Solarstrom aus Australien reist 5000 Kilometer bis zum Ziel
Der südostasiatische Stadtstaat Singapur bekommt künftig ein Fünftel seiner elektrischen Energie aus einem australischen Solarpark. Der fünfte Kontinent wird zum Sonnennabel der Welt.
Im südostasiatischen Stadtstaat Singapur drängen sich gut 7800 Menschen auf einen km2. Die als dicht besiedelt geltenden Niederlande kommen gerade mal auf 500. Tatsächlich sind es noch viel mehr pro Quadratkilometer, denn Industrie, Müllverbrennungsanlage, Kultur- und Regierungsgebäude sowie Kraftwerke verschlingen ebenfalls Flächen. Da wird es schwierig, das Dekarbonisierungsziel der Regierung zu erreichen. Solarzellen an Fassaden und auf den Dächern der Hochhäuser und kleine Windenergieanlagen tragen nur marginal zur Stromversorgung bei. Kein Wunder, dass der Stadtstaat 95 % seines Stroms aus Erdgaskraftwerken bezieht.
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Weltweit längstes Unterwasserkabel
Doch jetzt naht mit dem Projekt „Australia-Asia PowerLink“ Hilfe aus Australien, das sich zum Solarenergienabel der Welt mausert. Ab 2026 wird Singapur schrittweise bis zu 20 % seines Stroms aus dem Sonnenstaat im Südosten des Landes decken. Das Management von Sun Cable, einem in Australien gegründeten und jetzt in Singapur ansässigen Unternehmens, denkt nur in Superlativen. Es wird das mit 4200 km weltweit längste Unterwasserkabel zwischen der nordaustralischen Hafenstadt Darwin und Singapur bauen, durch das Gleichstrom mit extrem hoher Spannung fließt. Hochspannungs-Gleichstromübertragung (HGÜ) nennt sich die Technik, bei der der gesammelte Strom aus den Solargeneratoren auf eine Spannung von vielleicht 800 000 Volt gebracht– die Entscheidung über die Höhe der Spannung steht noch aus – und in das HGÜ-Kabel eingespeist wird. Am Ziel wird der Strom wieder umgewandelt und an das dortige Netz angepasst.
Darwin bekommt auch etwas ab
Südlich von Darwin errichtet das Unternehmen nahe dem Örtchen Elliott auf einer Fläche von 120 km2 den größten Solarpark der Welt, der von der weltweit größten Batterie flankiert wird. Der Strom wird über ein 800 km langes HGÜ-Kabel nach Darwin transportiert. Ein Teil wird hier zur Versorgung der Stadt abgezweigt. Eine örtliche Batterie sorgt dafür, dass stets die gleiche Leistung zur Verfügung steht – Solar- und Windstrom wird so grundlastfähig. Der Rest, stolze 3,2 GW, geht dann auf die Reise nach Singapur und wird ins Netz eingespeist. Zur Sicherheit gibt es auch hier noch eine Batterie als Puffer.
Strom fließt auch in der Nacht
Der Energiepark nahe Elliott wird eine Spitzenleistung von 17 GW bis 20 GW haben, die zugehörige Batterie mit einer Kapazität von 36 GWh bis 42 GWh dient als Puffer. Sie sorgt dafür, dass auch bei bewölktem Himmel, eine Seltenheit an diesem Standort, und auch in der Nacht zuverlässig Strom ins HGÜ-Kabel eingespeist wird.
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Die Silizium-Solarmodule werden in einer neuen Fabrik in Darwin hergestellt. Dabei wird eine spezielle Technik eingesetzt, Maverick genannt, die das australische Unternehmen 5B entwickelt hat. Da die Sonnenstrahlen in einem steilen Winkel auf den äquatornahen Norden Australiens fällt, können die Solarzellen flächig montiert werden. In der Fabrik werden jeweils 16 Module, die in vier Reihen angeordnet sind, komplett verdrahtet. Zwischen ihnen befinden sich Scharniere, so dass sie wie der Balg eines Akkordeons zum Transport zusammengeklappt werden können. Am Ziel werden sie auseinandergezogen und auf vorbereiteten Untergestellen montiert. Drei Arbeiter schaffen in einer Woche 1 MW peak (mit peak wird die Leistung eines Solarmoduls bezeichnet, die bei optimaler Sonneneinstrahlung erreicht wird).
Maverick-Module auch für Chile
Das chilenische Unternehmen AES Andes mit Sitz in Santiago hat in 5B investiert, damit die Technik zur Serienreife gebracht werden konnte. In Chile sollen ebenfalls Maverick-Module installiert werden.
Der Strombedarf in Südostasien wird laut Prognosen pro Jahr um 6 % zunehmen. Sun Cable rechnet damit, dass auch noch andere Kunden an Solarstrom aus Australien interessiert sind.