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Herausforderung Universität 02.07.2025, 10:00 Uhr

Der Schwerkraft zum Trotz

Für neue Gebäude der Universität Coburg installierte die Donaueschingener Firma Mall ein anspruchsvolles Pumpensystem. Es muss unterschiedliche Abwässer reinigen, vier Meter hoch zum Kanal pumpen und in den Semesterferien reinigt Druckluft das Entwässerungssystem.

Freier Fall: Es sind bezaubernde Motive, fließt Wasser in der Natur wie bei diesem Wasserfall im Schwarzwald herab. Richtungswechsel beispielsweise bei Pumpen hingegen benötigen kluge Technik. Foto: Mall

Freier Fall: Es sind bezaubernde Motive, fließt Wasser in der Natur wie bei diesem Wasserfall im Schwarzwald herab. Richtungswechsel beispielsweise bei Pumpen hingegen benötigen kluge Technik.

Foto: Mall

Wasser fließt nach unten. Fallweise soll es aber nach oben. Pumpstationen sind im Einsatz, wo sich Wässer gegen die Schwerkraft bewegen. Oft braucht es dabei ergänzende Komponenten, um etwa Rückstauhavarien auszuschließen, Leitungen intakt zu halten, Volumina zu messen oder zu drosseln.

Bei der Abwasserentsorgung im häuslichen, gewerblichen und kommunalen Bereich verhindert die örtliche Topografie bisweilen den Fluss im freien Gefälle. Dass Pumpen ran müssen, wenn es um die Entwässerung von Gebäuden unter Kanalniveau geht, ist offensichtlich. Aber auch ein hoher Grundwasserspiegel oder ungünstige Bodenbeschaffenheiten können einer herkömmlichen Abwasserführung im Weg stehen und die technische Entwässerungslösung mittels Pumpstation erzwingen.

Aus der Vielfalt von Einsatzbereichen resultiert die Vielfalt des Angebots, das das Unternehmen Mall aus Donaueschingen als Systemanbieter von Pumpstationen ins Spiel bringt. Die Variationsbreite reicht von vorausgerüsteten Kompaktsystemen, die anschlussfertig geliefert werden, bis zu Einzellösungen mit exaktem Zuschnitt auf die gegebenen Verhältnisse.

Kompaktes Design: Pumpstationen aus Donauerschingen erreichen werksseitig komplett ausgerüstet den Bestimmungsort. Hier ein Beispiel mit drei unterschiedlichen Pumpen – eine vom Typ „LevaPol Xylem“, eine vom Typ „LevaPur Xylem“ und eine vom Typ „Lowara“.

Foto: Mall

Kompakte für viele Fälle und …

Oft liegt eine Situation vor, die nach einer Standardlösung verlangt. Dann sind die drei Kompaktsysteme „LevaPur“, „LevaPol“ und „LevaFlow“ das Richtige (Kasten).

… Unikate für Sonderfälle

Ein Beispiel für eine Pumpstation, für die ein Unikat notwendig war, ist die Hochschule für angewandte Wissenschaften im oberfränkischen Coburg. Für die expandierende Uni entstanden im Rahmen eines zweistufigen Ausbauprogramms neue Studienplatzkapazitäten. Bis Ende 2021 wurde auf dem Campus gebaut – unter anderem auch ein neues Parkdeck mit vier Etagen. Dessen Entwässerung passiert zunächst einen Abscheider, der die im Regenabfluss mitgeführten Leichtflüssigkeitsanteile abtrennt. Da aber die Basis des Entwässerungssystems unter dem Niveau der bestehenden Campus-Kanalisation liegt, musste hinter den Ablauf des Abscheiders eine Hebeanlage platziert werden. Sie hat die Aufgabe, den Abwasserstrom über den gegebenen Höhenunterschied von knapp 4 m zu fördern. Diese Entwässerung wurde 2014 geplant und 2016 in Betrieb genommen.

Doppelhebeanlage mit zugänglichen Saugraum

Die von Mall gelieferte Doppelhebeanlage ist als rechteckiges Pumpbauwerk ausgelegt. Eine Trennwand unterteilt den Betonkubus in einen Saugraum und eine Trockenkammer. In der Trockenkammer sind zwei Mischwasserpumpen des Herstellers KSB mit Sitz in Frankenthal, Rheinland-Pfalz, in horizontaler Anordnung untergebracht.

Jedes dieser beiden Pumpaggregate hat eine Leistungsaufnahme von 12,5 kW und fördert bis zu 12 l/s. Durch die gewählte Trockenaufstellung vereinfachen sich spätere Wartungsarbeiten an den Pumpen und Armaturen, denn anders als bei Verwendung von Tauchmotorpumpen muss der Pumpenraum nicht vor jedem Monteureinsatz geleert und gereinigt werden.

Kubischer Doppelpack: Die zur Hochschule Coburg gelieferte Pumpstation fördert Abwässer aus einem Gebäudekomplex, einem Prüfstand für Kraftstoffe sowie einem neuen Parkdeck zum knapp 4 m höher gelegenen Kanal.

Foto: Mall

Um kleinere Abwassermengen aufzunehmen, die beispielsweise beim Wechsel von Armaturen anfallen können, befindet sich im Boden der Trockenkammer ein Pumpensumpf. Dessen Inhalt befördert eine Kellerentwässerungspumpe zurück in die Saugkammer. Da Pumpentechnik und Verrohrungen werkseitig bereits vormontiert waren, hatte der Einbau des Fertigteilbauwerks nur kurze Zeit in Anspruch genommen.

Für den reibungslosen Betrieb der Anlage sorgt eine Pumpensteuerung mit Stern/Dreieck-Anlauf, die in einem Edelstahlfreiluftschrank untergebracht ist. Sie reguliert über eine hydrostatische Drucksonde vollautomatisch die Laufzeiten der Pumpen und verfügt über ein autarkes Notsystem, das die Pumpen bei Ausfall der Drucksonde selbsttätig einschaltet. Ein zusätzlich integriertes GSM-Störmodul verständigt außerdem den Betreiber der Anlage via SMS über jeden Störfall. Schlussendlich wird die Pumpstation von einer vollelektronischen Klimatisierung überwacht. Sie stellt in der Pumpenkammer ein für die Maschinentechnik ideales Raumklima her, wodurch unter anderem Korrosion an Pumpen und Armaturen aufgrund zu hoher Luftfeuchtigkeit vermieden wird.

Unterschiedliche Abwässer

An dieses Entwässerungssystem sind neben dem Parkdeck auch das neue IT- und Medienzentrum sowie ein Laborprüfstand des benachbarten 2019 eröffneten Zentrums für Mobilität und Energie der Uni Coburg angeschlossen. In diesem Zentrum werden auf dem Prüfstand mit unterschiedlichen Additiven versetzte Kraftstoffe in Verbrennungsmotoren getestet. Abwässer aus diesem Forschungsbereich können Anteile der untersuchten Kraftstoffgemische enthalten und werden deshalb ebenfalls über den Abscheider und die nachgeordnete Pumpstation geleitet.

Abwässer aus dem IT- und Medienzentrum – es gilt als das neue Herzstück des Campus – fallen vor allem aus Toiletten an. Diese gelangen direkt in die Hebeanlage, und sie sind es, die dort wegen ihres Fäkalanteils den Einsatz von Mischwasserpumpen erforderlich machen.

Gedrosselter Abfluss: Für ein Neubaugebiet im südhessischen Groß-Umstadt war der vorhandene Kanal zu klein. Deshalb sammeln zwei Rückhaltebecken den Regen und geben ihn über ein Drosselwerk dosiert ab.

Foto: Mall

Druckluft für Semesterferien

So weit, so gut. Doch damit nicht genug. Denn wenngleich der universitäre Abwasserstrom im laufenden Semester zwar reichlich fließt, kommt er während der Semesterferien weitgehend zum Erliegen. Dann erhält das Entwässerungssystem kaum Nachschub und in seiner Druckleitung entsteht Stagnation. In der Folge bilden sich Ablagerungen, die bis zum Leitungsverschluss anwachsen können, sowie Fäulnisprozesse mit Leitungskorrosion und erhöhter Geruchsbelästigung als Auswirkungen.

Damit es nicht zum Rohrinfarkt kommt, hat Mall das Pumpwerk um eine Kompressorstation vom Typ „LevaFlush“ ergänzt. Sie spült regelmäßig Luft durch die Druckleitung und stellt so deren Durchgängigkeit sicher. Dabei sind die Spülstöße nach Intervall und Dauer frei wählbar. Untergebracht ist die Anlage in einer mit Schallschutz ausgerüsteten Waschbetonbox.

Weitere Anlage aus Donaueschingen

Ein Druckentspannungsschacht: In Ergänzung zu dieser Kompressorstation LevaFlush bietet Mall den Druckentspannungsschacht „LevaDrop“ an. Dieser nach dem Arbeitsblatt DWA-A 157 „Bauwerke der Kanalisation“ der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) vorzusehende Übergabeschacht zwischen Ende der Druckleitung und Freispiegelkanal ist besonders sorgfältig gegen Korrosion zu schützen. Hierzu wird der LevaDrop-Zulauf unter Wasser eingeführt. Er ist zudem so konstruiert, dass Verwirbelungen weitgehend vermieden werden. Eine spezielle Innenbeschichtung gegen biogene Schwefelsäurekorrosion gewährleistet die Langlebigkeit des Schachtbauwerks bei Schwarzwasseranwendungen.

Mengenmessschacht: Wegen der Zunahme von Starkregenereignissen sehen sich Betreiber von Entwässerungsanlagen immer häufiger damit konfrontiert, dass die wasserrechtliche Genehmigung zur Einleitung von Regenabläufen mit der Auflage einer Mengenbegrenzung verbunden ist. Ziel ist, eine Überlastung der Kanalisation zu vermeiden. Für solche Fälle eignet sich der „LevaCheck“ – das ist ein Mengenmessschacht zum Monitoring eingeleiteter Mengen sowie zu deren Drosselung. Der LevaCheck ermittelt die Fördermenge. Wird der Maximalwert, der in der Steuerung festgelegt ist, überschritten, wird die Frequenz der Pumpe nach unten korrigiert. Vice versa: Sobald die einleitende Abwassermenge unterschritten wird, wird nach oben geregelt.

Beratung ist das A und O

Wie im Fall der Uni Coburg, beginnt der Weg zu einer betriebssicheren Einzelfalllösung bei der Beratung des Kunden mit seiner jeweiligen Aufgabenstellung. Bei Mall gehört das mit gleicher Selbstverständlichkeit zum Alles-aus-einer-Hand-Paket, wie umfassende Planungsleistungen, eine bedarfsweise individuelle Herstellung von Anlagenkomponenten, Lieferung, Montage, Inbetriebnahme, Einweisung des Auftraggeber-Personals sowie auch Wartung und Service. Der Erfahrungsschatz der Mall-Gruppe – in mehr als sechs Jahrzehnten gewachsen und heute an acht Produktionsstandorten umgesetzt – resultiert in hoher Produktgüte sowie konsequenter Serviceorientierung. Europaweit gilt das Unternehmen als Marktführer in den Bereichen Pumpen- und Anlagentechnik, Abscheider, Regenwasserbewirtschaftung, Kläranlagen sowie Behälterbau.

Von Ivana Širić
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Ivana Širić arbeitet in der Abteilung Produktmanagement Pumpen- und Anlagentechnik bei der Mall GmbH
Foto: Mall