Kreativität lässt sich nicht befehlen – aber fördern
Die IESE-Studie zeigt: Kreativität entsteht nicht auf Anweisung. Führungskräfte können nur das Umfeld schaffen – offene Teams, Wertschätzung und Freiräume sind entscheidend, damit kreative Ideen umgesetzt werden.
Kreativität passiert nicht auf Knopfdruck – Führung kann nur Rahmen schaffen.
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Ingenieure werden oft als rational und strukturiert gesehen – und das stimmt auch. Doch hinter dem Lineal steckt längst nicht nur trockene Berechnung: Wer wirklich erfolgreich Projekte zum Fliegen bringen will, braucht Kreativität und Schlussfähigkeit in einem.
Wir wissen: Ingenieure verbinden Schlussfähigkeit und Kreativität, indem sie aus einzelnen Hinweisen schnell die richtigen Schlüsse ziehen und gleichzeitig unkonventionelle Ideen entwickeln. Genau diese Kombination macht Innovation möglich, denn sie verwandelt analytisches Denken in neue Produkte, Prozesse oder Technologien.
Warum Kreativität nicht befohlen werden kann
„Führungskräfte vergessen aber manchmal, dass ein Teil der Innovation, kreative Ideen, die neue Potentiale außerhalb der bestehenden Pläne schaffen, nicht in den strukturierten Prozessen passiert“, erklärt Christoph Loch, Professor an der IESE Business School.
Führungskräfte können Kreativität nicht einfach anordnen – sie lässt sich nicht wie ein Schalter umlegen. Was sie aber tun können, ist das Umfeld schaffen, in dem Ideen wachsen: Freiräume, Experimente ohne Angst vor Fehlern und der Mut, unkonventionelle Wege zuzulassen. Erst dort entfaltet sich echtes innovatives Denken.
Wenn Ideen auf Umsetzung treffen
„Innovation, die in der Lage ist, neues Potential zu schaffen, entsteht freiwillig, kreativ und oft spontan. Sie lässt sich nicht zuweisen wie eine gewöhnliche Aufgabe“, sagt IESE-Professor und weist darauf hin, dass Innovation dort entstehe, wo Menschen ihre Ideen gerne einbringen und gemeinsam umsetzen.
Christoph Loch erklärt, dass Führungskräfte zwar Rahmenbedingungen schaffen könnten, die Innovation fördern, eine detaillierte Kontrolle aber nicht funktioniere. In einer gemeinsam mit Konstantinos Ladas und Stylianos Kavadias von der Cambridge Judge Business School verfassten Studie weist er darauf, dass vor allem die Zusammenarbeit von Ideengebern und Umsetzern Innovation wirtschaftlich erfolgreich mache.
„Innovation entsteht nicht nur auf Anweisung“
Der IESE-Professor Loch sieht die Aufgabe des Managements darin, ein Gleichgewicht zwischen Ideen und deren Umsetzung zu schaffen, da es in vielen Unternehmen entweder zu viele Ideen ohne Umsetzung oder zu viele Umsetzungen ohne gute Ideen gebe. Er betont, dass Ideengeber ins Leere liefen, wenn das Team nicht motiviert sei, ihre Ideen umzusetzen, und dass Lob und Anerkennung beiden Gruppen – den Kreativen und den Praktikern – zuteilwerden sollten.
„Innovation entsteht nicht nur auf Anweisung, wenn man gezielt Lösungen für Probleme sucht. Innovation passiert meistens spontan, beim berühmten Gespräch am Wasserspender“, so IESE-Professor. „Impulse geben, nicht Befehle. Nicht nur Ideen feiern, sondern auch deren Umsetzung“, sagt der Experte.
Wie Manager Innovation anstoßen können
„Silos“ gelten in Unternehmen fast als Schimpfwort – gemeint ist nur, dass Menschen meist mit Gleichgesinnten zusammenarbeiten. Kreative hängen gern mit Kreativen ab, Praktiker mit Praktikern.
Manager können das ändern, indem sie eine offene Kultur schaffen: Events oder gemischte Teams bringen Ideengeber:innen und Umsetzer:innen zusammen, etwa Ingenieur:innen und Marketing, die gemeinsam neue Ideen entwickeln. Wichtig ist auch Anerkennung – nicht nur für die großen Einfälle, sondern auch für die Umsetzung. Wer sich wertgeschätzt fühlt, bringt sich weiterhin aktiv ein.
So schafft man eine innovationsfreundliche Unternehmenskultur
Dabei weist die IESE-Studie darauf hin, dass Manager Innovation nicht bis ins Detail steuern können – sie können aber gezielt Impulse setzen, die Zusammenarbeit und kreative Ideen fördern. Entscheidend ist, ein Gleichgewicht zwischen Ideengeber:innen und Umsetzer:innen zu finden, Räume zu schaffen, in denen unterschiedliche Teams sich austauschen, und nicht-monetäre Anerkennung wie Lob oder Sichtbarkeit einzusetzen. Die Rolle der Führungskräfte besteht oft darin, Anstöße zu geben – und sich dann zurückzunehmen. Unternehmen mit einer starken Innovationskultur sind dadurch häufig auch wettbewerbsfähiger.
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