Globale Erwärmung beschleunigt sich in gefährlicher Weise
Die Beobachtung sowohl der Luft als auch der Ozeane zeigt, dass die Klimaentwicklung schneller voranschreitet, als es das „Worst-Case-Szenario“ des sechsten Sachstandsberichts der Vereinten Nationen berechnet hat. Die Deutsche Meteorologische Gesellschaft (DMG) und die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) erwarten daher, dass es bereits bis 2050 zu einer Erwärmung um drei Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau kommen kann.
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Die Erderwärmung könnte in den nächsten 25 Jahren möglicherweise genauso stark ansteigen wie in den vergangenen 150 Jahren, so die Befürchtung der Wissenschaftler. Vor diesem Hintergrund wenden sich die Fachgesellschaften am 25. September mit einem Aufruf an die Politik. Dabei mahnen DMG und DPG erhebliche Versäumnisse beim Klimaschutz und gleichzeitig ein deutlich höheres Maß an Maßnahmen an.
Trotz der sich beschleunigenden globalen Erwärmung hätten die weltweite Gemeinschaft und auch Deutschland bislang nur unzureichend auf die damit verbundenen Gefahren reagiert und der Bedrohungslage in Folge der Erhitzung bisher zu wenig präventive Maßnahmen entgegengesetzt. In dem Aufruf fordern die beiden Fachgesellschaften dazu auf, unverzüglich ein sehr viel wirksameres Programm zur Eindämmung von menschengemachten Klimaänderungen voranzutreiben und die hierfür notwendigen Instrumente nicht weiter in die Zukunft zu verschieben.
Möglicherweise das Ende der gemäßigten Umweltbedingungen
Aus Sicht der Physiker und Meteorologen ist es dringend notwendig, Klimaschutz und Klimaanpassung gleichzeitig zu betreiben, da ein Teil der weiteren globalen Erwärmung auch bei intensivsten Schutzmaßnahmen nicht mehr zu verhindern seit. Die Forschenden weisen darauf hin, dass es physikalisch betrachtet, kein „Restbudget“ an Kohlenstoffdioxid (CO2) mehr gibt. Bereits die aktuelle Konzentration an CO2 wirke auf einen Anstieg von über drei Grad hin.
DMG und DPG betonen, dass die Möglichkeiten, die fortschreitende globale Erwärmung zu bremsen und damit zum Schutz der Menschen und ihrer Lebensgrundlagen beizutragen, hinlänglich bekannt seien. Das gemäßigte Klima der letzten zehn Jahrtausende habe die Voraussetzungen für die Entwicklung der heutigen menschlichen Zivilisation geschaffen. Die gegenwärtige Generation junger Menschen müsse sich der Tatsache bewusst sein, dass sie möglicherweise das Ende dieser gemäßigten Umweltbedingungen mit all ihren Konsequenzen erleben werde.
In Zukunft könnten Klima-Kipppunkte – Schwellenwerte im Klimasystem, deren Überschreiten nicht umkehrbare Veränderungen nach sich ziehen – eine starke Rolle spielen. Beispiele hierfür seien: die Abschwächung der Nordatlantik-Zirkulation („Golfstrom“), das Abschmelzen der Eisschilde auf Grönland und der Antarktis, die zunehmende Freisetzung enormer Methanmengen aus den Permafrostregionen und das großflächige Absterben des Amazonas-Regenwaldes.
Mehr Anstrengungen für den Ausbau erneuerbarer Energien gefordert
DMG und DPG: „Vielfältige Technologien zur nicht-fossilen Energienutzung sind Stand der Technik und tragen schon heute wesentlich zur Versorgung von Wirtschaft und privaten Haushalten bei. Beim erforderlichen weiteren Ausbau ist die jeweilige lokale und regionale Versorgungslage zu berücksichtigen, insbesondere im Hinblick auf Verfügbarkeit, Sonneneinstrahlung, Wettergeschehen, Geografie, Landnutzung, Wirtschaftlichkeit und gesellschaftlicher Akzeptanz“. Der Maßnahmenkatalog fordert vor allem Anstrengungen im Ausbau von Solarenergie, Windenergie, Wasserkraft, Bioenergie, Geothermie, Meeresenergie und nennt auch als Weg aus einer möglichen Umweltkrise die Kernenergie. Stromspeicher- und Netztechnologien müssten Unterstützung liefern und die Energieeinsparung stehe ohnehin ganz vorne an.




