Zum E-Paper
Digitale Tools 07.12.2021, 09:00 Uhr

Einfaches Maßnahmenkonzept Gefahrstoffe motiviert Unternehmen

Mit dem Einfachen Maßnahmenkonzept Gefahrstoffe (EMKG) verfolgt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) das Ziel, eine Handlungsempfehlung für kleinste, kleine und mittlere Unternehmen (KKMU) zu entwickeln.

Digitale Tools können Unternehmen motivieren, das Risikomanagement zu verbessern. Foto: PantherMedia / BiancoBlue

Digitale Tools können Unternehmen motivieren, das Risikomanagement zu verbessern.

Foto: PantherMedia / BiancoBlue

Das EMKG ist so gestaltet, dass ein leichter Einstieg in die Gefährdungsbeurteilung für fachkundige Personen möglich ist. Dabei wird berücksichtigt, dass die notwendigen Kenntnisse nicht in einer Person vereint und je nach Branche, Betrieb und Tätigkeit unterschiedlich sein können [1]. Das bedeutet, dass ein EMKG-Anwender mit weniger Kenntnissen im Gefahrstoffrecht erkennt, ab wann er zusätzliche Beratungsleistung bei der Gefährdungsbeurteilung benötigt.

Die Maßnahmenstufen

Das Ergebnis der EMKG-Schritte ist jeweils eine Maßnahmenstufe für die Module Haut, Einatmen, Brand und Explosion. Je höher die Maßnahmenstufe ist, desto höher wird das Risiko und desto dringlicher der Handlungsbedarf. Jede Maßnahmenstufe ist mit konkreten Schutzleitfäden zur Gestaltung des Arbeitsverfahrens verknüpft (Bild).

Schritte des EMKG. Grafik: BAuA

Die Maßnahmenstufe 1 umfasst die Mindeststandards für die allgemeine Hygiene und gute Arbeitspraxis. Die zugehörigen Schutzleitfäden der Reihe 100 beziehen sich auf den gesamten Arbeits­bereich und müssen immer umgesetzt werden. Erfahrungsberichte aus Betrieben zeigen, dass für 70 % der Tätigkeiten diese Mindeststandards ausreichen [2].

Für höhere Risiken sind zusätzliche Schutzleitfäden der Reihe 200 oder 300 erforderlich. Bei sehr hohen Gesundheits-, Brand- und Explosionsrisiken führt das EMKG direkt in die Beratung. Dies ist z. B. bei krebserzeugenden Gefahrstoffen oder Sprengstoffen der Fall. Hier ist ein spezielles Fachwissen erforderlich. Häufig sind die notwendigen Schutzmaßnahmen in den Technischen Regeln für Gefahrstoffe (TRGS) oder den Handlungsempfehlungen der Unfallversicherungsträger beschrieben [2].

Konzeptionell ist das EMKG in zwei Leitfäden mit den Modulen Einatmen, Haut, Brand und Explosion beschrieben [3; 4]. Hilfsmittel wie die EMKG-Drehscheiben und -App sind direkt am Arbeitsplatz einsetzbar [5; 6]. Die App ist sehr praktisch für Akteure, die keine explosionsgeschützten Arbeitsbereiche begehen und das Smartphone bei sich tragen. Sie bietet zusätzlich den Vorteil, dass sie mit den Schutzleitfäden direkt verknüpft ist und die Überprüfung der Schutzmaßnahmen vor Ort erleichtert.

Die EMKG-Software

Die EMKG-Software kann als Serverversion und als Einzelplatzversion installiert werden [7]. Alle Schritte und Informationen der ausführlichen EMKG-Leitfäden sind in der EMKG-Software enthalten. Systematisch werden Anwender – von der Informationsermittlung über die Ableitung von Schutzmaßnahmen und der Wirksamkeitsprüfung bis hin zur Dokumentation, einschließlich Gefahrstoffverzeichnis – durch den rechnergestützten Prozess geführt. Zusätzlich enthält die Software Hilfestellungen zur Infor­mationsermittlung, Substitutionsprüfung, Plau­si­­­bilitätsprüfung des Sicherheitsdatenblattes und geringen Gefährdung. Dokumente wie die Sicherheitsdatenblätter und Messprotokolle können in der Software hinterlegt werden.

Die Standardansicht begleitet Benutzer mit ausführlichen Erklärungen durch die Schritte des EMKG. Für eine routinemäßige Anwendung eignet sich die reduzierte Schnellansicht. Ein Wechseln zwischen Standard- und Schnellansicht ist jederzeit möglich. Eine weitere Ansicht ermöglicht, die Daten nach verschiedenen Kriterien zu sortieren, z. B. nach Projekt, Arbeitsbereich und Tätigkeit. Über das Sortieren nach Maßnahmenstufen können Prioritäten für die Festlegung von Schutzmaßnahmen getroffen werden. Sind die Schutzmaßnahmen der Maßnahmenstufe 1 im Arbeitsbereich bereits umgesetzt, besteht ein Handlungsbedarf erst ab Maßnahmenstufe 2. Langfristig ist eine Schnittstelle der EMKG-App zur EMKG-Software geplant.

Um den Einstieg in das EMKG und die Software zu erleichtern, bietet die BAuA regelmäßig Präsenz- und Onlineschulungen. Austausch, Vernetzung und Motivation in persönlicher Atmosphäre stehen dabei im Fokus. 

Literatur

  1. Technische Regeln für Gefahrstoffe: Gefährdungsbeurteilung für Tätigkeiten mit Gefahrstoffen (TRGS 400). GMBl. (2017) Nr. 36, S. 638.
  2. [2] Schutzleitfäden konkretisieren die Maßnahmenstufe. Hrsg.: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Dortmund. www.baua.de/DE/Themen/Arbeitsgestaltung-im-Betrieb/Gefahrstoffe/EMKG/EMKG-Schutzleitfaeden.html
  3. Kahl A., Wilmes A., Guhe Ch., Packroff R., Lotz G., Tischer M.: EMKG-Leitfaden – Einfaches Maßnahmenkonzept Gefahrstoffe Version 2.2. Hrsg.: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Dortmund 2014.
  4. Schweitzer-Karababa I., Wilmes A., Wolf T., Wiechen K., Berghaus M.: EMKG-Leitfaden – Modul Brand und Explosion. Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Dortmund 2020. DOI: 10.21934/baua:bericht20200402.3
  5. Wilmes A., Wiechen K., Schweitzer-Karababa I., Trofimtschuk A., Braesch K., Berghaus M.: EMKG-Drehscheiben. Für die Module Brand und Explosion, Einatmen, Haut. Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Dortmund 2021. DOI: 10.21934/baua:praxis20170808
  6. EMKG 3.0 kompakt App. Hrsg.: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Dortmund. www.baua.de/DE/Themen/Arbeitsgestaltung-im-Betrieb/Gefahrstoffe/EMKG/EMKG-Drehscheiben-und-App.html
  7. EMKG-Software 3.0. Hrsg.: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Dortmund. www.baua.de/DE/Themen/Arbeitsgestaltung-im-Betrieb/Gefahrstoffe/EMKG/EMKG-Software.html

Annette Wilmes
Dr. rer. nat. Melanie Berghaus
Katrin Braesch
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA), Dortmund.