Lhyfe steigt zum größten zertifizierten Produzenten Europas auf
Mit der Zertifizierung seiner Standorte in Schwäbisch Gmünd sowie in Buléon und Bessières, Frankreich, wird Lhyfe zum größten europäischen Produzenten von RFNBO-Wasserstoff durch Wasserelektrolyse.
Lhyfe-Standort Schwäbisch Gmünd: zertifizierter grüner Wasserstoff.
Foto: Lhyfe
Lhyfe, ein französisches Unternehmen mit Spezialisierung auf die Herstellung von grünem Wasserstoff, meldet die Zertifizierung von drei weiteren Produktionsstätten. Damit gilt das Unternehmen nun als größter Produzent von RFNBO-Wasserstoff durch Wasserelektrolyse in Europa. RFNBO steht für „Renewable Fuel of Non-Biological Origin“ und bezeichnet den strengsten ökologischen Standard, den die Europäische Union für Wasserstoff definiert.
Neben dem neuen Standort im baden-württembergischen Schwäbisch Gmünd, der im Oktober offiziell eröffnet wird, tragen nun auch die Werke im französischen Buléon (Bretagne) und Bessières (Okzitanien) das RFNBO-Siegel. Zusammen mit dem bereits seit Mai zertifizierten Standort Bouin in der Region Pays-de-la-Loire verfügt das Unternehmen über vier zertifizierte Produktionsstätten mit einer Gesamtleistung von 21 MW. Die Kapazität entspricht rund 8,3 t Wasserstoff pro Tag.
Die RFNBO-Zertifizierung ist ein zentrales Element der europäischen Energiepolitik. Sie soll garantieren, dass Wasserstoff vollständig aus erneuerbaren Quellen stammt und die Anforderungen an Nachhaltigkeit und Rückverfolgbarkeit erfüllt. Damit können Unternehmen, die diesen Wasserstoff einsetzen, nachweisen, dass ihre Energieträger nicht auf fossilen Grundlagen beruhen. Zugleich eröffnet die Zertifizierung Zugang zu staatlichen und europäischen Fördermechanismen, die im Zuge der Energiewende eingeführt wurden.
Schwäbisch Gmünd: Grüner Wasserstoff für die Industrie
Der Standort Schwäbisch Gmünd gilt als zentrale Neuerung. Mit einer Kapazität von 10 MW ist er die bislang größte Anlage von Lhyfe und nach Angaben des Unternehmens die zweitgrößte RFNBO-zertifizierte Wasserstoffproduktion in Deutschland. Die Einweihung ist für Oktober geplant, die Zertifizierung liegt bereits vor.
Die Region im Osten Baden-Württembergs ist kein zufällig gewählter Ort. Dort besteht ein hoher Bedarf an klimaneutralen Energielösungen, insbesondere aus der Automobil- und Maschinenbauindustrie. Mit dem neuen Standort wird erstmals ein Werk dieser Größenordnung in Süddeutschland direkt an die bestehende Wasserstoffinfrastruktur angeschlossen. Damit könnte Schwäbisch Gmünd zu einem Knotenpunkt in der entstehenden Wasserstoffwirtschaft werden.
Die Anlage ist auf die Produktion von Bulk-Lieferungen ausgelegt, das heißt, sie soll große Abnehmer in Industrie und Energieversorgung versorgen. Darüber hinaus eignet sie sich auch für kleinere Mengen, etwa für Pilotprojekte in der Mobilität oder zur Speicherung in Kavernen.
Frankreich: 70 Wasserstoff-Container für direkte Belieferung
Auch die beiden französischen Standorte in Buléon und Bessières sind Teil der Zertifizierung. Mit jeweils 5 MW zählen sie zu den größten Wasserstoffproduktionsstätten des Landes. In Verbindung mit dem Pilotprojekt Bouin, das als weltweit erste Wasserstoffanlage gilt, die direkt an einen Windpark angeschlossen wurde, soll ein geografisches Netz entstehen, das große Teile Frankreichs abdeckt. Das Konzept von Lhyfe setzt auf mehrere mittelgroße Standorte statt auf wenige große Produktionsstätten. Dadurch sollen die Versorgung regionaler Märkte gesichert, die Abhängigkeit von zentralen Anlagen verringert und die Transportlogistik effizienter gestaltet werden. Um die Lieferungen europaweit zu gewährleisten, verfügt das Unternehmen über rund 70 Wasserstoff-Container, die flexibel einsetzbar sind. Diese Flotte gilt derzeit als eine der größten in Europa und ermöglicht es, Kunden in unterschiedlichen Regionen direkt zu beliefern.
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Die Strategie einer dezentralen Erzeugung passt zu den Zielen der EU, die beim Ausbau erneuerbarer Energien nicht nur auf Großprojekte, sondern auch auf regionale Versorgung setzt. Besonders für die Industrie, die in vielen Fällen nicht an große Pipeline-Infrastrukturen angeschlossen ist, bietet diese Form der Produktion eine Möglichkeit, Wasserstoff kurzfristig einzusetzen.
Ziel noch lange nicht erreicht
Mit der Zertifizierung der vier Standorte hat sich die installierte Kapazität von RFNBO-Wasserstoff in Europa erhöht. Für die europäischen Klimaziele ist diese Entwicklung von Bedeutung. Wasserstoff gilt als unverzichtbar für die Dekarbonisierung schwer zu elektrifizierender Sektoren wie Stahlproduktion, Chemie oder Schwerlastverkehr. Die EU will bis 2030 mindestens 10 Mio. t erneuerbaren Wasserstoff produzieren und weitere 10 Mio. t importieren. Ein Ziel, das noch lange nicht erreicht ist.
Die Frage, wie schnell andere Produzenten nachziehen können, bleibt offen. Zahlreiche Unternehmen haben Projekte angekündigt, viele davon befinden sich jedoch noch in frühen Entwicklungsphasen.
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