Energiespeicherung 24.03.2025, 17:35 Uhr

Deutsche Industrie entdeckt Energiespeicher als Sparhammer

Der deutsche Energiespeichermarkt schwächelt zwar, startet aber laut Branchenverband BVES vor allem im Industriesegment endlich durch.

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3D-Grafik eines großen Energiespeichersystems: Der deutsche Energiespeichermarkt schwächelt, startet aber laut Branchenverband BVES vor allem im Industriesegment endlich durch. Auch die Großspeicher legten 2024 zu.

Foto: PantherMedia / phonlamai

Laut der aktuellen Branchenanalyse des Bundesverbands Energiespeicher Systeme e. V. (BVES) sank der Gesamtumsatz der Energiespeicherbranche in Deutschland von 16,1 Mrd. € im Jahr 2023 auf 12,5 Mrd. € im letzten Jahr – ein Rückgang von 23 %. „Wir sehen für 2024 erstmals eine Konsolidierung, das darf man so sagen“, resümierte Jörg Blaurock von der 3Energie-Consulting GmbH & Co. KG, die die Marktstudie seit 2018 für den BVES erstellt.

Trotzdem sieht sich die Branche selbst „auf Wachstumskurse“, wie der BVES am 24. März 2025 mitteilte. Ursache hier ist, dass trotz Umsatzeinbruch auf den beiden großen Teilmärkten Industrie & Gewerbe sowie Systeminfrastruktur (Großspeicher) endlich das Wachstum anspringt, auf das die Branche schon so lange gewartet hat. 2022 und vor allem auch im Rekordjahr 2023 trugen die Heimspeicher die Umsätze in neue Rekordhöhen; 2024 trugen die Umsätze im Heimsektor fast 69 % bei. Damit war 2024 vorerst Schluss: Der Heimspeicherbereich sackte förmlich um zwei Fünftel in sich zusammen: von 11,1 Mrd. € auf 6,7 Mrd. € (-39 %).

Warum die Energiespeicherbranche jetzt erst richtig Fahrt aufnimmt

„Als sehr positiv sehen wir die Entwicklungen im Industrie-/Gewerbesegment, die zeigen, dass die Industriewende endlich an Fahrt aufnimmt. Auch das Haushaltssegment ist letztlich, die Einmaleffekte der Energiepreiskrise herausgerechnet, weiter auf einem soliden Wachstumskurs“, erklärt Urban Windelen, BVES-Bundesgeschäftsführer. Der Industriesektor legte von 1,3 Mrd. € auf 1,6 Mrd. € zu (+23 %) – laut Blaurock der „schlafende Riese, bei dem alle darauf warten, dass er mal durchstartet“. Jetzt legt er mitten in der Konsolidierungsphase zu. „Wir sehen weiteres Wachstum 2025“, so Blaurock.

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Das Wachstum im Industriesegment habe auch mit einer anderen Kundenmotivation zu tun: „Das Thema ist jetzt nicht mehr Nachhaltigkeit, sondern die Kostenreduzierung“, sagt Blaurock. Die Kundschaft habe erkannt, dass die Industriespeicher einen Beitrag zur Kostenkonsolidierung leisten könnten. Laut Windelen ist dies „für uns das wichtigste Signal, dass dieser in Zukunft wichtigste Markt für Speicher endlich losläuft, weil die Industrie sich zunehmend ehrlich macht.“

Sie lernten nämlich, dass sie sich langfristig nicht auf fossile Energieträger verlassen könnten, sondern „sich auf das Elektron verlassen müssen“. Kosten ließen sich mit eigenen Speichern konkret senken, und der Kostendruck angesichts hoher Netzentgelte bleibt, eigene Speicher versprechen da kurzfristig Abhilfe: „So schnell können Netzentgelte da draußen gar nicht gesenkt werden“, so Windelen.

Warum der Heimspeicherbereich eingeknickt ist

Wichtig für den Haushaltssektor zu wissen ist: Die BVES-Studie erfasst sowohl Wärme- als auch Stromspeicher. In beiden Segmenten gab es 2024 ein schlechtes Marktumfeld. So hängen die Wärmespeicher am Wärmepumpenmarkt. Der brach 2024 rapide ein, von 7,3 Mrd. € auf 4,0 Mrd. €. Der Verkauf der Wärmepumpen entsprach nicht dem, was erwartet worden war. 46 % Wärmepumpen wurden in Deutschland weniger verkauft.

Auch der Bereich Stromspeicher konsolidiert sich von 3,8 Mrd. € Umsatz auf 2,8 Mrd. €. Jörg Blaurock erklärt das so: „2023 war ein Rekordjahr.“ Inzwischen seien Stromspeicher im Heimsegment eine preissensible Commodity. Der Umsatzrückgang sei ebenso getrieben durch niedrigere Verkaufszahlen, Konkurrenz seien hier die Balkonkraftwerke, die gleich samt Speicher kommen. Die Zunahme chinesischer Hersteller erhöhe den Druck. Die deutschen Hersteller müssen ihre Konkurrenzfähigkeit unter Beweis stellen durch die Fokussierung auf Software, so Blaurock. Hier insbesondere durch die Energiemanagementsysteme und das Thema Cybersecurity.

Speicherausblick 2025

Die Branchenstudie im Auftrag des BVES sieht für 2025 wieder einen Aufwärtstrend vor. „Hohe Kosteneinsparungen und die Erschließung von neuen Geschäftsmodellen (z. B. Bidirektionalität) machen diese Systeme zunehmend attraktiv. Nach der BVES-Branchenumfrage wird erwartet, dass diese Faktoren das Wachstum auch 2025 deutlich weiter vorantreiben werden“, heißt es zum Industriesegment.

Auch im Heimspeichersektor hofft die Branche auf einen Neustart: „Dennoch wird für 2025 eine Verbesserung des Marktes erwartet, insbesondere durch die Entwicklung der Elektromobilität sowie durch neue Geschäfts- und Vermarktungsmodelle von Haushaltsspeichern durch aktuelle regulatorische Anpassungen.“

Ein Beitrag von:

  • Stephan W. Eder

    Stephan W. Eder

    Stephan W. Eder ist Technik- und Wissenschaftsjournalist mit den Schwerpunkten Energie, Klima und Quantentechnologien. Grundlage hierfür ist sein Studium als Physiker und eine anschließende Fortbildung zum Umweltjournalisten.

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