Sara Marchini: So wurde sie erfolgreiche Ingenieurin in Chemie und Verfahrenstechnik
Sara Marchini erzählt ihren Weg zur erfolgreichen Ingenieurin und Forscherin in der Chemie- und Verfahrenstechnik.
Sara Marchini rät jungen Kolleginnen: „Sucht euch die richtigen Menschen um euch herum, die euch stärken, inspirieren und unterstützen.“
Foto: TineJurtzPhotografie
Ich glaube nicht, junge Dame, dass Sie das Zeug dazu haben, Ingenieurin zu werden. Ingenieurwesen erfordert Härte, die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen und Druck auszuhalten – und Sie, Sie sind zu emotional.“ Mit diesen Worten begann Sara Marchini ihre Rede anlässlich der Verleihung des Dr.-Wilhelmy-VDI-Preises. Diese Worte, die ihr bereits viele Jahre zuvor während ihres Studiums gesagt worden waren, haben sie mehrere Jahre geprägt.
Sie erklärte, dass diese Aussage sie damals sehr getroffen habe, doch Schritt für Schritt habe sie im Laufe ihrer Karriere bewiesen, dass sie sehr wohl dazu fähig sei – bei jeder Konferenz, jedem Paper und jeder Auszeichnung. Gleichzeitig habe diese Stimme sie bei jedem kleinen Rückschlag begleitet und ihr immer wieder die Frage gestellt, ob sie wirklich in diesen Beruf und in diese Gemeinschaft gehöre. „Wer hätte gedacht, dass Worte so viel Macht haben“, reflektierte sie.
Mit Mut und Geduld: Drei Botschaften für angehende Ingenieurinnen
„Als Mädchen habe ich oft gefühlt: Du bist nicht genug. Du bist nicht gut genug, nicht schlau genug, nicht hübsch genug, nicht lang genug – einfach nicht genug. Da fragt man sich irgendwann: Was ist mein Zweck? Was heißt es, genug zu sein?“, berichtete sie von ihren Erfahrungen beim VDI-Kongress der Ingenieurinnen in Dresden, und mit jedem Wort – so schien es zumindest – traf sie einen Nagel mitten ins gesellschaftliche Bewusstsein. Es war keine gewöhnliche Rede, keine bloße Ansprache mehr – es war ein kraftvolles Statement, das noch lange im Raum nachhallen wird.
In ihrer Rede betonte Marchini, wie wichtig es sei, sich mit Menschen zu umgeben, die einen fördern und unterstützen. Für die nächste Generation von Ingenieurinnen und Ingenieuren gab sie drei zentrale Botschaften: Seid neugierig und mutig, verfolgt die Themen, die euch wirklich begeistern; baut Netzwerke auf und sucht euch Menschen, die inspirieren; und habt Geduld mit euch selbst, denn Fortschritt und Erfolg entstehen selten geradlinig.
Altgriechisch trifft Gasreaktor
In ihrer Doktorarbeit untersuchte Sara Marchini die Optimierung von Gas-Flüssig-Reaktoren. Die VDI-Jury war besonders beeindruckt von ihrer Gas-Strom-Modulationstechnik. Interessant: Sara Marchini wählte in der Schule Leistungskurse wie Philosophie, Geschichte und Altgriechisch – Fächer, die eher den Geist als die Technik fordern. Doch während sie sich durch antike Texte und ethische Fragestellungen arbeitete, bemerkte sie, dass Technik heute mehr denn je soziale und ethische Fragen aufwirft. „Ich dachte mir: Vielleicht kann ich mit meinem Hintergrund und meiner Emotionalität einen eigenen Beitrag leisten“, erzählt sie.
Mathe und naturwissenschaftliche Fächer lagen ihr, doch ihr Interesse galt nie nur dem Verständnis, wie Dinge funktionieren. Technik bot die Möglichkeit, wirklich etwas zu bewegen – und gleichzeitig den eigenen ethischen Kompass einzubringen. Anfangs stieß sie auf Skepsis: Wie sollte jemand, der Altgriechisch gelernt hatte, plötzlich Ingenieurin werden? Doch das hielt sie nicht auf. „Es ging nie darum, etwas zu beweisen“, sagt sie. „Es ging darum, einen eigenen Beitrag zu leisten – mit einem Blick, den nicht jeder in technischen Feldern hat.“
Ein Weg voller Auszeichnungen und Inspiration
Marchini begann ihre wissenschaftliche Laufbahn in Italien an der Universität Pisa, wo sie Chemie-Ingenieurwesen studierte. Über das EU-Programm „Erasmus+“ kam sie nach Dresden, um ihre Masterarbeit in der Abteilung für Experimentelle Thermofluiddynamik am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) zu schreiben. Anschließend promovierte sie an der TU Dresden. Die Anerkennung für ihre herausragende Forschungsarbeit ließ nicht lange auf sich warten: Zunächst erhielt sie im Mai 2025 den Gisela- und Erwin-Sick-Universitätspreis für Messtechnik. Kurz darauf wurde sie mit dem „Manfred Hirschvogel Preis“ für die beste Dissertation im Bereich Maschinenbau ausgezeichnet.
In den vergangenen dreieinhalb Jahren hat sie alles gegeben – Schritt für Schritt. Natürlich gab es Schwierigkeiten, doch niemals hatte sie das Gefühl, daran zu scheitern. Um sie herum standen Menschen, die an sie glaubten und sie beständig ermutigten, wodurch sie immer weiter vorankam. „Für die nächste Generation lautet mein Rat: Sucht euch die richtigen Menschen um euch herum, die euch stärken, inspirieren und unterstützen“, sagte die 30-Jährige.
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