VDI: „Deutschland darf sich seine Zukunft nicht kaputt sparen“
Deutschland spart an der Bildung – und gefährdet damit seine Zukunft. Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) warnt: Ohne starke Investitionen in Schulen, Ausbildung und MINT-Nachwuchs droht der Wirtschaftsstandort den Anschluss zu verlieren.
Die neue IW-Studie zeigt: Deutschland investiert vergleichsweise wenig in Bildung. Dabei sind moderne Lernbedingungen entscheidend, um die Fachkräfte von morgen auszubilden.
Foto: panthermedia.net/Fabrice Michaudeau
Um in Zukunft konkurrenzfähig zu bleiben, braucht Deutschland Fachkräfte, die im Wandel des Arbeitsmarktes flexibel und anpassungsfähig bleiben, bereit sind, sich weiterzubilden oder umzuschulen, und keine Angst vor Veränderungen haben. Diese Skills sollten Kinder und Jugendliche idealerweise von Grund auf lernen. Doch Deutschland hat ein großes Problem: Ausgerechnet im Bildungssystem wird zu viel gespart. Wie eine aktuelle Studie zeigt, gehört das Land zu den Schlusslichtern in Europa. Das prangert der VDI an.
Ein reiches Land spart am falschen Ende
Deutschland gehört zu den reichsten Volkswirtschaften der Welt. Doch beim Blick auf das Bildungssystem zeigt sich ein Paradox: Die Investitionen in Schulen, Kitas, Hochschulen und Weiterbildung fallen seit Jahren zurück.
In einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) heißt es, dass Deutschland Spitzenreiter bei Sozialausgaben ist. 41 % der gesamten Ausgaben fließen in Deutschland in die soziale Sicherung, knapp die Hälfte davon entfällt auf die Alterssicherung. Auch bei den Ausgaben für das Gesundheitswesen liegt Deutschland im Vergleich mit den Benelux- und den nordischen Ländern mit 16 % an der Spitze.
Nur im Bereich der Bildung bildet Deutschland im Vergleich das Schlusslicht: Nur 9,3 % der Mittel im Jahr 2023 wurden in das Bildungswesen investiert. Zum Vergleich: Österreich und die Schweiz liegen der Studie zufolge fast 50 % darüber.
„Gute Bildung trägt zum Erhalt unserer sozialen Sicherungssysteme maßgeblich bei. Sie führt zu geringeren Gesundheitsausgaben und gut ausgebildeten Fachkräften mit potenziell gut bezahlten Jobs. Das ist eine wichtige Stütze für ein beitragsfinanziertes Sozialsystem“, sagt Thomas Kiefer, Bereichsleiter Beruf, Bildung und Netzwerke im Verein Deutscher Ingenieure (VDI).
Investition in Bildung hat keinen großen Stellenwert
Fachkräfte werden dringend gesucht, vor allem in Zeiten, in denen der Arbeitsmarkt in einem stetigen Wandel ist. Wenn Deutschland weiterhin ein starker Wirtschafts- und Technologiestandort sein will, geht es nicht ohne Menschen mit den passenden Qualifikationen und Kompetenzen, heißt es in einer VDI-Pressemitteilung.
Der VDI stellt folgende Probleme im deutschen Bildungssystem fest:
- Fehlende Integration benachteiligter Zielgruppen
- Hohe Schul- und Studienabbruchquoten
- Geringe Quote von Mädchen und Frauen in den MINT-Fächern
- Ein wenig flexibles und kaum durchlässiges Bildungssystem
- Lehrkräftemangel
- Fehlende (technologische) Ausstattung an Bildungseinrichtungen
„Wenn wir den jungen Menschen zeigen, dass in sie investiert wird und welche Möglichkeiten sich für sie persönlich dadurch ergeben, dann werden wir ihre Bereitschaft erhöhen, der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Das ist in Zeiten schwieriger demografischer Entwicklungen wichtiger denn je“, erklärt Kiefer.
Initiative Zukunft Deutschland als Antwort
Mit seiner Initiative „Zukunft Deutschland 2050“ greift der VDI das Thema Bildung auf: Der Techniknachwuchs von morgen soll gefördert werden. Welche Stellschrauben dafür gedreht werden müssen, will der Verein durch Aktionen und den Austausch mit Expertinnen und Experten herausfinden. So will der VDI dazu beitragen, das Bildungssystem für die aktuellen Herausforderungen und Anforderungen der Zukunft fit zu machen, heißt es.
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