Kreislaufwirtschaft: Methoden, Technologien und Umsetzungsbeispiele
Ressourcenknappheit, steigende Energiepreise und der fortschreitende Klimawandel stellen Unternehmen und Gesellschaft gleichermaßen vor enorme Herausforderungen. Die Antwort darauf ist ein grundlegender Wandel unseres industriellen Handelns – ein wichtiger Bestandteil: eine konsequente Kreislaufwirtschaft. Die technologische Basis für diesen Wandel wächst stetig, doch die Implementierung erfordert weit mehr als nur innovative Technologien: Sie verlangt ein neues Denken in Systemen, Prozessen und Wertschöpfungslogiken.

Diese Ausgabe widmet sich der Frage, wie sich ressourcen- und energieeffiziente Lösungen in der industriellen Praxis verankern lassen – von der Entwicklung geeigneter Bewertungsmethoden bis zur Umsetzung konkreter Re- und Upcyclingprozesse. Die Beiträge reichen von strategischen Analysen bis zur praxisnahen Implementierung digitaler Werkzeuge.
Ein Beitrag beleuchtet die Zielkonflikte, die bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen in Unternehmen auftreten. Ökologische, ökonomische und soziale Ziele stehen häufig in Konkurrenz – hier setzen systemische Ansätze an, die Wechselwirkungen erfassen und Entscheidungshilfen bieten.
Wie essenziell technologischer Fortschritt für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft ist, zeigt sich exemplarisch im Umgang mit ausgedienten Traktionsbatterien. Die Demontage ist nicht nur technisch anspruchsvoll, sondern auch ein entscheidender Hebel für die Transformation des Mobilitätssektors. Gleichzeitig wird deutlich: Ohne standardisierte Prozesse und digital unterstützte Demontage- und Analyseverfahren bleiben viele Potenziale ungenutzt. Mit dem RemanLab, der Entwicklung praxisnaher Nachhaltigkeitskennzahlen wie OES oder der datengetriebenen Systemarchitektur „DaViN“ werden in dieser Ausgabe zudem wegweisende Werkzeuge vorgestellt, die den Transfer in die Praxis ermöglichen und beschleunigen.
Ebenso wichtig ist der Blick auf die industrielle Breite: Der Energieeffizienz-Index der deutschen Industrie verdeutlicht, dass insbesondere kleine und mittlere Unternehmen strukturelle Hürden überwinden müssen. Neben finanziellen und organisatorischen Herausforderungen fehlt es oft an Zugang zu Technologie und Know-how – ein klarer Appell an Politik und Förderinstitutionen, gezielt zu unterstützen.
Nachhaltiges Wirtschaften und eine funktionierende Kreislaufwirtschaft erfordern interdisziplinäres Denken und ein tiefgehendes Verständnis der systemischen Wirkzusammenhängen. Diese Fachbeiträge liefern wertvolle Impulse und machen Mut, die Transformation mit Methoden und Technologien aktiv zu gestalten.

Prof. Dr.-Ing. Christoph Herrmann
ist Universitätsprofessor für Nachhaltige Produktion und Life Cycle Engineering und Leiter des Instituts für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik (IWF) der Technischen Universität Braunschweig sowie Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Schicht- und Oberflächentechnik IST. Foto: TU Braunschweig