Wie sieht das Auto der Zukunft in Deutschland und China aus?
Trotz aller Herausforderungen im Markt sind europäische Automobilmarken in China nach wie vor beliebt. Und: In Deutschland herrscht große Skepsis beim Thema autonomes Fahren – dies und vieles mehr bietet der „Mobilitätsreport“.
Beim Auto der Zukunft trifft Sicherheit auf vernetzte Autonomie. Die Forderungen deutscher und chinesicher Nutzer weichen in einigen Punkten deutlich voneinander ab. Grafik: Aumovio
Eine aktuelle Analyse der marktspezifischen Vorlieben und Abneigungen liefert der Mobility Report von Aumovio, eine internationale Vergleichsstudie zur automobilen Zukunft. Er beleuchtet insbesondere die unterschiedlichen Vorlieben der Autofahrer in China und Deutschland. Dabei basiert er auf Daten, die durch das Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov erhoben wurden. Der Auftraggeber Aumovio ist aus der der früheren Automotive-Sparte von Continental hervorgegangen. Die Ausgliederung konzentriert sich auf die Entwicklung von Hardware, Software und moderne Mobilitätslösungen für die Zukunft automatisierter, vernetzter Fahrzeuge.
Autoland trifft Zukunftslabor: Trends erkennen und umsetzen
Philipp von Hirschheydt, CEO (Chief Executive Officer) von Aumovio, interpretiert: „Die Ergebnisse machen deutlich, dass eine ‚One size fits all‘-Strategie ist für globale Automotive-Unternehmen nicht zielführend ist. Eine differenzierte Marktansprache für die verschiedenen Regionen ist der Schlüssel zum Erfolg.“ Denn: Während sich Autofahrerinnen und Autofahrer in China für ihr Auto der Zukunft insbesondere fortschrittliche Technologien wünschen, setzen die Deutschen vor allem auf das Thema Sicherheit. Die zugrunde liegende internationale Vergleichsstudie zur automobilen Zukunft wurde kürzlich anlässlich der „IAA Mobility 2025“ in München präsentiert.
Laut der Studie halten 58 Prozent der deutschen Autofahrer fortschrittliche Sicherheitssysteme für ein wichtiges Merkmal des Autos von morgen. Im Vergleich dazu zeigen die chinesischen Befragten mehr Flexibilität in ihren Präferenzen, wobei 37 Prozent der Fahrer diese Systeme hervorheben. Eine elektrische Reichweite von mehr als 600 Kilometern (44 Prozent) war für sie die wichtigste Eigenschaft des Fahrzeugs der Zukunft (Deutschland: 50 Prozent). Auffällig ist zudem: In China (39 Prozent) wird Funktionen für autonomes Fahren deutlich mehr Bedeutung beigemessen als in Deutschland (15 Prozent).
Differenzierte Ansprache ist entscheidend
„Wer weltweit agiert, muss regionale Erwartungen verstehen und mit innovativen Technologien gezielt adressieren. Eine erfolgreiche Präsenz in den internationalen Schlüsselmärkten, insbesondere in Deutschland und China, erfordert ein tiefgreifendes und differenziertes Verständnis der jeweiligen Kundenbedürfnisse“, sagt Philipp von Hirschheydt.
Dies belegt auch die Umfrage, die ermutigende Ergebnisse für europäische Hersteller bietet: 30 Prozent der chinesischen Fahrer würden bei ihrem nächsten Kauf ein europäisches Auto wählen, und 32 Prozent würden sich für eine chinesische Marke entscheiden. Dies zeigt, dass europäische Autos für chinesische Verbraucher trotz vieler Herausforderungen nach wie vor attraktiv sind. Zwar gibt es auch in Deutschland Interesse für chinesische Fahrzeuge, doch kommen chinesische Autos nicht einmal für ein Zehntel der deutschen Autofahrerinnen und Autofahrer als nächstes Fahrzeug infrage. Mehr als die Hälfte der Deutschen würde aktuell ein europäisches Auto kaufen.
Made in Europe versus Made in China
Die Erwartungen an Modelle aus China und Europa sind dabei bei den jeweiligen Autofahrerinnen und Autofahrern ganz unterschiedlich gelagert. Deutsche Autofahrende achten bei chinesischen Autos vor allem auf den Preis: So zeigt der Report, dass bei mehr als der Hälfte der deutschen Befragten ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis (59 Prozent) und zuverlässige Qualität (52 Prozent) im Fokus stehen.
Chinesische Autofahrerinnen und Autofahrer hingegen achten vor allem auf die Markenreputation (Brand-Heritage und Status-Signalwirkung: 66 Prozent) sowie auf Materialien und hochwertige Verarbeitungsqualität (66 Prozent). Wettbewerbsfähige Preise sieht nur jeder fünfte Chinese (22 Prozent) als ein Kaufkriterium. Deutschland betrachtet chinesische Autos stark durch die „Preis-Leistungs-Brille“ und interessiert sich weniger für die fortschrittlichen Features, für die chinesische Autos bekannt sind. Für chinesische Verbraucher ist der Kauf eines europäischen Modells vor allem eine Anerkennung der langjährigen Tradition und der bewährten hohen Qualität einer Marke.
Die Akzeptanz moderner Technik ist in beiden Märkten hoch. In Deutschland (63 Prozent) und China (80 Prozent) fühlen sich die Menschen von neuen Technologien im Auto nicht überfordert. „Kunden in Deutschland – Europas größtem Automobilmarkt – und in China wollen integrierte Lösungen, die das gesamte Fahrzeugökosystem abdecken – von Komponenten bis hin zu kompletten Systemen. Genau darauf konzentrieren wir uns“, sagt Philipp von Hirschheydt. Der Mobility Report bestärkt das Unternehmen darin, weitere innovative Features zu erarbeiten, mit denen das Fahren künftig noch vernetzter, sicherer, begeisternder und autonom gestaltet werden kann.

Smartes Interieur: Diese Technologien sind für Kunden wichtig bei Innenausstattung und Technologiekomfort. Grafik: Aumovio
Deutliche Unterschiede bei Akzeptanz von Funktionen für autonomes Fahren
Als wichtigste technologische Features für ihr Zukunftsauto nennen die deutschen Autofahrerinnen und -fahrer eine eingebaute Navigation mit Echtzeit-Verkehrsinformationen (85 Prozent), eine gute Smartphone-Einbindung (66 Prozent) und Fahrassistenzsysteme (61 Prozent). In China werden diese Features ebenfalls geschätzt, doch anders als in Deutschland sind dort zudem KI-gestützte Sprachassistenten (71 Prozent, Deutschland: 39 Prozent) und autonome Fahrfunktionen (70 Prozent, Deutschland: 32 Prozent) gefragt.
Überhaupt zeigen sich beim autonomen Fahren derzeit die größten Markunterschiede. 68 Prozent der befragten Chinesen glauben, dass autonomes Fahren die Sicherheit beim Fahren erhöht. In Deutschland glauben das lediglich 38 Prozent. Evolution versus Revolution – die Zahlen zeigen eindrucksvoll, wie unterschiedlich das Technologieverständnis beider Gesellschaften ist: Während deutsche Konsumenten bestehende Technologien perfektionieren möchten, möchten chinesische Autofahrer das Auto von morgen in vielerlei Hinsicht auf ein ganz neues Level heben.
Grundlagen zur Erhebung
Die Daten des Mobility Reports basieren auf Auskünften von Mitgliedern des YouGov-Panels, die der Teilnahme vorab zugestimmt haben. In Online-Interviews wurden jeweils rund 1000 Personen aus Deutschland und aus Metropolregionen in China um ihre Meinung gebeten. Diese sollten einen Führerschein besitzen und gelegentlich oder regelmäßig mit dem Auto fahren. Im Zeitraum vom 28. Juli bis zum 5. August 2025 wurden insgesamt 2104 Personen in Deutschland und China befragt. Die Erhebung in Deutschland wurde nach Alter, Geschlecht und Region differenziert, die Erhebung in China nach Alter und Geschlecht; die Ergebnisse wurden anschließend entsprechend gewichtet.
Über das Technologieunternehmen Aumovio
Der frühere Automotive-Bereich von Continental ist inzwischen ein eigenständiges Unternehmen, das seit dem 18. September 2025 an der Börse notiert ist. Der Reifenhersteller Continental hat diesen Geschäftsbereich in Rahmen seiner Umstrukturierung abgespaltet. Das entstandene Technologie- und Elektronikunternehmen bietet ein breites Portfolio für eine sichere, vernetzte und autonome Mobilität. Dazu gehören Sensorlösungen, Displays, Brems- und Komfortsysteme sowie umfassende Expertise in Software, Architekturplattformen und Assistenzsystemen für software-definierte Fahrzeuge. Die Geschäftsfelder, die nun zu Aumovio gehören, erzielten im Geschäftsjahr 2024 einen Umsatz von 19,6 Milliarden Euro. Der Hauptsitz des Unternehmens ist in Frankfurt am Main. An über 100 Standorten weltweit werden rund 87 000 Mitarbeitende beschäftigt.
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