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Studie zu Umweltprojekten 31.07.2023, 07:00 Uhr

Darum hakt es bei der Wiederaufforstung zur CO2-Reduktion

Ein Forschungsteam hat die Faktoren identifiziert, die umfangreiche Wiederaufforstungsmaßnahmen verhindern. Außerdem geben sie Tipps, wie sich solche Hindernisse künftig besser umgehen lassen.

Bäume

Jeder neue Baum trägt zu einem besseren Klima bei.

Foto: panthermedia.net/pyzata

Mehr Bäume – so einfach könnte die Lösung sein, um die CO2-Bilanz deutlich zu verbessern. Die meisten Staaten scheinen hinter diesem Ziel zu stehen. Denn fast 200 Länder haben sich dem Pariser Abkommen verpflichtet, um die Häufigkeit und Schwere von Dürren, Waldbränden und Überschwemmungen zu begrenzen. Das Ziel ist, die globale Erwärmung unter zwei Grad Celsius zu halten. Der jüngste Bericht des United Nations Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) betont, wie wichtig es ist, einerseits Treibhausgasemissionen zu reduzieren und andererseits, CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen. Die effizienteste und skalierbarste Strategie zur Reduzierung von Treibhausgasen ist ohne Frage die massive Aufforstung. Dabei handelt es sich um eine natürliche Klimalösung (natural climate solution = NCS), die CO2 durch Photosynthese und Kohlenstoffbindung im Boden aus der Atmosphäre zieht.

Wald oder Plantage – Kompromisse sind die Lösung

Wiederaufforstung beeinflusst nicht nur die CO2-Werte

Wiederaufforstungsprojekte haben also ein großes Potenzial, um den Klimawandels zu begrenzen und den Verlust biologischer Vielfalt aufzuhalten. Gleichzeitig erhoffen sich Fachleute weitere positive Effekte, etwa eine Reduzierung der Arbeitslosigkeit. Dennoch bleiben die NCS-Projekte oft hinter ihren Möglichkeiten zurück.

Um diese Herausforderungen besser zu verstehen und zu klären, wie sich das ändern lässt, hat ein Forschungsteam des Imperial College London und des Massachusetts Institute of Technology (MIT) Joint Program on the Science and Policy of Global Change vor kurzem untersucht, wie Umweltwissenschaftler und -wissenschaftlerinnen, lokale Interessengruppen sowie Investoren die Risiken und Vorteile von NCS-Projekten wahrnehmen und wie sich diese Wahrnehmungen auf die Projektziele und -ergebnisse auswirken. Zu diesem Zweck wurden Dutzende von Experten und Expertinnen sowie Mitarbeitende von Organisationen aus den Bereichen Ökologie, Finanzen, Klimapolitik und Sozialwissenschaft befragt.

Zwei Faktoren behindern Wiederaufforstungs-Projekte

Die Analyse des Teams ergab zwei Hauptfaktoren, die den Erfolg forstwirtschaftlicher NCS-Projekte in der Vergangenheit behindert haben.

Erstens wird der Ehrgeiz ausgewählter NCS-Projekte durch die Einschätzung des Gesamtrisikos durch die Geldgeber begrenzt. Die Geldgeber sind unter anderem bestrebt, das operationelle Risiko zu minimieren. Dabei stehen unter anderem folgende Fragen im Raum: Werden die neu gepflanzten Bäume überleben und wachsen? Wie sicher ist ihr Zugang zu dem Land, auf dem die Bäume gepflanzt werden? Wird das Projekt als Greenwashing wahrgenommen oder bleibt es womöglich weit hinter dem versprochenen ökologischen und sozialen Nutzen zurück? Geldgeber, die eine finanzielle Rendite für ihre anfängliche Investition anstreben, sind auch besorgt darüber, wie zuverlässig die Daten sind, die sie über den Fortschritt des Projekts und den inhaltlichen Erfolg erhalten. Sind die eingesparten CO2-Mangen also tatsächlich so groß wie behauptet oder vorhergesagt?

Zweitens hat es sich herausgestellt, dass es hinderlich ist, wenn die von diesen Projekten betroffenen lokalen Gemeinschaften die Verantwortung für die Umsetzung der Arbeiten übernehmen.

Wie sich die Wasserverfügbarkeit durch Wiederaufforstung verändert

So werden Wiedersaufforstungs-Projekte gegen den Klimawandel effizienter

„Viele Klimaschutzprojekte geben Anlass zu berechtigten Bedenken hinsichtlich ihrer Wirksamkeit“, sagt Bonnie Waring, Dozentin am Grantham Institute on Climate Change and the Environment am Imperial College London. „Wenn die Naturklimaprojekte jedoch richtig durchgeführt werden, können sie zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen und die lokalen Gemeinschaften stärken.“ Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen haben bei ihrer Studie zudem die Gelegenheit genutzt, die befragten Fachleute um Tipps zu bitten, wie sich die bekannten Hürden besser bewältigen lassen. Das ist das Ergebnis:

  • Eine solide interne Unternehmensführung und Projektleitung seitens der Geldgeber ist unverzichtbar.
  • Es sollte geklärt sein, dass regionale Entscheider und Entscheiderinnen sowie nationale Regierungen hinter den jeweiligen Projekten stehen.
  • Der Landbesitz muss gesichert sein.
  • Der materielle Nutzen für lokale Gemeinschaften muss vorhanden sein. Außerdem sollte eine große Beteiligung von Gemeinschaftsmitgliedern angestrebt werden.
  • Daten müssen valide und überprüfbar sein. Das erhöht die Glaubwürdigkeit und den Zusatznutzen von Projekten.
  • Mit allen Beteiligten sollte ein offener Dialog geführt werden.
  • Besonders Augenmerk gilt zudem der Aufteilung von Kosten und Nutzen zwischen denjenigen, die diese Projekte finanzieren, umsetzen und von ihnen profitieren.

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Von Nicole Lücke