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Trauer um Dr. Dieter Kress 02.01.2024, 11:01 Uhr

Präzisionswerkzeuge: Gedenken an erfolgreichen Unternehmenslenker

Dr. Dieter Kress, langjähriger Geschäftsführer der Mapal Dr. Kress KG, ist am 27. Dezember 2023 im Alter von 81 Jahren nach langer Krankheit verstorben. Er war ein leidenschaftlicher Unternehmer und eine beeindruckende Persönlichkeit.

Der Stammsitz des Präzisionswerkzeugherstellers in Aalen: In fast fünf Jahrzehnten hat Dr. Dieter Kress die erfolgreiche Entwicklung mit Weitsicht und Geschick geprägt. Foto: Mapal

Der Stammsitz des Präzisionswerkzeugherstellers in Aalen: In fast fünf Jahrzehnten hat Dr. Dieter Kress die erfolgreiche Entwicklung mit Weitsicht und Geschick geprägt.

Foto: Mapal

Dr. Dieter Kress stand nahezu fünf Jahrzehnte an der Spitze von Mapal. Er formte das einst kleine Unternehmen zur internationalen Gruppe. 2018 zog er sich aus der aktiven Geschäftsführung zurück, nahm aber weiterhin regen Anteil an den Entwicklungen im Unternehmen. „Die Firma ist mein Baby und darum werde ich sie nie ganz aus den Augen lassen“, sagte er einmal. Mit der Familie Kress trauert die gesamte Belegschaft um Dr. Dieter Kress. Der Präzisionswerkzeughersteller mit Stammsitz in Aalen gehört zu den international führenden Anbietern von Werkzeugen für die Zerspanung nahezu aller Werkstoffe. Beliefert werden namhafte Kunden vor allem aus der Automobil- und Luftfahrtindustrie sowie dem Maschinen- und Anlagenbau. Inzwischen ist das Unternehmen mit Produktions- und Vertriebsstandorten sowie Servicepartnern in 44 Ländern vertreten. Die Gruppe beschäftigt 5.000 Mitarbeiter; 2022 lag der Umsatz bei knapp 560 Millionen Euro.

Der Werdegang

Dr. Dieter Kress trat 1969 nach Diplomabschlüssen in den Studiengängen Maschinenbau und Betriebswirtschaftslehre in die Mapal Dr. Kress KG ein. Sein Vater, Dr. Georg Kress, hatte das Unternehmen im Jahr 1950 gegründet. Während der Arbeit in der Firma promovierte Dr. Dieter Kress parallel zum Thema Reiben, worauf die weitere Erfolgsgeschichte des Präzisionswerkzeugherstellers gründete. Denn: Aus dem Standardprodukt Reibahle entwickelte er leistungsfähige Sonderwerkzeuge. Damit kristallisierte sich auch der Geist von Mapal heraus – immer nah am Kunden die beste Lösung für ihn und seine Bearbeitung zu finden.

Dr. Dieter Kress hat die Mapal-Gruppe geprägt, das Unternehmn und die Mitarbeiter entwickelt und gefördert. Er war Treiber und Motor der Firma. Ende 2023 ist er nun verstorben.

Foto: Mapal

Mit viel Weitblick und persönlichem Engagement lenkte er das Unternehmen 49 Jahre lang als geschäftsführender Gesellschafter. Unter seiner Führung wurde das Produktportfolio kontinuierlich ausgebaut. Dabei gelang es, Mapal als Komplettanbieter am Markt zu etablieren. Zu den Reibahlen kamen Werkzeuge zum Bohren, Senken, Fräsen, Hartdrehen und Aussteuern hinzu. Spannfutter und Geräte zum Einstellen, Messen und Ausgeben sowie zahlreiche Dienstleistungen rund um die Werkzeuge erweiterten das Portfolio zusätzlich.

Dank kluger Strategie national und international erfolgreich

Über die geschickte Produktstrategie hinaus waren es auch Firmenzukäufe und Neugründungen, die für das enorme Wachstum von Mapal ausschlaggebend zeichneten. Dabei folgte Dr. Dieter Kress seiner ganz eigenen Überzeugung. Für ihn war es wichtig, die jeweilige Kultur der gekauften Unternehmen zu respektieren und zu bewahren. In den fast 50 Jahren an der Unternehmensspitze formte Dr. Dieter Kress auf diese Weise aus einem regional tätigen Hersteller von Gewindebohrern eine international agierende, breit aufgestellte Unternehmensgruppe.

Heute ist Mapal international breit vertreten. Von den weltweit rund 5.000 Mitarbeitern arbeiten etwa 1.700 im Stammwerk in Aalen. 2018 übertrug Dr. Dieter Kress die Verantwortung an seinen Sohn Dr. Jochen Kress, der nun in dritter Generation den Präzisionswerkzeughersteller führt.

Hohes Engagement und zahlreiche Auszeichnungen

Neben seiner unternehmerischen Tätigkeit engagierte sich Dr. Dieter Kress in einer Reihe von Ehrenämtern. Die Region sowie die Ausbildung junger Menschen lagen ihm dabei besonders am Herzen. Er legte Wert darauf, Nachwuchskräfte bei Mapal selbst auszubilden, und investierte in die entsprechende Infrastruktur. Heute ist der Werkzeughersteller einer der größten Ausbildungsbetriebe in der Region Ostwürttemberg. Rund 130 Auszubildende erlernen bei Mapal in Aalen – weltweit sind es sogar 300 – unterschiedlichste Berufe. Dies reicht vom Zerspanungsmechaniker über die Fachkraft für Lagerlogistik bis zum Fachinformatiker.

Auch für die Hochschulausbildung setzte sich Dr. Dieter Kress ein. Die Forschung und Lehre an der Hochschule Aalen förderte er unter anderem mit der Einrichtung eines Stiftungslehrstuhls in Kooperation mit anderen Unternehmen und als Mitglied des Hochschulrats. Er war in Gremien, Initiativen und Verbänden aktiv, unter anderem als Vorsitzender des Fachverbands Präzisionswerkzeuge im VDMA und als Gründungsmitglied des Vereins P.E.G.A.S.U.S., der Unternehmensgründer unterstützt.

Dr. Dieter Kress wurde für seine Verdienste vielfach ausgezeichnet, darunter mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland sowie mit der goldenen Staufermedaille des Landes Baden-Württemberg. Ebenfalls wurde er als einer der ersten Preisträger mit dem deutschen Maschinenbaupreis ausgezeichnet. Die Hochschule Aalen verlieh ihm die Würde eines Ehrensenators.

Unternehmensentwicklung liegt über dem Branchentrend

Dass kluge Strategien sich auszahlen, zeigt der positive Geschäftsverlauf: Im Geschäftsjahr 2022 erhöhte sich der Gruppenumsatz um 6,5 Prozent auf 558 Millionen Euro. Auch das Jahr 2023 zeigte Zuwächse, trotz zunehmender konjunktureller Risiken. Prozesse und Strukturen wurden nach und nach angepasst, um den Werkzeughersteller zukunftsfähig zu machen. „Wir haben die vergangenen Jahre intensiv genutzt und uns den sich ändernden Rahmenbedingungen gestellt, um für die Zukunft gerüstet zu sein“, sagt Dr. Jochen Kress, geschäftsführender Gesellschafter der Mapal-Gruppe.

Die Automobilindustrie bleibt dabei die wichtigste Kundenbranche. Hohe Zuwächse werden insbesondere im Bereich der Elektromobilität verzeichnet, wo Mapal seine führende Position weiter ausbauen konnte. Hier macht sich bezahlt, dass bereits sehr früh Werkzeugkonzepte für die Komplettbearbeitung von Schlüsselbauteilen entwickelt wurden. Das 2021 definierte Marktsegment „General Machining“ entwickelt sich ebenfalls positiv. Aufbauend auf einem starken technologischen Fundament, konnten Kunden in diesem Segment mit innovativen Lösungen überzeugt und so Marktanteile gewonnen werden.

Ein wichtiges Thema ist die Nachhaltigkeit. Für das Familienunternehmen gilt ein nachhaltiger Umgang mit den Ressourcen als ein ganz wesentlicher Bestandteil der Firmenkultur. Dazu wurden und werden allein vier Millionen Euro in den Standort Aalen investiert. Den CO2-Fußabdruck im eigenen Unternehmen im Blick zu behalten, gehört für das Unternehmen ebenso dazu wie die Befähigung der Kunden, mit Mapal-Werkzeugen selber nachhaltiger produzieren zu können.

Die Mapal-Gruppe und die Mitarbeiter haben Dr. Dieter Kress sehr viel zu verdanken. Er hat das Unternehmen geprägt, den Betrieb und die Mitarbeiter entwickelt und gefördert. Er war Treiber und Motor des global agierenden Unternehmens. Die frühzeitig in die Wege geleiteten, zukunftsweisenden Entwicklungen führt Dr. Jochen Kress in der Tradition seines Vaters mit Weitsicht fort.

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