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VDI-Konferenz 07.10.2025, 09:53 Uhr

Smarte Roboter in Produktion und Logistik

VDI-Konferenz in München nimmt smarte Robotik und autonome mobile Plattformen in den Fokus.

Kamerageführtes Entnehmen und Sortieren von Schüttgütern. Foto: Roboception

Kamerageführtes Entnehmen und Sortieren von Schüttgütern.

Foto: Roboception

Smarte Roboter und autonome mobile Plattformen sind heute aus der industriellen Fertigung und der Logistik nicht mehr wegzudenken. Ohne die vielen Produktionshelfer, die uns die ergonomisch anspruchsvollen, schmutzigen, monotonen, psychisch belastenden und gefährlichen Arbeiten zuverlässig und ermüdungsfrei abnehmen, wären wir heute weder wettbewerbs- noch zukunftsfähig. Und dies nicht nur in der Automobilproduktion sowie bei deren Zulieferfirmen, sondern auch im produzierenden Mittelstand.

VDI-Konferenz Smarte Robotik in München

Darum widmet sich die 2. VDI Konferenz „Smarte Roboter in Produktion und Logistik“, die am 12. und 13. November 2025 in München stattfindet genau diesen Schwerpunktthemen und eröffnet gleichzeitig Einblicke aus erster Hand – von führenden Forschern, renommierten Roboteranbietern und industriellen Nutzern – auf neue Applikationen und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI), um damit Handhabungs-, Sortier- und Transportaufgaben besser zu beherrschen, Bewegungen effizienter und sogar teilweise autonom zu gestalten oder dem Menschen zunehmend ähnelnde Verhaltensweisen – beispielsweise das Gehen – als humanoide Roboter zu übernehmen.

Miteinander von Mensch und Roboter läutet neues Zeitalter ein

Cobots, mobile Serviceroboter und auch humanoide Roboter treten mit hohem Tempo in neue Anwendungsfelder und neue Interaktionsräume vor. Wir treffen zunehmend auf sie in unserem alltäglichen Lebens- und Arbeitsumfeld. Sie werden vermehrt an Stellen eingesetzt, wo sie nicht nur auf speziell ausgebildete Werkerinnen und Werker treffen, sondern auf alle Menschen, die sie unmittelbar beim Erfüllen ihrer Aufgaben unterstützen. Dabei begegnen sie nicht nur vielen Menschen, müssen sie sogar mit diesen kommunizieren und ihnen auch zum Beispiel auf dem Flur zuverlässig ausweichen.

Ausprobieren neuer Möglichkeiten der Mensch-Roboter-Kooperation: Studierende an der Hochschule Aalen testen selbst im Rahmen eines Blockseminars „Smart Packaging Technologies“ beim Hochschul-Partner, der Gerhard Schubert Verpackungstechnik GmbH in Crailsheim, wie man sich neue Formen der Mensch-Roboter-Interaktion aktiv erschließt.

Foto: Gerhard Schubert Verpackungstechnik | Hochschule Aalen

Nach dem lang üblichen Nebeneinander von Menschen und Robotern hinter Schutzzäunen in der Serienproduktion gestalten wir heute das unmittelbare Miteinander von uns Menschen mit sozialen Robotern in gemeinsam geteilten Arbeitsräumen. Diese unterstützen uns wiederum im Industriealltag bei Montageabläufen, bei der Maschinenbeladung, beim Sortieren, Palettieren, Verpacken, Prüfen und Reinigen.

Sie werden außerdem zu gefragten Helfern in Logistik, Gastronomie, Hotels, Pflege, in unseren Haushalten und in Operationssälen. Dabei treten ganz neue Anforderungen in den Vordergrund und es vollzieht ein durchaus epochal einzustufender Paradigmenwechsel: Der Weg in eine neue Ära der smarten und kognitiven Robotik! Vom reinen Arbeitstier entwickeln sich die neuen Roboter zu smarten und mobilen Helfern sowie zu sozialen Begleitern vieler Menschen weiter; einfach und intuitiv bedienbar, flexibel einsetzbar.

Kognitive Roboter nehmen ihr Umfeld wahr und passen ihr Handeln an

Roboter müssen künftig daher auch ganz neue Formen des Austausches mit den Menschen beherrschen, etwa die Kommunikation über Sprache und Gesten. Sie müssen mit ihren menschlichen Kontakten interagieren, ihr unmittelbares Umfeld wahrnehmen und daraus den nötigen Handlungsbedarf für sich autonom ableiten. Sie sehen, hören, fühlen und müssen mit Hilfe der Künstlichen Intelligenz (KI) zu leistungsstarken kognitiven Robotern weiterentwickelt und beispielsweise per Sprache angeleitet werden.

Doch wie gestaltet man das sichere Miteinander von Menschen und KI-basierten Robotern und was verspricht man sich vor allem von der neuen Generation humanoider Roboter? Und wie kann die nächste Stufe der unmittelbaren Mensch-Roboter-Interaktion nutzenstiftend und nachhaltig in neuen Anwenderszenarien, zum Beispiel in Krankenhaus, Pflege, zur Realisierung von Wertstoffkreisläufen beim Recycling oder beim „Vertical Farming“ eingesetzt werden? Welche neuen Sicherheitskonzepte gibt es für die Mensch-Roboter-Interaktion? Und wie muss man die betroffenen Menschen „mitnehmen“ in diese neue Ära der smarten kognitiven Robotik?

Faktor Mensch entscheidet über Erfolg oder Misserfolg

Zweifellos gilt es, bei der Einführung von kognitiven Roboterkollegen neben technischen Entwicklungsprozessen intensiv Vertrauensarbeit zu leisten und überzeugend zu argumentieren, denn es geht um weit mehr als das Beschaffen eines Roboters oder die Auswahl eines Systemintegrators.

Über Erfolg oder Misserfolg der Mensch-Roboter-Interaktion entscheidet vor allem der Faktor Mensch. Geduld, Fingerspitzengefühl und Respekt vor oft unausgesprochenen Unsicherheiten und Ängsten der Betroffenen sind unabdingbar nötig, denn alle Roboter müssen als soziale Begleiter und Assistenten Akzeptanz bei ihren Nutzern und Interaktionspartnern finden.

Von diesem Wandel betroffene Personen müssen sich Schritt für Schritt mit den sozialen Robotern anfreunden dürfen. Im praktischen Erleben erfahren sie, dass sie die Interaktion mit den Robotern als Gegenüber beherrschen, weiterhin die Abläufe bestimmen und sich auf die Funktion der Sicherheitssysteme bei der Interaktion verlassen können.

Studierende beim Training am Roboter.

Foto: Hochschule Aalen

Ganz wichtig dabei: Ein ethischer Rahmen muss gewährleistet und vereinbart werden. Der Mensch muss grundsätzlich in allen Situationen und Lebenslagen den Takt vorgeben. Er darf nicht vom Roboter getrieben, gegängelt und von Fehlersignalen genervt werden.

Außerdem müssen die Fähigkeiten der Roboter zur Umweltwahrnehmung und Navigation sowie zur Handlungsableitung absolut verlässlich funktionieren; transparent und jederzeit nachvollziehbar oder kalkulierbar für ihre Nutzerinnen und Nutzer.

Generell verändert sich derzeit die Anbieterlandschaft auf interessante Weise: Zunehmend treten neue Anbieter in den Markt ein, auch Startups, die ihren bisherigen Tätigkeitsschwerpunkt nicht unbedingt in der klassischen Robotik oder der industriellen Automation sahen. Sie fordern die Bestandsfirmen heraus. Gleichzeitig entstehen äußerst innovative Plattformen und vernetzte Ökosysteme, beispielsweise RoX, auf denen anwendungsspezifisch Lösungen entwickelt und dafür nötige Komponenten passgenau angeboten werden.

Dringend erforderlich ist es weiterhin, die teilweise überzogenen Normen und Sicherheitsvorkehrungen auf ein praktikables Maß zurückzuführen. Es braucht Entschlossenheit im Engineering zur Erschließung vieler neuer potenzialträchtiger Anwendungen über Musterapplikationen, die das gemeinsame Lernen und ein rasches Heben wertvoller Synergien ermöglichen.

„Haben wir Mut, diesen revolutionären Wandel selbst zu gestalten, aktiv und sicher, für die Menschen und unsere eigene Zukunftsfähigkeit.“

Generell wichtig ist es, sich bei der Heranführung der Menschen an die Robotik und an neue Einsatzumfelder Mut und Pragmatismus an den Tag zu legen, ohne leichtsinnig zu werden und sich zu übernehmen. Nur so können alle Beteiligten lernen. Das schafft Selbstvertrauen und sichert einen schnellen Umsetzungserfolg.

  • Doch wie geht die smarte Revolution weiter?
  • Wo geht die Reise in Produktion und Logistik hin?
  • Wo sind attraktive Märkte und Anwendungsfelder?

Die Robotik wird sich zweifellos mit hohem Tempo weiterentwickeln zur smarten Robotik: Handlungsintelligent und autonom agierend durch die weitere Integration von Sensoren. Insbesondere Kameras, Scanner und Mikrofone. Kognitiv, also sehend und führend erobern sie ihr Einsatzumfeld wahrnehmend, um autonom zu handeln und Kollisionen zu vermeiden.

Durch Künstliche Intelligenz wird die Robotik im industriellen Einsatz leistungsfähiger, ressourcenschonender und mobiler. Sie wird zu einem in Zeiten des Fachkräftemangels geschätzten Assistenten in Produktion, Intralogistik, Pflege, Gastronomie und Handel. Haben wir Mut, diesen revolutionären Wandel selbst zu gestalten, aktiv und sicher, für die Menschen und unsere eigene Zukunftsfähigkeit.

Der Ausblick auf die VDI-Konferenz „Smarte Roboter“ in München:

Am 12. und 13. November 2025 trifft sich auf der VDI-Konferenz „Smarte Robotik in Produktion und Logistik“ eine interessante Referenten- und Anwenderschar, das Who-is-Who der Robotik in Deutschland. Und das sind die Schwerpunkte:

  • 16 hochkarätige Vorträge an zwei Tagen in sechs gebündelten Themensessions mit aktuellen Schwerpunkten, dazu World Cafés als interaktive Diskussionsrunden, eine Fachausstellung und eine exklusive Besichtigung am DLR Robotik-Institut in Oberpfaffenhofen.
  • Hochkarätige Keynote Vorträge, beispielsweise von Dr. Rainer Bischoff, General Manager, Intrinsic Germany, zum Thema „AI Robotics and the RoX Ecosystem – The next level of Smart Robotics!“ oder von Ralf Winkelmann, Managing Director, Fanuc Deutschland unter dem Titel „Künstliche Intelligenz als Treiber industrieller Robotik – Kollaboration als Schlüssel zur Zukunft“.
  • Erfahrungsberichte und Fachbeiträge nahezu aller Roboteranbieter, unter anderem von Prof. Dr. Bernd Kuhlenkötter und Prof. Dr. Debora Clever (ABB), Arne Nordmann (Neura Robotics), Prof Dr. Tobias Ortmaier (Voraus Robotik GmbH), Christian Piechnick (Wandelbots), Dr. Quirin Görz (Kuka Digital), Carsten Busch (Denso Europe) und Moritz Weigand (Robco).
  • Neuigkeiten aus der Sicherheitstechnik, vorgestellt unter anderem von Thomas Pilz (Pilz) und Dr. Walter Reithofer (Sick), und aus der Entwicklung humanoider kognitiver Roboter von Arne Nordmann (Neura Robotics) und Jürgen Stölzle (Schaeffler).
  • Vorstellung Innovationen und KI-Nutzung im Roboterumfeld zur Erschließung kognitiver Fähigkeiten, beispielsweise als Schwerpunkt der Beiträge von Dr. Michael Suppa (Roboception) und Dr. Martin May (Schunk).
  • Fortschrittsberichte aus der aktuellen Forschung und über die Erschließung neuer Anwendungsfelder, zum Beispiel die mobile Robotik, der Einsatz von Robotern in der Laborautomation, beim Wertstoffrecycling und zum „Vertical Farming“ von Prof. Dr. Doris Aschenbrenner, (Hochschule Aalen), Carsten Busch (Denso Europe), Tobias Frankenreiter (Mössner August GmbH + Co KG) und Prof. Dr. Markus Glück (Hochschule Aalen).
  • Übergreifend diskutieren wir die Zukunftsthemen: Digitale Zwillinge, Cobots und AMR, kognitive und humanoide Roboter, KI-Chancen, Safety & Security, Startups und neue Geschäftsmodelle.

Prof. Dr.-Ing. Markus Glück,
Robotik und Automation,
Hochschule Aalen,
Fakultät Optik und Mechatronik
markus.glueck@hs-aalen.de