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Industrieverbände schlagen Alarm 15.10.2025, 18:12 Uhr

Batteriestandorte Deutschland und Europa in Gefahr

Fünf Wirtschaftsverbände haben sich in einem offenen Brief an Bundeskanzler Friedrich Merz sowie mehrere Bundesministerien gewandt: Sie sehen das hiesige Batterieökosystem in Gefahr.

Phone battery with low charge. Cellphone with no power. Energy drain. Empty load and dead smartphone. Mobile recharge life icon symbol on screen. Man holding device in hand. Bad broken technology.

Keine Energie mehr? Wirtschaftsverbände sehen das deutsche und europäische Batterieökosystem in Gefahr.

Foto: smarterpix / terovesalainen

Das Kompetenznetzwerk Lithium-Ionen-Batterien KLiB, der Verband der Chemischen Industrie VCI, der Verband der Automobilindustrie VDA, des Maschinen- und Anlagenbaus VDMA sowie der Verband der Elektro- und Digitalindustrie ZVEI warnen: Die Weiterentwicklung des bislang in seinen Anfängen stehenden Batterieökosystems droht, zum Erliegen zu kommen.

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Die fünf Verbände haben nun einen gemeinsamen Acht-Punkte-Plan mit Vorschlägen für bessere Bedingungen am Standort Deutschland und Europa vorgelegt. Demnach braucht es eine gemeinsame und langfristige Strategie auf europäischem Level, Klarheit und Verbindlichkeit, ein gesamtheitliches Verständnis der Batterielieferkette, bessere Standortbedingungen, faire Wettbewerbsbedingungen, ein gemeinsames Risk-Sharing, die Sicherung von Rohstoffen und die Förderung von Forschung und Entwicklung. Das Konsortium begrüßt zwar die neue Hightech-Agenda der Bundesregierung, die die Batterieforschung deutlich stärkt. Doch es fehle eine gemeinsame, langfristig von Politik und Industrie getragene Strategie zur Industrialisierung der Batterietechnologie und zum Aufbau eines wettbewerbsfähigen Batterieökosystems.

Marktpotenzial von 155 Mrd. € voraus

Ein solches Batterieökosystem könnte nach Ansicht der Autoren Wachstums erzeugen: Bis 2030 wird für Lithium-Ionen-Batterien ein globaler Markt von rund 155 Mrd. € erwartet, davon etwa 54 Mrd. € in Europa. 

Insolvenzen, die Aufgabe von Geschäftsaktivitäten im Batterieumfeld – besonders bei kleinen und mittelständischen Unternehmen – sowie der Rückzug aus geförderten Projekten nehmen nach Einschätzung der Verbände zu. Diese besorgniserregende Entwicklung verstärke die Abhängigkeit von außereuropäischem Batteriematerial und Batteriezellfertigern. Sie verdeutliche erneut: Hohe Energiepreise, überbordende Bürokratie und ein nicht wettbewerbsfähiges Steuer- und Abgabensystem erschweren den Auf- und Ausbau der Batteriewertschöpfungskette. 

Es geht um E-Fahrzeuge, Power Tools, stationäre Energiespeicher

Batterietechnologie gilt als eine der zentralen Zukunftstechnologien des 21. Jahrhunderts. Die Wettbewerbsfähigkeit zahlreicher Produkte – von Elektrofahrzeugen, Power Tools und E-Bikes über stationäre Energiespeicher bis hin zu militärischen Anwendungen – hängt von leistungsfähigen Batterien ab. KLiB, VCI, VDA, VDMA und ZVEI machen deutlich: Ein starkes Batterieökosystem und eine wettbewerbsfähige Batterieindustrie sind für die Zukunftsfähigkeit des Hightech-Standorts Deutschland und Europa entscheidend, um strategische Souveränität zu gewährleisten. Gleichzeitig können mit ihm Arbeitsplätze erhalten und vor allem neue geschaffen werden.

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