Gebäudeenergiegesetz 07.05.2025, 11:51 Uhr

Heizungsgesetz vor Änderung? Wärmewende braucht Aufklärung

Kommt mit der neuen Bundesregierung erneut eine Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG)? Bereits die im Sommer 2023 verabschiedeten Maßnahmen, von der Bild-Zeitung populistisch als „Heiz-Hammer-Debatte“ bezeichnet, verunsicherten die Bürger immens. Dabei fehlt es nach Meinung von Ludwig Friedl vor allem an sachlicher Information. Im Interview spricht der Vorsitzende des Landesvereins der bayerischen Energieagenturen über die aktuelle Lage sowie die Zukunftschancen der Wärmewende.

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Foto: Panthermedia / Klaus Ohlenschläger

HLH: Herr Friedl, was halten Sie generell als Vertreter der Energieagenturen für sinnvoll sowie machbar, um die Klima- und Wärmewende zu schaffen?

Ludwig Friedl: Die Wärmewende ist der größte Erfolgsfaktor für das Erreichen der Klimaziele und somit eine wichtige Maßnahme gegen den Klimawandel. In Folge dessen liegt der Weg für eine erfolgreiche Wärmewende in der konsequenten Substitution von Öl- und Gasheizungen durch zeitgemäße sowie erneuerbare Technologien. Daher sehe ich es als wichtig an, den eingeschlagenen Weg mit Hilfe des Gebäudeenergiegesetzes nun konsequent weiterzugehen.

HLH: Sie sind auch seit 13 Jahren Geschäftsführer der Energieagentur Regensburg. Wie nehmen Sie die Bürger und Unternehmer mit – wie gut gelingt das Ihrer Ansicht nach in der Praxis?

Friedl: Unsere Erfahrung zeigt, dass Bürger und Unternehmen hier eigene Entscheidungsprozesse haben. Unternehmen entscheiden daten- und faktenbasiert. Das heißt, sie kennen ihre aktuellen Energiekosten und suchen nach Wegen, diese künftig zu senken. Dabei werden drei Aspekte geprüft: Erneuerbare Alternativen, Fördermöglichkeiten sowie gesetzliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen (was geben Gesetze, Lieferanten und Kunden vor). Anschließend folgen in der Regel Entscheidungen und Umsetzungen.

Ludwig Friedl ist Vorsitzender der Bayerischen Energieagenturen e. V. und langjähriger ­Geschäftsführer der Energieagentur Regensburg.

Foto: Energieagentur Regensburg

Bei den Privathaushalten läuft das leider weniger daten- und faktenbasiert ab. Die meisten Ratsuchenden bei uns in der Energieberatung haben nur plakative Kenntnisse von gesetzlichen Regelungen. Das „Heizungsgesetz“ wird überwiegend bedrohlich und als nicht notwendig wahrgenommen. Soll heißen, die Leute sind einfach nicht ausreichend informiert und kennen die Notwendigkeit und Chancen von Heizen mit erneuerbaren Energien nicht. Wenn wir ihnen die Mehrkosten von Öl und Gas – bezüglich der CO2-Bepreisung – für die nächsten Jahre vorrechnen und die aktuellen Preise für Wärmepumpen, Pelletheizungen oder Anschlüsse an Wärmenetze inklusive Fördermittel vorrechnen, dann sind die meisten sehr überrascht und überdenken ihr Bild vom „bösen“ Heizungsgesetz.

HLH: Wo sehen Sie die wichtigsten / größten Potenziale, um die ambitionierten Klimaziele zu erreichen?

Friedl: Das wird nur mit einem enormen Ausbau der Erneuerbaren, also Wind, Sonne, Biomasse und Geothermie, in Kombination mit dem Ausbau von Speichertechnologien und dem Stromnetz funktionieren.

HLH: Wie schätzen Sie die derzeitigen politischen Rahmenbedingungen dafür ein?

Friedl: Nach dieser Bundestagswahl zunächst eher schlecht. Sobald aber die entsprechende Realität bei der neuen Bundesregierung über Völker- und EU-rechtliche Vorgaben hinsichtlich Klimaschutz einkehrt, werden die Anstrengungen für die Umsetzung Energiewende- und Klimaschutzmaßnahmen wieder enorm ansteigen.

HLH: Was muss Ihrer Meinung nach, von der neuen Bundesregierung zeitnah in Angriff genommen werden?

Friedl: Erstens: Das GEG beibehalten und den Menschen die Notwendigkeit dafür vermitteln. Zweitens: Verwaltungshürden bezüglich Ausbau von erneuerbaren Energieerzeugungsanlagen und Infrastruktur abbauen und dadurch die Geschwindigkeit erhöhen. Und Drittens: Der Klimaschutz und die Energiewende müssen als „Lösung“ und nicht als „Problem“ kommuniziert werden. Die Technologien dafür haben wir in Deutschland parat. Diese tragen zur Unabhängigkeit und für eine sichere Energieversorgung (ohne Abhängigkeiten von Russland, USA und China) bei.

HLH: Wie stehen Sie zur kommunalen Wärmeplanung – gibt es positive oder auch negative Beispiele?

Friedl: Die KWP sehe ich grundsätzlich positiv. Allerdings kann die Fristsetzung bis 2028 zu Absatzverzögerungen im Heizungsmarkt führen. Auch wird die KWP meist als „Wärmenetzplanung“ falsch verstanden. Die Bezeichnung „WärmePLANUNG“ ist ebenfalls irreführend beziehungsweise falsch. Es handelt sich vielmehr um eine strategische Zielsetzung für den Wärmebereich in einer Kommune.

Als Energieagentur sind wir ein starker Akteur in der Erstellung von Wärmeplanungen. Dabei geht es in erster Linie um eine Trennung von Gemeindebereichen, in denen Wärmenetze möglich sind und in Bereiche, in denen keine Wärmenetze ratsam sind. Für letztere Gemeindebereiche braucht es dann dezentrale Lösungen – also erneuerbare Gebäudeheizungen wie Wärmepumpen oder Pelletheizungen – wenn möglich in Verbindung mit Solar, PV und Speichersystemen.

HLH: Einige Felder finden in der Energiewende kaum Beachtung – beispielsweise die Nutzung industrieller Abwärme. Was tun Sie dagegen?

Friedl: Das Thema Abwärmenutzung ist ein fixer Bestandteil in der kommunalen Wärmeplanung. Ein Fokus dabei ist die industrielle Abwärme, die in jeder Wärmeplanung identifiziert und als energetische Lösung in Betracht gezogen wird.

HLH: Wie können Politik und Medien zu einer positiven sowie konstruktiven Sichtweise in der Bevölkerung hinsichtlich Energiewende beitragen?

Friedl: Indem sie den Menschen täglich die Fakten zum Klimawandel aufzeigen und diesen nicht als ein Thema von Grünen oder Ökos abtun. Hey Leute – wacht mal auf! Indem sie den Menschen die „Chancen für die deutsche Wirtschaft“ hervorheben. Aktuell gibt es rund 400.000 Arbeitsplätze im Bereich der Erneuerbaren Energien. Darüber hinaus bieten die „Erneuerbaren“ die Chance für weitere deutsche Entwicklungsleistungen – zum Beispiel im Bereich der Speichertechnologien –, die wir in die Welt exportieren können. Und: Wir brauchen wieder Mut und nicht Gejammer!

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Von Dieter Last im Auftrag der HLH.

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