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Energieversorgung 05.05.2025, 14:00 Uhr

Nahtlose Integration von Ergänzungsstromlösungen

Die Energiewende in Deutschland steht vor einer entscheidenden Phase. Eine aktuelle Studie des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE) prognostiziert einen signifikanten Anstieg des Bruttostromverbrauchs von derzeit 510 auf rund 700 TWh bis zum Jahr 2030. Allein durch zentrale Kraftwerksplanung und Netzausbau ist dieser Anstieg nicht zu bewältigen.

Modern townhouse

Pionierkraft hat eine technische Lösung entwickelt, die es ermöglicht, selbst erzeugten Solarstrom direkt im Gebäude zu verteilen, ohne dass Eigentümer zu Stromlieferanten werden müssen.

Foto: Pionierkraft

Getrieben wird der Anstieg vor allem durch die fortschreitende Elektrifizierung in den Sektoren Verkehr, Wärme und Industrie. Elektrofahrzeuge, Wärmepumpen und die Produktion von grünem Wasserstoff erhöhen den Strombedarf erheblich. Um diesen Bedarf zu decken und gleichzeitig die Klimaziele zu erreichen, ist ein Fokus auf dezentrale Lösungen von hoher Bedeutung.

Die zentrale Herausforderung liegt jedoch nicht nur im Ausbau großer Wind- und Solarparks, sondern auch in der Integration dezentraler Energieerzeugungslösungen. Insbesondere Photovoltaik (PV)-Anlagen auf Wohngebäuden bieten ein enormes Potenzial. Dennoch bleiben solche dezentralen Lösungen in vielen energiepolitischen Szenarien unterrepräsentiert. Eine Analyse von Aurora Energy Research im Auftrag der EnBW zeigt, dass durch die Nutzung dezentraler Energiequellen über den Zeitraum 2025 bis 2045 potenziell 309 Mrd. € eingespart werden könnten. „Wir sehen die Ergebnisse solcher Studien als wichtigen Baustein in der Gesamtdiskussion“, sagt Andreas Eberhardt, Geschäftsführer und Co-Gründer von Pionierkraft, und ergänzt: „Lokale Lösungen wie PV-Anlagen auf Mehrfamilienhäusern leisten einen spürbaren Beitrag zur Versorgungssicherheit – insbesondere, wenn sie unkompliziert und rechtssicher nutzbar sind.“ Das Münchener Unternehmen bietet einen innovativen Ansatz zur Nutzung von Solarstrom in Mehrfamilienhäusern. Dazu hat Pionierkraft eine technische Lösung entwickelt, die es ermöglicht, selbst erzeugten Solarstrom direkt im Gebäude zu verteilen, ohne dass Eigentümer zu Stromlieferanten werden müssen.

Das System basiert auf dem Prinzip des Ergänzungsstroms: Lokal erzeugter Strom wird automatisch und bedarfsgerecht an Haushalte im Gebäude verteilt. Das Besondere: Das Modell kommt ohne komplexe Stromlieferverträge oder EEG-bedingte Abrechnungssysteme aus. Dadurch sollen die Einstiegshürden für Eigentümergemeinschaften und Wohnungsbauunternehmen sowohl technisch als auch administrativ deutlich gesenkt werden. Mit dem Pionierkraftwerk-System sollen sich Solaranlagen auf Mehrfamilienhäusern wirtschaftlich betreiben und gemeinschaftlich nutzen lassen – selbst bei kleineren Hausgemeinschaften ab zwei Parteien. Die smarte Steuerung, automatische Abrechnung und rechtssichere Umsetzung ermöglichen laut Hersteller eine einfache Integration auch in bestehende Gebäudestrukturen. Darüber hinaus soll sich das System an unterschiedliche Gebäudegrößen und -strukturen anpassen lassen.

Bessere rechtliche Rahmenbedingungen fördern gemeinschaftliche Nutzung

Die rechtlichen Rahmenbedingungen für die gemeinschaftliche Nutzung von Solarstrom in Mehrfamilienhäusern haben sich in den letzten Jahren verbessert. Seit Mai 2024 ist die gemeinschaftliche Gebäudeversorgung (GGV) rechtlich möglich. Dabei wird der von einer PV-Anlage erzeugte Strom direkt an die Bewohnerinnen und Bewohner des Gebäudes verteilt, ohne dass der Betreiber als Energieversorger auftritt. Dies reduziert bürokratische Hürden und wirtschaftliche Risiken für die Anlagenbetreiber. Allerdings sind bisher noch wenige Pilotprojekte umgesetzt worden, was vor allem auf technische Herausforderungen wie die Verfügbarkeit von Smart Meter Gateways zurückzuführen ist. Die Kombination aus steigender Stromnachfrage und dem Bedarf an dezentralen Lösungen macht deutlich, dass innovative Konzepte wie das von Pionierkraft einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten können. Durch die direkte Nutzung von Solarstrom vor Ort wird nicht nur das Stromnetz entlastet, sondern auch die Versorgungssicherheit erhöht und die Abhängigkeit von fossilen Energiequellen werden reduziert. Zudem profitieren sowohl Eigentümerinnen und Eigentümer als auch Mieterinnen und Mieter von niedrigeren Stromkosten und einer höheren Energieautarkie.

Die Umsetzung solcher dezentraler Energieversorgungskonzepte erfordert jedoch nicht nur technische Innovationen, sondern auch eine Anpassung der politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen. Förderprogramme, vereinfachte Genehmigungsverfahren und klare rechtliche Regelungen sind notwendig, um den Ausbau dezentraler PV-Anlagen in Wohngebäuden zu beschleunigen. Nur so können das volle Potenzial der dezentralen Energieerzeugung ausgeschöpft und ein wesentlicher Beitrag zur Erreichung der Klimaziele geleistet werden.

Die vollständige Studie des BEE zur Entwicklung des Stromverbrauchs durch Sektorenkopplung und Wasserstofferzeugung kann auf der Webseite des BEE eingesehen werden.

Von Elke von Rekowski
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