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Gesundes Ökosystem 08.09.2025, 07:00 Uhr

Waldbewirtschaftung reduziert Waldbrände und speichert CO2

Eine aktuelle Studie belegt: Proaktives Waldmanagement kann schwere Waldbrände um 88 Prozent verringern und Kohlenstoffspeicher trotz Dürre stabilisieren. Behandelte Wälder in der Sierra Nevada erholten sich binnen sieben Jahren vollständig. Die Forschenden sehen darin einen Weg, die Widerstandskraft der Wälder zu stärken und gleichzeitig ihre Ökosystemleistungen zu erhalten.

Bild eines Waldbrandes

Proaktives Waldmanagement kann schwere Waldbrände verringern.

Foto: SmarterPix/yelantsevv

Waldbrände bedrohen die Wälder des Westens der USA in zunehmendem Maße. Doch eine Studie von Vibrant Planet, der Northern Arizona University, der American Forest Foundation und Blue Forest macht Hoffnung: Durch vorausschauende Waldbewirtschaftung lässt sich das Risiko schwerer Brände drastisch senken und der Kohlenstoffgehalt der Wälder auch in Dürreperioden bewahren. Das Forscher-Team untersuchten mehr als 200 Projekte zur Brennstoffreduktion in der kalifornischen Central Sierra. Das Ergebnis: In behandelten Waldgebieten ging die durchschnittliche Schwere von Waldbränden um 32 Prozent zurück, Brände hoher Intensität wurden sogar um 88 Prozent seltener. Gleichzeitig erwiesen sich die Kohlenstoffvorräte als deutlich stabiler und erreichten spätestens nach sieben Jahren wieder das Ausgangsniveau.

Viele Wälder im Westen der USA sind an regelmäßige, weniger intensive Brände angepasst. Jahrzehntelange strikte Brandbekämpfung, vermehrte Waldbrände und anhaltende Trockenheit haben jedoch die Spielregeln verändert. Ohne aktives Management zur Wiederherstellung eines gesunden Feuerregimes droht vielen Wäldern die völlige Zerstörung – mit ungewissen Aussichten auf eine Regeneration. „Nach 130 Jahren Brandunterdrückung sitzt der Großteil des Westens auf einem gewaltigen Pulverfass“, warnt Katharyn Duffy, leitende Wissenschaftlerin bei Vibrant Planet und Co-Autorin der Studie. „Die Frage ist nicht, ob diese Wälder brennen, sondern wann und wo.“

Proaktives Handeln mindert Risiko von Waldbränden

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verglichen 216 Waldgebiete in der Central Sierra, von denen einige 2016 ausgedünnt wurden, andere hingegen unbehandelt blieben. Brände bis 2023 wurden beobachtet. Es zeigte sich: Proaktives Waldmanagement reduzierte die Brandschwere im Mittel um ein Drittel. Auch der Kohlenstoffgehalt blieb in den behandelten Arealen trotz extremer Witterungsbedingungen stabil oder übertraf sogar die Ausgangswerte. Besonders wirksam waren Maßnahmen auf Flächen über sechs Hektar sowie eine konsequente Nachsorge, etwa durch kontrollierte Feuer oder zusätzliche Brennstoffentfernung.

Computermodelle stoßen angesichts der jüngsten Extremereignisse an ihre Grenzen, weshalb die Forschenden auf einen „natürlichen Experimentansatz“ setzten. „Wir haben zunächst versucht, das aktuelle Verhalten von Waldbränden zu simulieren, mussten aber feststellen, dass die Modelle das Ausmaß und die Schwere der Brandbedingungen in den Jahren 2020 und 2021 nicht vorhersagen konnten“, berichtet Hauptautor Ethan Yackulic. „Immerhin sind die neun größten Brände in der Geschichte Kaliforniens alle in den vergangenen zehn Jahren aufgetreten.“ Die gewählte Methode liefere hingegen belastbare Erkenntnisse, wie es um die Wälder wirklich bestellt ist. Während die Wirksamkeit einzelner Maßnahmen zur Verringerung der Waldbrandgefahr bereits belegt sei, zeige die aktuelle Untersuchung den Nutzen eines Managements auf Landschaftsebene für eine nachhaltige Kohlenstoffspeicherung.

Frage nach dem richtigen Maß: Waldbrände effektiv eindämmen

Sophie Gilbert, Direktorin für Wissenschaftsstrategie bei Vibrant Planet und Mitautorin der Studie, sieht in den Ergebnissen einen wichtigen Beitrag zur Beantwortung einer zentralen Frage: „Wie viel und wie intensiv müssten wir eingreifen und wo, um das Risiko eines Waldbrandes und einer Dürre zu verringern?“ Ein Teil der Antwort liege in der Behandlungsintensität, aber auch in der Bereitschaft zu einem langfristigen Engagement. „Bei der Behandlung von Wäldern geht es darum, die wechselseitige Beziehung des Menschen zum Land wiederherzustellen. Dies erfordert nachhaltige Aufmerksamkeit und Anstrengungen.“

Neben dem Schutz vor Waldbränden und der Kohlenstoffspeicherung sehen die Autorinnen und Autoren in ihren Erkenntnissen noch einen weiteren Nutzen: Sie könnten als Basis für zusätzliche Finanzierungsmodelle zur Wiederherstellung und Pflege von Wäldern dienen, wie Untersuchungen von Blue Forest nahelegen. Auf diese Weise ließen sich womöglich Waldökosysteme mitsamt ihren Funktionen dauerhaft bewahren. Der Forschungsansatz zeigt: Nur durch kluges und kontinuierliches Management können Waldbrände wirksam eingedämmt werden, ohne die Wälder selbst zu gefährden. So lassen sich widerstandsfähige Waldlandschaften entwickeln, die auch unter widrigen Bedingungen stabil bleiben und Kohlenstoff langfristig binden.

Hoffnung für Wälder: Waldbrände managen statt unterdrücken

Die Studie macht Hoffnung, dass es gelingen kann, die Wälder des amerikanischen Westens vor den Folgen des Klimawandels und einer falschen Brandpolitik zu schützen. Anstatt Waldbrände um jeden Preis zu verhindern, gilt es, sie durch vorausschauende Pflege resilienter zu machen. Regelmäßige, kontrollierte Brände reduzieren die Brennstofflast und damit das Risiko von Megafeuern. Gleichzeitig erhalten sie die natürliche Anpassungsfähigkeit der Waldökosysteme. Dieses Gleichgewicht wiederherzustellen, erfordert allerdings Zeit, Geduld und Durchhaltevermögen.

Von Julia Klinkusch