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Wasserqualität 24.01.2022, 11:28 Uhr

Neuer Indikator für Pestizidbelastung in europäischen Gewässern

Ein neuer Indikator zur Pestizidbelastung zeigt, dass viele Gewässer in Europa und auch das Grundwasser zu hohe Pestizidkonzentrationen aufweisen.

Wasserprobenahme zur Untersuchung eines neuen Indikators für Wasserqualität. Foto: PantherMedia / Périg MORISSE

Wasserprobenahme zur Untersuchung eines neuen Indikators für Wasserqualität.

Foto: PantherMedia / Périg MORISSE

Die Europäische Umweltagentur hat einen neuen Indikator zur Pestizidbelastung in Europas Gewässern veröffentlicht. Dieser zeigt, dass nicht nur in vielen Oberflächengewässern, sondern auch im Grundwasser zu hohe Pestizidkonzentrationen vorliegen. Auch für Deutschland sind die Ergebnisse hoch.

„Green Deal“: Pestizide reduzieren

In der Europäischen Union (EU) wird der Einsatz von Pestiziden nur nach umfassender Risikobewertung genehmigt. Es gelten hohe Schutzziele für Umwelt und Gesundheit. Dennoch gelangen Pestizide in Oberflächengewässer und ins Grundwasser. Der europäische „Green Deal“ sieht daher vor, das Risiko und die Verwendung von Pestiziden um 50 % zu reduzieren, um die Umwelt einschließlich der aquatischen Ökosysteme zu schützen und wiederherzustellen. Eine europaweite Übersicht zu Pestiziden in Gewässern lag bisher jedoch nicht vor.

Ein Viertel der Gewässer belastet

Nach dem neuen Indikator wurden die Schwellenwerte oder Umweltnormen in 2019 an jeder vierten gemeldeten Messstelle der europäischen Oberflächengewässer von mindestens einem Pestizid überschritten. Von 2013 bis 2019 betrug dieser Anteil 13 bis 30 %. Beim Grundwasser lag der Anteil der Überschreitungen mit 3 bis 7 % deutlich niedriger. In Deutschland traten an insgesamt 38 % der über 250 berichteten Messstellen Überschreitungen auf. Im Grundwasser lag dieser Anteil bei 4 %. Trinkwasser wird durch den Indikator nicht bewertet. Allerdings wird in Deutschland etwa 70 % des Trinkwassers aus Grundwasser gewonnen. Durch die Bodenpassage verbleiben Pestizide und ihre Abbauprodukte im Boden oder werden bei der Trinkwasseraufbereitung entfernt, sodass gesundheitlich relevante Konzentrationen auszuschließen sind. Mit zunehmenden Belastungen der Gewässer nehmen jedoch auch die Aufbereitungskosten für die Wasserversorgung zu.

Reihe von gewässerbezogenen Indikatoren

Für die Entwicklung des neuen Indikators wurden die Daten zum Zustand der Umwelt verwendet, die die europäischen Länder jährlich freiwillig an die Umweltagentur berichten. Dies ist einer der umfangreichsten Datensätze in Europa – der dennoch Lücken aufweist: Eine unterschiedliche Anzahl der Messstellen oder der Substanzen führen auch zu Unsicherheiten in der Interpretation der Ergebnisse. So lässt sich auch noch kein 2013 bis 2019 ableiten. Der Indikator wird mit den Daten von 2020 aktualisiert und 2022 erneut veröffentlicht. Damit wird er Teil einer Reihe von gewässerbezogenen Indikatoren der Europäischen Umweltagentur.

Von Insa Brockmann