So denken Bewerbende über Re-skilling
Redakteurin Alexandra Ilina hat beim VDI nachrichten Recruiting Tag in Stuttgart mit Bewerbenden aus aller Welt gesprochen. Im Mittelpunkt standen Re-skilling, lebenslanges Lernen und die Bereitschaft, neue Fähigkeiten zu entwickeln, um sich den Herausforderungen des modernen Arbeitsmarktes zu stellen.
Teilnehmende beim VDI nachrichten Recruiting Tag in Stuttgart erzählen Redakteurin Alexandra Ilina von ihren beruflichen Zielen und Lernwegen. Auch Re-skilling ist ein Thema.
Foto: PantherMedia / Elnur_
Beim VDI nachrichten Recruiting Tag in Stuttgart standen dieses Jahr die Bewerbenden im Mittelpunkt: ihre Geschichten, Fragen und Motivationen. Die Veranstaltung zeigte ein hohes Maß an internationaler Vielfalt, mit Teilnehmenden aus der Ukraine, Mexiko, Peru, Frankreich und weiteren Ländern, die alle über beeindruckendes Fachwissen verfügen und in Deutschland beruflich Fuß fassen möchten.
Ein wiederkehrendes Thema war Re-skilling – also die Bereitschaft, sich neu zu qualifizieren und kontinuierlich weiterzubilden. Viele Bewerbende berichteten, dass sie offen dafür sind, neue Fähigkeiten zu erlernen oder in angrenzende Fachbereiche zu wechseln, um ihre Karrierechancen zu verbessern. Re-skilling wird hier nicht als bloße Notwendigkeit, sondern als aktive Chance gesehen, sich den Herausforderungen eines sich wandelnden Arbeitsmarktes zu stellen.
Hier sind einige Statements mit den Stimmen von Teilnehmenden des VDI nachrichten Recruiting Tags, die über ihre Erfahrungen, Motivation und ihre Einstellung zu Reskilling und lebenslangem Lernen berichten.
Lebenslauf optimieren und neue Skills entwickeln
Ernesto:
Ich erwarte von diesem Tag vor allem, mehr über die Unternehmen zu erfahren – welche Angebote sie haben und wie sie sich selbst präsentieren. Die CV-Checks und Karriereberatungen finde ich super, weil man dadurch die Chance bekommt, den eigenen Lebenslauf zu optimieren und wertvolle Tipps zu erhalten.
Besonders interessant ist für mich zu sehen, welche Schwerpunkte die Firmen setzen und ob mein Profil dazu passt. Ich suche aktuell im Bereich erneuerbare Energien, und das Thema Re-skilling finde ich spannend – also die Möglichkeit, bestehende Fähigkeiten gezielt zu erweitern oder in angrenzende Bereiche zu wechseln.
Ich selbst habe Maschinenbau im Bachelor studiert und einen Master in erneuerbaren Energien. Ich sehe Re-skilling nicht als kompletten Neuanfang, sondern als Chance, neue Perspektiven zu entdecken, zum Beispiel auch in Bereichen wie IT. Ich finde es sehr interessant, wie Unternehmen solche Entwicklungen unterstützen und welche Möglichkeiten sich dadurch ergeben.
Liidia:
Ich suche aktuell eine Position als Energieingenieurin oder Energiemanagerin. Ich habe bereits zwei Jahre Berufserfahrung im Ausland, aber auf dem deutschen Arbeitsmarkt erhalte ich bisher leider Absagen. Deshalb möchte ich mich beraten lassen, welche Qualifikationen oder Schritte nötig sind, um erfolgreich in Deutschland Fuß zu fassen.
Mein Hintergrund ist Elektrotechnik – ich habe ein Studium sowie einen Meisterabschluss in diesem Bereich. Zusätzlich habe ich einen Masterabschluss im Wasserbau. Ich wäre auch offen für Re-skilling oder Quereinstiege, um neue Kompetenzen zu entwickeln und meine Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern.
Ich komme aus der Ukraine und habe dort meine beiden Masterabschlüsse gemacht. Trotz meiner Erfahrung stoße ich hier in Deutschland leider auf Hürden – möglicherweise auch wegen meiner Deutschkenntnisse. Daher finde ich solche Beratungsangebote sehr hilfreich, um herauszufinden, wie man sich am besten aufstellt und welche Qualifikationen gefragt sind.
Von der Automobilindustrie zu neuen Perspektiven
Luis:
Ich erwarte von diesem Rekrutierungstag vor allem Networking, um mein berufliches Netzwerk auszubauen und neue Karrierechancen zu entdecken. Ich bin Mechatronik-Ingenieur und habe hier in Deutschland gerade mein Masterstudium abgeschlossen. Jetzt suche ich eine Position, in der ich als Projektmanager arbeiten kann – idealerweise in den Bereichen Automation oder Ingenieurprojekte.
Ich suche seit etwa zwei Monaten. Nach meinem Masterabschluss im Juni habe ich zunächst Urlaub gemacht und bin nun aktiv auf der Suche. Die Situation in Deutschland ist etwas komplizierter, als ich erwartet hatte.
Zum Thema Re-skilling: Ich sehe es als sehr wichtig an, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Selbst wenn man bereits ein Masterstudium abgeschlossen hat, reicht das Wissen alleine oft nicht aus. Es ist entscheidend, zusätzliche Erfahrungen zu sammeln, z. B. durch Praktika, Online-Kurse oder spezialisierte Lernangebote wie Machine Learning, KI oder Coursera. Ich bin bereit, mich immer wieder neu weiterzubilden, wenn die Möglichkeit besteht.
Ich glaube, dass viele Jobs in Zukunft durch AI und Automatisierung verändert werden. Gleichzeitig bietet dies hochqualifizierten Fachkräften die Chance, diese Tools zu nutzen, um ihre Arbeit zu verbessern. Für Projektmanager ist es meiner Meinung nach entscheidend, AI und digitale Werkzeuge aktiv zu lernen, um in drei bis fünf Jahren wettbewerbsfähig zu bleiben.
Marc:
Ich erwarte von diesem Rekrutierungstag vor allem, mein Netzwerk zu erweitern und neue berufliche Perspektiven zu entdecken. Ich arbeite aktuell als Projektleiter in der Automobilindustrie, möchte mich aber weiterentwickeln und nach Alternativen suchen, da die Branche momentan nicht sehr stabil ist. Ich prüfe derzeit, in welchen Branchen meine Qualifikationen passen könnten. Zum Beispiel sehe ich Chancen in der Rüstungsindustrie oder im technischen Vertrieb, auch in Bereichen wie künstliche Intelligenz. Ich habe schon mehrere Bewerbungen laufen, aber der Prozess zieht sich oft, und es erfordert Geduld.
Was Re-skilling betrifft: Ich bin grundsätzlich offen, zusätzliche Qualifikationen zu erwerben, falls mein bisheriger Weg nicht direkt zum Erfolg führt. Reskilling sehe ich als zweiten Schritt – wenn die aktuelle Jobsuche nicht klappt, möchte ich mich weiterbilden, um neue Möglichkeiten zu eröffnen. Ich habe konkrete Ideen, zum Beispiel Weiterbildung in KI, die meine bisherigen Kompetenzen ergänzen.
Ich habe langjährige Erfahrung in internationalen Projekten und spreche Deutsch, Englisch und Spanisch. Ich bin motiviert, bis Ende des Jahres eine neue Position zu finden und plane, gezielt Zeit und Ressourcen in meine berufliche Weiterentwicklung zu investieren.
Mein Name ist Marc und ich bin bereit, mich kontinuierlich weiterzuentwickeln, um meine Karriere in neue Richtungen zu lenken.
Von Mechatronik und Robotik zu neuen Möglichkeiten
Marti:
Ich bin heute vor allem wegen des CV-Checks hierhergekommen, weil ich seit mehreren Monaten im Bewerbungsprozess bin und nicht richtig vorankomme. Ich wollte meinen Bewerbungsprozess optimieren und habe hier in Stuttgart bereits Fortschritte gemacht.
Zusätzlich interessiert mich der Kontakt zu Unternehmen, um deren Erwartungen an Bewerber besser zu verstehen. Momentan bin ich noch an der Universität eingeschrieben und möchte herausfinden, welche Möglichkeiten aktuell gefragt sind – sei es als Werkstudent oder direkt als Junioringenieur.
Ich habe einen Doppelmaster in Mechatronik & Robotik sowie Maschinenbau und könnte deshalb auch einen Werkstudentenjob als Einstieg annehmen. Mein Ziel ist es, so einen ersten Fuß in die Industrie zu bekommen und gleichzeitig herauszufinden, welche Qualifikationen besonders gefragt sind.
Zum Thema Re-skilling: Ich bin auf jeden Fall bereit, neue Skills zu erlernen und mich umzuschulen, wenn es notwendig ist. Ich habe bereits praktische Erfahrung darin, mich in neue Themen einzuarbeiten – zum Beispiel habe ich über Empfehlungen meiner Professoren ein Praktikum bei Siemens im Bereich Leistungselektronik bekommen, obwohl mein Hintergrund eigentlich nicht Elektrotechnik war. Mit technischem Grundlagenwissen konnte ich mich schnell einarbeiten und einen Beitrag leisten.
Langfristig plane ich, mein Wissen kontinuierlich zu erweitern. Schon während meines Studiums habe ich gelernt, dass es immer neue Entwicklungen gibt, die man verfolgen sollte. Ich möchte auch in 20 Jahren noch bereit sein, mein Wissen zu aktualisieren und mich in neue Richtungen weiterzuentwickeln. Re-skilling sehe ich daher als wichtigen Bestandteil meiner Karriereplanung.
Re-skilling im fortgeschrittenen Karrierealter
Michael:
Ich wäre grundsätzlich bereit, neue Fähigkeiten zu erlernen, wenn es mit meinen vorhandenen Kenntnissen nicht klappt. Allerdings muss man bedenken, dass ich nicht mehr am Anfang meiner Karriere stehe – ich habe noch etwa sieben Jahre bis zur Rente. Daher würde ich genau abwägen, wie lange ein Re-skilling dauert – vielleicht ein halbes Jahr bis zwei Jahre – und ob es sinnvoll ist.
Ich habe Elektrotechnik studiert (Diplom) und arbeite schon längere Zeit in der Softwareentwicklung, unter anderem im Windows-, C++- und Unix-Umfeld. Mein Einstieg in die Softwarebranche war bereits ein Beispiel für Re-skilling: Ursprünglich war ich Elektrotechniker, habe dann aber auf Empfehlung gelernt, Windows-Programmierung zu beherrschen – und seitdem arbeite ich erfolgreich in diesem Bereich.
Ich denke, dass es heute notwendig ist, sich ständig weiterzubilden, um auf dem Arbeitsmarkt wettbewerbsfähig zu bleiben. Besonders das Thema Künstliche Intelligenz wird immer wichtiger. Jeder Mitarbeiter sollte sich zumindest einen groben Überblick verschaffen und Möglichkeiten ausprobieren, wie KI in der eigenen Arbeit eingesetzt werden kann.
Es ist meiner Meinung nach vor allem Eigenverantwortung der Beschäftigten, sich zusätzliche Qualifikationen anzueignen. Was die Unternehmen dafür bereitstellen, kann stark variieren, aber letztlich liegt es an jedem selbst, die eigenen Kenntnisse aktuell zu halten und weiterzuentwickeln.
Im Rahmen der VDI-Initiative „Zukunft Deutschland 2050“ laden wir zur Expertenrunde zum Thema Re-skilling in Darmstadt ein. Hier bringen wir Fachleute aus Industrie, Wissenschaft und Politik zusammen, um gemeinsam Strategien für berufliche Weiterbildung und Qualifizierung zu entwickeln. Durch den Austausch unterschiedlicher Perspektiven wollen wir praxisnahe Lösungen erarbeiten, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer fit für die Herausforderungen der digitalen und technologischen Transformation machen.
Melden Sie sich für unsere Expertenrunde Re-Skill-ING: Zukunftschance für Ingenieur*innen am 7. November in Darmstadt an.
Und hier geht es zu unserem Recruiting-Tag in Darmsadt
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