EU-Projekt prüft deutsch-niederländisches Wärmenetz
Eine nachhaltige Wärmeversorgung sollte an Staatsgrenzen nicht enden. Dennoch werden internationale Projekte durch unterschiedliche rechtliche Rahmenbedingungen erschwert. Das Interreg-Programm „Cross_Heat“ untersucht nun, wie ein grenzüberschreitendes Wärmenetz zwischen deutschen und niederländischen Gemeinden umsetzbar wäre.
Im Rahmen des EU-Projekts "Cross_Heat" wird geprüft, ob ein grenzüberschreitendes Wärmenetz zwischen deutschen und niederländischen Gemeinden umsetzbar wäre.
Foto: Smarterpix / hansenn
Wärmenetze nutzen industrielle Abwärme und Geothermie, um Wohngebiete und Gewerbe mit nachhaltiger Wärme zu versorgen. Doch ist dies auch möglich, wenn Erzeuger und Abnehmer auf unterschiedlichen Seiten der Grenze liegen? „Mit unserem Projekt wollen wir zeigen, dass neben den technischen auch die rechtlichen und organisatorischen Herausforderungen an Staatsgrenzen zu lösen sind“, so René Verhoeven, Projektleiter am Fraunhofer IEG. Sein Institut zählt neben den Gemeinden Landgraaf, der Stadt Herzogenrath, der Parkstad Limburg, der Städteregion Aachen, dem ITEM-Institut der Universität Maastricht, NRW.Energy4Climate, Vito NV und dem Cluster Tweed zu den beteiligten Partnern. Federführend bei „Cross_Heat“ ist die Gemeinde Kerkrade. Das Budget beträgt rund 2,5 Millionen Euro; davon fördert die EU rund 50 % aus dem Interreg-Programm Meuse-Rhine, das Land NRW übernimmt 30 %.
Prüfung: Technisch und wirtschaftlich machbar?
Bis Juli 2028 soll in dem dreijährigen Projekt untersucht werden, ob ein grenzüberschreitendes Wärmenetz zwischen den Gemeinden Herzogenrath (Städteregion Aachen), Kerkrade (Süd-Limburg / NL) und Landgraaf (Provinz Limburg / NL) technisch und wirtschaftlich machbar ist. Das Vorhaben konzentriert sich auf die Nutzung industrieller Restwärme über Wärmespeicher wie etwa Grubenwasser für eine nachhaltige interkommunale Wärmeversorgung. Die Forschungsaktivitäten umfassen unter anderem die Analyse des Abwärmeaustauschs zwischen Industrie und bebauter Umwelt, die Bestandsaufnahme von geothermischen Quellen und Wärmespeichern in ehemaligen Bergbaustrukturen, die Entwicklung von technischen Szenarien und Modellrechnungen, die Bewertung der rechtlichen, organisatorischen und räumlichen Rahmenbedingungen sowie die Ausarbeitung von Finanzierungsstrategien und eines Investitionsplans. Anwohner, Unternehmen und lokale Interessengruppen werden durch Informationsveranstaltungen, Nachbarschaftsgespräche und einen Infopunkt einbezogen.
Nachhaltige Wärme: Beneluxstaaten und Deutschland mit Nachholbedarf
In der Euregio entfallen derzeit etwa 50 % des Gesamtenergieverbrauchs auf Heizenergie. Der Anteil nachhaltiger Wärme liegt in den beteiligten Ländern noch unter dem europäischen Durchschnitt (Niederlande 9,6 %, Belgien 11,3 %, Deutschland 17 %). Mit „Cross_Heat“ soll diese Lücke verkleinert werden. Ziel ist, durch die Nutzung von Restwärme die regionale Nachhaltigkeit zu erhöhen, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu senken und stabilere, niedrigere Wärmetarife zu ermöglichen.
Keine Grenzen für gute Ideen
„Wir wollen, dass gute Ideen auch die Grenzen von Kommunen und sogar Staaten überspringen“, sagt René Verhoeven. Das Fraunhofer IEG bringt dafür Ingenieur-Expertise und Modellierungstools ins Projekt ein, insbesondere wenn es um die Nutzung des Untergrundes geht. Das Team betrachtet die grenzüberschreitende Nutzung von Grubenwasser als Quelle und saisonalen Speicher von Wärme. Mit anwendungsnahen Modellen und Berechnungsverfahren soll sichergestellt werden, dass die technischen Modelle und Werkzeuge in einen finanzierbaren Investitionsplan münden. „Wir wollen die Restwärme, die Unternehmen momentan noch in die Luft abgeben, sinnvoll nutzen, um Wohnhäuser, Büros und öffentliche Einrichtungen nachhaltig zu beheizen – und zwar grenzüberschreitend“, berichtet Verhoeven.




