Die Verschmelzung digitaler Intelligenz mit physischer Wertschöpfung
Die industrielle Wertschöpfung steht an einem Wendepunkt: Künstliche Intelligenz und Robotik ermöglichen eine Symbiose, die weit über die klassische Automatisierung hinausgeht. Die aktuelle Ausgabe der wt Werkstattstechnik online 9/2025 zeigt eindrucksvoll, wie breit dieses Spektrum ist – von hochpräziser Fertigung bis hin zu autonomen Sicherheitslösungen.
Auf der Hardware-Seite beweist das Hohlprägewalzen, dass sich bewährte Umformtechnik neu denken lässt: Effizienz und Präzision werden in einem Verfahren vereint, das den steigenden Anforderungen moderner Energietechnologien gerecht wird. Gleichzeitig demonstrieren robotische und virtuelle Verfahren wie die automatisierte Demontage von Automobilbaugruppen oder die kamerabasierte CNC-Pfadplanung, wie Datendurchgängigkeit und Prozessintegration neue Qualitätsmaßstäbe setzen können.
Doch die Zukunft entscheidet sich nicht allein an der Maschinenfront. Wissen, Daten und Prozesse müssen ebenso intelligent gesteuert werden. Ansätze zur Wissenssicherung in der Montage, strukturierte MLOps-Prozesse für die Produktionstechnik und humanzentrierte Zero-Defekt-Strategien zeigen, wie KI dazu beiträgt, Erfahrungswissen zu bewahren, Produktionsprozesse zu optimieren und Nachhaltigkeit fest in den Unternehmensalltag zu integrieren.
Mit der „One Stop Autonomization“ wird ein neues Paradigma skizziert, das unter dem Schlagwort Physical AI humanoide Roboter zu flexiblen Partnern im Arbeitsumfeld macht. Sie agieren in realen Umgebungen, unterstützt durch generative KI, mit besonderem Augenmerk auf Erklärbarkeit und Sicherheit. Gleichzeitig rückt die autonome Cyberabwehr die Sicherheitsdimension von Industrie 4.0 in den Fokus. Ein Aspekt, dessen Relevanz mit wachsender Vernetzung stetig zunimmt.
Die industrielle Transformation ist jedoch nicht nur technologische, sondern auch strategische Aufgabe. Eine Methodik zur Bewertung von Produktportfolios unter disruptiven Trends und eine aktuelle Studie zu Large Language Models im Produktionsumfeld liefern Unternehmen Orientierung, wie sie ihre Innovationskraft gezielt einsetzen und zukunftsfähige Strukturen schaffen können.
Eines wird klar: KI, Robotik und insbesondere Physical AI sind nicht nur technische Entwicklungen, sondern ein Schlüssel für die Wettbewerbsfähigkeit Europas. Die Produktionstechnik nimmt dabei eine zentrale Rolle ein – als Brücke zwischen digitaler Intelligenz und physischer Wertschöpfung.
Kurz gesagt: Diese Ausgabe zeigt, dass der wahre Fortschritt in der Verbindung von Automatisierung und menschlicher Expertise liegt – nicht als Konkurrenz, sondern als gemeinsames, lernfähiges System für die Industrie von morgen.
Bei der Lektüre dieser Ausgabe wünsche ich Ihnen viele neue Erkenntnisse und Ideen, KI und Robotik weiter in die Umsetzung in der Produktionstechnik zu bringen.
Ihr Sebastian Schlund
Univ. Prof. Dr.-Ing. Sebastian Schlund
sebastian.schlund@tuwien.ac.at
Foto: Fraunhofer Austria
Forschungsbereichsleiter Industrial Engineering an der Technischen Universität Wien
Geschäftsführer der Fraunhofer Austria Research GmbH




