Steuererklärung bald einfach per App?
Die Steuererklärung zu erstellen könnte bald mit wenigen Klicks funktionieren. Entsprechende Pläne unterstützt nun nach der SPS auch Bayerns Finanzminister Füracker. Ziehen andere Bundesländer nach?
Die Steuererklärung könnte künftig sehr viel einfacher werden.
Foto: Smarterpix / simpson33
Es klingt nach einer kleinen Revolution im deutschen Steuerwesen: Die Steuererklärung soll künftig mit nur wenigen Klicks erledigt werden können. Was bislang für viele Bürgerinnen und Bürger mit Papierbergen, komplizierten Formularen oder mühsamer Software verbunden war, könnte sich schon bald auf das Smartphone verlagern und deutlich einfacher werden.
Bayerns Finanzminister Albert Füracker (CSU) hat sich laut dpa klar hinter eine solche Idee gestellt. Steuerpflichtige sollen demnach vom Finanzamt einen fertigen Entwurf der Steuererklärung auf ihr Handy geschickt bekommen und diesen mit einem einfachen Klick bestätigen können. Ergänzungen oder Änderungen wären ebenso möglich – alles digital, rechtssicher und ohne die bislang gewohnte Bürokratie.
In Hessen gibt es bereits ein Pilotprojekt
Damit knüpft Füracker an Vorschläge der SPD an, die sich schon zuvor für eine Pilotregion in Bayern stark gemacht hatte. In Hessen läuft ein vergleichbares Modell bereits, rund 6.000 Steuerpflichtige in und um Kassel können dort auf einen automatischen Vorschlag zur Festsetzung der Einkommensteuer zurückgreifen. SPD-Politiker im Freistaat wollten Nürnberg als Vorreiterregion gewinnen und zeigten sich nun erfreut darüber, dass auch die CSU die Idee aufgreift. Füracker spricht von einem „Meilenstein bei der Reduzierung der Steuerbürokratie“ und will das Projekt, das auf die bestehende Elster-Software aufsetzt, bereits 2026 an den Start bringen.
Vorläufig sollen vor allem ledige, kinderlose Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von der App profitieren, doch die Vision reicht weiter. Am Ende soll ein bundesweit einheitliches System entstehen, das allen Bürgerinnen und Bürgern offensteht. Damit werde nicht nur Doppelarbeit vermieden, sondern auch der ewige Flickenteppich an unterschiedlichen Insellösungen verhindert.
Steuererklärung, Verwaltung und Co.: Digitaler Staat im Aufwind
Während auf Bundes- und Landesebene über die digitale Steuererklärung diskutiert wird, arbeiten die Verwaltungen in den Städten und Gemeinden arbeiten intensiv daran, digitale Angebote für ihre Bürgerinnen und Bürger auszubauen. Denn der Staat der Zukunft wird sich nicht nur daran messen lassen müssen, wie einfach eine Steuererklärung funktioniert. Es wird auch darum gehen, wie schnell, unkompliziert und ortsunabhängig Menschen auf kommunale Dienstleistungen zugreifen können.
Einen Überblick über den Stand dieser Entwicklung liefert jedes Jahr der Smart City Index des Digitalverbands Bitkom. Für 2025 zeichnet sich dabei eine bemerkenswerte Dynamik ab: Städte wie Düsseldorf, Hannover, Heidelberg und Leipzig haben einen Sprung nach vorn gemacht und gehören nun zu den zehn bestplatzierten Kommunen. Leipzig kletterte von Platz 23 auf einen Spitzenplatz, Hannover sogar von Rang 41 in die Top 10. Andere Städte, die im vergangenen Jahr noch vorne lagen – etwa Dresden, Freiburg oder Lübeck – mussten Federn lassen. Dass die Bewegungen im Ranking so stark ausfallen, zeigt, wie schnell sich digitale Strategien in den Kommunen auswirken können.
Das digitale Rathaus wird wichtiger
Der Smart City Index untersucht alle 83 deutschen Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohnern. Bewertet wird in fünf Kategorien: Verwaltung, IT und Kommunikation, Energie und Umwelt, Mobilität sowie Gesellschaft und Bildung. Insgesamt 13.529 Datenpunkte wurden erhoben, von Online-Bürgerservices über Sharing-Angebote im Verkehr bis hin zu digitalen Schulungen für Verwaltungsangestellte. Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst weist darauf hin, dass der Durchschnittswert der Städte binnen vier Jahren von 52,4 Punkten auf inzwischen 70,8 Punkte gestiegen ist. Die Schere zwischen Spitzenreitern und Nachzüglern werde kleiner, der Wettbewerb härter. Die Digitalisierung sei nicht mehr eine Frage einzelner Vorzeigeprojekte, sondern längst zum Standard und zum entscheidenden Standortfaktor geworden.
Das digitale Rathaus rückt damit ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Wer heute einen Kita-Platz beantragt, einen Wohnsitz ummeldet oder einen neuen Ausweis braucht, erwartet zunehmend, dass dies online und mobil möglich ist. Lange Wartezeiten im Bürgeramt passen nicht mehr in die heutige Zeit. Vor allem, wenn es technisch möglich ist, eine Steuererklärung mit wenigen Klicks auf dem Smartphone zu erledigen.
Nicht nur für die Steuerklärung: Innovationen für den Staat der Zukunft
Neue Impulse kommen auch von der Start-up-Szene. Auf der Smart Country Convention in Berlin, die Ende September beginnt, treten fünf junge Unternehmen beim Smart Country Start-up Award an. Sie zeigen ihre Ideen für den digitalen Staat. Darunter sind Lösungen wie eine KI-gestützte Plattform für kommunalen Klimaschutz und ein digitales Jugendhilfeportal. Außerdem präsentieren Unternehmen einen intelligenten One-Stop-Shop für Sozialleistungen oder eine Anwendung, die Ausländerbehörden bei der Prüfung von Dokumenten entlasten soll.
Die Smart Country Convention selbst hat sich in den vergangenen Jahren zu einem zentralen Treffpunkt für alle Akteure der digitalen Transformation im öffentlichen Sektor entwickelt. Mehr als 18.000 Expertinnen und Experten aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Forschung kommen Ende September nach Berlin. Sie wollen sich über aktuelle Trends und Herausforderungen auszutauschen. Rund 650 Sprecherinnen und Sprecher sind angekündigt, darunter auch Bundesministerinnen und Bundesminister, die sich für ein moderneres, digitales Staatswesen stark machen.
Ob dort auch die Steuererklärung per App zum Thema wird? Nicht ausgeschlossen. Denn dass Bayern hier nun vorangeht, könnte Signalwirkung für andere Bundesländer haben. Und dass die Städte im Wettbewerb um den Smart City Index ihre Anstrengungen verstärken, zeigt ebenfalls die Bedeutung von Digitalierung.
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