und die Finanzierung zu sichern. Welche weiteren Firmen sich noch beteiligen werden, ist aktuell offen. Dass es ohne Kooperationen wohl nicht funktionieren wird, zeigen die Kosten: Der Aufbau einer KI-Gigafabrik soll zwischen drei und fünf Milliarden Euro kosten. Die EU wird bis zu 35 Prozent der Kosten bezuschussen, der Rest muss von den Firmen finanziert werden.

Die Ziele der einzelnen Unternehmen sind einerseits unterschiedlich und andererseits komplementär. SAP möchte die eigene Softwareentwicklung durch Zugang zu leistungsfähiger KI-Infrastruktur beschleunigen, während die Deutsche Telekom und Ionos als Betreiber von Rechenzentren ihre Cloud-Dienste ausbauen wollen. Die Schwarz-Gruppe und Siemens planen, KI-Anwendungen in ihren jeweiligen Branchen – Handel und Industrie – voranzutreiben. Alle Unternehmen betonen die Bedeutung digitaler Souveränität und die Notwendigkeit, KI-Kapazitäten in Europa zu bündeln.

Das übergeordnete Ziel aller Beteiligten ist es, Europa als führenden Kontinent für Künstliche Intelligenz zu etablieren. Die KI-Gigafabriken sollen die Entwicklung und den Einsatz von KI-Technologien beschleunigen, die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen stärken und Innovationen in Wirtschaft und Wissenschaft fördern. Gleichzeitig sollen die Gigafabriken dazu beitragen, die Abhängigkeit von außereuropäischen Anbietern zu verringern. Nur so sei es möglich, sensible Daten innerhalb Europas zu verarbeiten. 

Aktueller Stand beim Bau der KI-Gigafactories: Jülich ist dabei

Noch bis Mitte Juni läuft die Bewerbungsfrist bei der EU. Dadurch ergibt sich, dass das Projekt derzeit noch auf dem Stand der Ausschreibungs- und Planungsphase ist. Die EU-Kommission hat die ersten sieben KI-Fabriken bereits angekündigt und wird in Kürze die nächsten fünf Gigafabriken benennen. Das Forschungszentrum Jülich (FZ Jülich) ist eine davon und hat den Plan zum Ausbau zur Gigafabrik inzwischen schon öffentlich bekannt gegeben. Sie soll „JUPITER AI Factory“ heißen und ein zentraler Pfeiler der europäischen KI-Infrastruktur werden.

Da es in Jülich Europas ersten Supercomputer der Exascale-Klasse gibt und das Forschungszentrum sich vor allem im interdisziplinären Bereich und der Grundlagenforschung rund um Energie, Information und Bioökonomie einen exzellenten Ruf erarbeitet hat, lag die Entscheidung nahe. Zu den Partnern des FZ Jülich gehören unter anderem das Center für Künstliche Intelligenz der RWTH Aachen, die Fraunhofer-Institute für Angewandte Informationstechnik und für Intelligente Analyse- und Informationssysteme sowie das Hessian Center for Artificial Intelligence. Parallel dazu bereiten wohl weitere Unternehmen und Konsortien in mehreren EU-Staaten ihre Bewerbungen und Baupläne vor. Die Finanzierung ist durch die EU-Initiative InvestAI gesichert, sodass mit dem Bau ab 2026 gerechnet wird.

Herausforderungen beim Aufbau der KI-Gigafactories

Der Aufbau von KI-Gigafabriken ist mit erheblichen Herausforderungen verbunden. Dazu zählen die Sicherstellung der Finanzierung, der Zugang zu modernster Hardware – insbesondere leistungsfähigen KI-Chips –, der Aufbau nachhaltiger Energieversorgung und die Einhaltung strenger Datenschutz- und Sicherheitsstandards. Auch der Fachkräftemangel im Bereich KI und IT sowie die Notwendigkeit, die Infrastruktur europaweit zu vernetzen, stellen große Aufgaben dar. Zudem müssen die politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen laufend angepasst werden, um Innovationen zu ermöglichen und gleichzeitig Risiken zu minimieren.

Bei all den Herausforderungen sind die Pläne zum Bau von KI-Gigafabriken vor allem ein starkes Signal für die Zukunft der Künstlichen Intelligenz in Europa. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat die Notwendigkeit in einer Rede auf dem Aktionsgipfel für KI in Paris deutlich formuliert: „KI wird unsere Gesundheitsversorgung verbessern, unsere Forschung und Innovation ankurbeln und unsere Wettbewerbsfähigkeit steigern. Wir wollen, dass KI eine Kraft für das Gute und für das Wachstum ist.“ Von dieser Weichenstellung sollen am Ende alle Menschen in der Europäischen Union profitieren.

Ein Beitrag von:

  • Nina Draese

    Nina Draese hat unter anderem für die dpa gearbeitet, die Presseabteilung von BMW, für die Autozeitung und den MAV-Verlag. Sie ist selbstständige Journalistin und gehört zum Team von Content Qualitäten. Ihre Themen: Automobil, Energie, Klima, KI, Technik, Umwelt.

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