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Steer-by-Wire-System 23.09.2021, 10:02 Uhr

Auf dem Weg zum autonomen Nutzfahrzeug

Prototypen eines Steer-by-Wire-Systems werden in den SRT (Super Virtual Rail Train) des chinesischen Schienenfahrzeugherstellers CRRC/ZELC getestet.

Rein elektromechanisches Lenksystem für Nutzfahrzeuge von Nabtesco und adcos. In China laufen bereits die ersten Prototypen im Testbetrieb. Foto: Nabtesco Precision Europe GmbH

Rein elektromechanisches Lenksystem für Nutzfahrzeuge von Nabtesco und adcos. In China laufen bereits die ersten Prototypen im Testbetrieb.

Foto: Nabtesco Precision Europe GmbH

Nabtesco baut seine Aktivitäten im Automotive-Bereich weiter aus. Zusammen mit Adcos, einem Unternehmen der Nabtesco-Gruppe, hat der Getriebespezialist nach eigenen Angaben eine rein elektromechanische Lenk- und Antriebslösung für Nutzfahrzeuge entwickelt und somit die nächste Stufe hin zum autonomen Fahren ins Visier genommen. Zum Einsatz kommen die ersten Prototypen des Steer-by-Wire-Systems als Funktionsmuster im neuen urbanen Transportkonzept SRT (Super Virtual Rail Train) des chinesischen Schienenfahrzeugherstellers CRRC / ZELC.

In der chinesischen Stadt Yancheng startete, wie Nabtesco ausführt, vor kurzem der Passagiertestbetrieb von sechs Super Virtual Rail Trains (SRT). Dabei handelt es sich um 36 m lange, elektrisch angetriebene Busse mit vier Fahrzeugmodulen und drei Gelenken, die – rein über Software gesteuert – 320 Fahrgäste auf einer virtuell berechneten Straßenbahnschiene transportieren können. Das Steer-by-Wire-System arbeite komplett elektromechanisch, erfülle den Standard ISO 26262-ASIL D und wurde im Nabtesco-Unternehmensverbund entwickelt. Dies sei eine Pionierleistung, denn vergleichbare Systeme gebe es bis dato nicht am Markt.

In sieben Monaten zum ersten Prototypen

Für die Umsetzung der elektromechanischen Lenkung haben die beiden Unternehmen ihre Kompetenzen gebündelt und innerhalb von nur sieben Monaten die ersten Prototypen des weltweit ersten Steer-by-Wire-Systems für Nutzfahrzeuge auf die Teststrecke oder die virtuelle Testschiene gebracht, heißt es weiter. Das innovative Antriebskonzept bestehe aus einem speziell auf den Fahrzeugbau abgestimmten Zykloidgetriebe, einem eigens designten Zwei-Kanal-Motor, einer Control Unit sowie einem ausgeklügelten Lenkalgorithmus und sei exakt auf den Einsatz in den Hochvolt-Plattformen der E-Mobilität zugeschnitten. Alle sicherheitsrelevanten Elemente seien redundant ausgeführt. Insgesamt verfüge jeder SRT über sechs miteinander gekoppelte Lenkantriebe, die auf den einzelnen Achsen montiert sind.

Zykloidgetriebe meets Automotive

Wie Nabtesco weiter ausführt, sind Zykloidgetriebe vor allem in der Robotik bekannt. Doch aufgrund ihrer hohen Leistungsdichte, Zuverlässigkeit und Robustheit seien die kompakten Präzisionsantriebe längst ebenso in anderen Hightech-Applikationen zuhause und eroberten immer neue Anwendungsbereiche. Auch für den Einsatz im Automobilbau bringen sie laut Nabtesco die entscheidenden Eigenschaften mit. So zeichnen sie sich durch höchste Präzision, Qualität und Wirtschaftlichkeit aus, ermöglichen hohe Drehmomentleistungen auf kleinstem Bauraum und lassen sich kundenspezifisch an individuelle Bedürfnisse anpassen. Bei Zykloidgetrieben erfolgt die Kraftübertragung über Kurvenscheiben und Rollen. Das sorgt für einen hohen Wirkungsgrad, eine enorme Widerstandsfähigkeit gegen Schockbelastungen sowie ein minimales Spiel über die gesamte Lebensdauer.

Automationslösungen für die Mobilität von morgen

Aus dem Roboter ins Fahrzeug: Mit dem chinesischen SRT-Projekt unterstreicht Nabtesco nach eigenen Angaben einmal mehr seine Innovationsstärke und Technologieführerschaft als Automationsexperte und Systemlieferant. Für die Nutzfahrzeugbranche würde das innovative Lenksystem von Nabtesco und Adcos völlig neue Möglichkeiten bei der Entwicklung zukunftsweisender Transportkonzepte eröffnen. Dazu würde dann auch der Verzicht auf hydraulische Systeme und damit eine effizientere, smartere, sicherere und umweltfreundlichere Gestaltung von Bussen und LKW gehören. Weitere Projektpartner sind unter anderem die beiden Schweizer Unternehmen Balance Drive AG und Derap AG, die für das Projektmanagement verantwortlich zeichneten.

Von Nabtesco/Udo Schnell