Trotz Top-Studiengängen: Der Ingenieurnachwuchs bleibt aus
Deutschland ist ein Land der Ingenieurskunst, doch gleichzeitig fehlen die Menschen, die Innovationen entwickeln können. Das neue CHE Masterranking zeigt, wie widersprüchlich die Lage der Ingenieurwissenschaften an den Hochschulen und Universitäten derzeit ist.
Zufriedene Masterstudierende, doch weniger Nachwuchs: Das CHE Masterranking zeigt, warum der Fachkräftemangel in Ingenieurberufen wächst.
Foto: PantherMedia / denisismagilov
Inhaltsverzeichnis
Studierende sind überraschend zufrieden
Das CHE Masterranking zeigt, dass Masterstudierende ihre Situation überwiegend positiv bewerten. Nahezu alle beteiligten Fachbereiche erreichen mindestens vier von fünf möglichen Sternen. Im Durchschnitt vergeben die Befragten 4,2 Sterne für die allgemeine Studiensituation.
Sehr gut schneiden die Übergänge vom Bachelor ins Masterstudium, die Studienorganisation und die persönliche Betreuung ab. Leicht schwächer bewertet werden digitale Lehrformate und die Unterstützung bei Auslandsaufenthalten.
Das CHE Masterranking zeigt, wie gut Masterstudiengänge an deutschen Hochschulen aufgestellt sind und vergleicht sie anhand eines breiten Sets an Kriterien. Dazu gehören Bewertungen der Studierenden zur Studiensituation, zur Betreuung, zur Organisation und zum Übergang vom Bachelor ins Masterstudium. Ergänzend fließen Faktenindikatoren wie Drittmittelhöhe, Abschlüsse in „angemessener Zeit“ oder Promotionsmöglichkeiten ein. Erhoben wird das Ranking vom Centrum für Hochschulentwicklung.
Das vollständige Ranking enthält Bewertungen aus 39 Fächern sowie die Rückmeldungen von über 8000 Masterstudierenden. Die Hochschulen werden je Fach und Kriterium einzeln bewertet. Es bietet Studieninteressierten einen transparenten Überblick über die Qualität deutscher Hochschulen und zeigt gleichzeitig, welche Standorte besonders überzeugen.
Studierendenzahlen rutschen ab und verschärfen den Fachkräftemangel
Der Ingenieurmonitor von VDI und IW meldete im zweiten Quartal 2025 106.310 offene Stellen in den Ingenieur- und Informatikberufen. Gleichzeitig entscheiden sich immer weniger junge Menschen für ein ingenieurwissenschaftliches Studium.
An den Studienbedingungen kann dies nicht liegen:
„Das aktuelle CHE Masterranking zeigt, dass die dringend gesuchten Nachwuchsingenieur*innen mit ihrem Studium überwiegend sehr zufrieden sind“, erklärt Sonja Berghoff, Leiterin nationale Rankings beim CHE Centrum für Hochschulentwicklung.
Besonders stark ist der Maschinenbau betroffen. Dort sank die Zahl der Erstsemester innerhalb von zehn Jahren um rund 42 Prozent. Auch die Elektrotechnik (24 Prozent) und das Bauingenieurwesen (14 Prozent) verzeichneten deutliche Rückgänge.
Mehr zum Ingenieurmonitor von VDI und IW: Nachfrage nach Ingenieur- und IT-Fachkräften geht zurück
Hohe Drittmittel geben Forschung spürbare Freiräume
Ein zweites Ergebnis des CHE Masterrankings betrifft die Forschungsausstattung. Ingenieurwissenschaftliche Fachbereiche erzielen traditionell hohe Drittmittel. Das aktuelle Ranking bestätigt diese Tendenz sehr deutlich.
Im Maschinenbau liegt die TU Braunschweig mit durchschnittlich 800.000 Euro pro Wissenschaftlerin oder Wissenschaftler und Jahr an der Spitze. Die Universität Hannover und die TU Bergakademie Freiberg folgen mit jeweils über 500.000 Euro. In den Bauingenieurwissenschaften stechen die TU Berlin und die Universität Hannover hervor.
Was die Ergebnisse für Hochschulen und Unternehmen bedeuten
Die Zahlen legen nahe, dass der Fachkräftemangel nicht aus mangelnder Qualität der Ausbildung entsteht. Vielmehr scheint das Problem darin zu liegen, dass immer weniger Abiturientinnen und Abiturienten ein ingenieurwissenschaftliches Studium überhaupt in Betracht ziehen.
Für Unternehmen bedeutet das, dass sich der Wettbewerb um qualifizierte Absolventinnen und Absolventen weiter verschärfen wird. Hochschulen wiederum stehen vor der Aufgabe, die Attraktivität technischer Studiengänge stärker herauszustellen und Nachwuchs früher abzuholen
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