Absichtserklärung der World Nuclear Association 17.03.2025, 14:30 Uhr

Große Firmen wollen Atomkraft massiv ausbauen

Bis 2050 sollen die weltweiten Kernkraftkapazitäten verdreifacht werden. Eine entsprechende Erklärung haben jetzt Google, Meta, Amazon und weitere Firmen unterzeichnet. Sie sehen diesen Schritt aufgrund des steigenden Energiebedarfs als notwendig an.

Kernkraft

Atomenergie als Schlüssel: Microsoft plant, KI mit nachhaltigem Strom zu versorgen.

Foto: PantherMedia / TIAM SEONG YEW

Die Unterzeichner kommen hauptsächlich aus der Tech-Branche, der Energiebranche, der Schifffahrt und der Industrie. Auch der deutsche Elektro- und Energietechnikhersteller Siemens Energy AG ist dabei.

In der gemeinsamen Erklärung wird u. a. festgehalten: Die Unterzeichner erkennen an, dass die Energienachfrage in vielen Branchen steigen wird, um wachsende Volkswirtschaften zu unterstützen. Sie stimmen zu, dass die Kernenergie bis 2050 mindestens verdreifacht werden sollte, um globale Energieziele zu erreichen. Zudem wird anerkannt, dass große Energieverbraucher auf konstante Energie angewiesen sind, die Kernenergie bieten kann. Es wird auch zugestimmt, dass sichere und saubere Energietechnologien, einschließlich der Kernenergie, ein zuverlässiges Stromnetz schaffen. Die Unterzeichner stimmen zu, dass ein wachsender Anteil an Kernenergie zur wirtschaftlichen Stabilität beiträgt und diese viele wirtschaftliche Aktivitäten, von Elektrifizierung bis Wasserstoffproduktion, unterstützen kann. Sie erkennen an, dass ein gleichberechtigter Zugang zu Finanzmitteln den Ausbau der Kernenergie ermöglicht und unterstützen die Regierungen bei der Verdopplung der Kernenergiekapazität bis 2050. Abschließend danken sie den Regierungen für ihre Investitionen in Kernenergie und fordern andere große Unternehmen auf, sich dieser Initiative anzuschließen.

Doch dieser Ansatz ist nicht neu. Bereits vor einigen Monaten haben wir berichtet, dass auch Microsoft auf die Atomenergie setzt. Grund dafür ist der steigende Strombedarf.

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Microsoft setzt auf Atomenergie für den wachsenden KI-Strombedarf

Microsoft hat im September 2024 einen 20-jährigen Vertrag zur Abnahme von Strom aus einem derzeit stillgelegten Kernreaktor abgeschlossen. Denn die KI benötigt viel Strom. Sehr viel Strom. Microsoft hat eine Kooperation mit dem Energieunternehmen Constellation Energy geschlossen, um den Reaktor TMI Unit 1 der Anlage Three Mile Island wieder in Betrieb zu nehmen.

Der Reaktor lief über viele Jahre, bevor er vor fünf Jahren aus Kostengründen abgeschaltet wurde. Durch die Vereinbarung soll nun Microsoft Strom aus dem wieder in Betrieb genommenen Kraftwerk beziehen, um den Energieverbrauch seiner Rechenzentren im PJM-Netz (Stromübertragungsnetz in den USA)  mit CO2-freiem Strom zu decken.

Rechenzentren brauchen viel Energie

„Die Versorgung von Industrien, die entscheidend für die globale wirtschaftliche und technologische Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes sind, darunter Rechenzentren, erfordert eine Fülle an CO2-freier und zuverlässiger Energie, die rund um die Uhr verfügbar ist. Kernkraftwerke sind die einzigen Energiequellen, die dieses Versprechen durchgehend erfüllen können“, sagte Joe Dominguez, Präsident und CEO von Constellation. „Bevor es aus wirtschaftlichen Gründen vorzeitig stillgelegt wurde, war dieses Kraftwerk eines der sichersten und zuverlässigsten im Netz.“

Dominguez erklärte, dass Constellation sich darauf freue, das Kraftwerk unter neuem Namen und mit neuer Mission wieder in Betrieb zu nehmen, um als wirtschaftlicher Motor für Pennsylvania zu fungieren. Besonders stolz sei das Unternehmen darauf, das neue Kraftwerk nach dem ehemaligen CEO Chris Crane zu benennen, der ein leidenschaftlicher Verfechter des Unternehmens gewesen sei und seine gesamte Karriere der sicheren und zuverlässigen Nutzung der nationalen Kernkraftwerke gewidmet habe.

Umfangreiche Investitionen geplant

Der Neustart betrifft nicht Block 2 des Kraftwerks in Pennsylvania, wo es 1979 zu einer teilweisen Kernschmelze kam, sondern den 2019 stillgelegten Block 1. Der Reaktor von Unit 1 liegt neben TMI Unit 2, die 1979 abgeschaltet wurde und derzeit von seinem Eigentümer, Energy Solutions, abgebaut wird. Unit 1 ist eine eigenständige Anlage und blieb vom Unfall in Unit 2 unberührt. Der Vorfall von 1979 gilt als der schwerwiegendste Atomunfall in der Geschichte der USA. Es gab keine Todesopfer und keine nachweisbaren gesundheitlichen Auswirkungen auf die Anwohner. Dennoch mussten etwa 140.000 Menschen vorübergehend ihre Häuser verlassen.

Für die Wiederinbetriebnahme sind umfangreiche Investitionen geplant, um die Turbine, den Generator, den Haupttransformator sowie die Kühl- und Kontrollsysteme zu modernisieren. Bevor der Reaktor neu gestartet werden kann, muss die U.S. Nuclear Regulatory Commission nach einer umfassenden Sicherheits- und Umweltprüfung die Genehmigung erteilen. Auch staatliche und lokale Behörden müssen zustimmen. Zusätzlich wird Constellation einen Antrag stellen, um die Betriebserlaubnis der Anlage bis mindestens 2054 zu verlängern. Der Start des Crane Clean Energy Center ist für 2028 geplant.

„Diese Vereinbarung ist ein wichtiger Meilenstein in Microsofts Bemühungen, das Stromnetz zu dekarbonisieren und unser Ziel zu unterstützen, CO2-negativ zu werden. Microsoft arbeitet weiterhin mit Energieanbietern zusammen, um CO2-freie Energiequellen zu entwickeln, die den Kapazitäts- und Zuverlässigkeitsanforderungen des Stromnetzes gerecht werden“, wird Bobby Hollis, Vizepräsident für Energie bei Microsoft, in einer Pressemitteilung zitiert.

Enge Zusammenarbeit und Dialog mit der Gemeinschaft

Das Unternehmen hebt hervor, dass die lokale Gemeinschaft aktiv von den wirtschaftlichen Vorteilen der Wiederinbetriebnahme profitieren soll. Constellation hat dazu 1 Mio. $ für die nächsten fünf Jahre zugesagt, um die Entwicklung von Arbeitskräften und andere Bedürfnisse der Gemeinschaft zu unterstützen. Constellation plant, den Neustart durch enge Zusammenarbeit und Dialog mit der Gemeinschaft zu gestalten.
„Das CCEC wird über Jahrzehnte hinweg Tausende von familienfreundlichen Arbeitsplätzen unterstützen“, sagte Rob Bair, Präsident des Pennsylvania State Building and Construction Trades Council. „Es wird Pennsylvania helfen, ein führender Standort für zuverlässige, saubere Energiejobs zu werden, die die Zukunft prägen werden.“

Pennsylvanier unterstützen den Neustart der Anlage

Gouverneur Josh Shapiro betonte, dass die Kernenergiebranche in Pennsylvania eine wichtige Rolle bei der Bereitstellung von sicherem, CO2-freien Strom spielt, der Emissionen reduziert und die Wirtschaft stärkt. Er erklärte, dass das Crane Clean Energy Center unter sorgfältiger Aufsicht bestehende Infrastruktur nutzen wird, um die Kernenergie auszubauen und Tausende von Arbeitsplätzen zu schaffen. Zudem kündigte er an, dass seine Regierung weiterhin die Energiekosten senken und die Zuverlässigkeit des Stromnetzes gewährleisten wolle, um den Pennsylvaniern Zugang zu bezahlbarem Strom zu ermöglichen.

Die öffentliche Zustimmung für den Neustart ist in Pennsylvania hoch. Eine aktuelle landesweite Umfrage von Susquehanna Polling & Research zeigt, dass die Pennsylvanier den Neustart der Anlage mit über 2 zu 1 unterstützen. Zudem befürworten 70 % der Befragten die fortgesetzte Nutzung von Kernenergie als zuverlässige, CO2-freie Energiequelle.

Ein Beitrag von:

  • Alexandra Ilina

    Alexandra Ilina ist Diplom-Journalistin (TU-Dortmund) und Diplom-Übersetzerin (SHU Smolensk) mit mehr als 20 Jahren Berufserfahrung im Journalismus, in der Kommunikation und im digitalen Content-Management. Sie schreibt über Karriere und Technik.

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