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SARS-CoV-2-Infektionen 22.01.2021, 11:33 Uhr

Positionspapier der Gesellschaft für Aerosolforschung

Viele wissenschaftliche Studien zeigen inzwischen, dass Viren sich über Aerosolpartikel ausbreiten können. Aber während der Begriff „Aerosol“ mittlerweile regelmäßig in den Medien anzutreffen ist, werden die grundlegenden aerosoldynamischen Prozesse nur selten und leider oft nicht korrekt dargestellt. Die Gesellschaft für Aerosolforschung e. V. (GAeF) hat daher nun ein Positionspapier veröffentlicht.

Maske aufziehen, Abstand halten, Frischluft... die Maßnahmen wirken am besten gemeinsam. Quelle: PantherMedia/ Arne Trautmann

Maske aufziehen, Abstand halten, Frischluft... die Maßnahmen wirken am besten gemeinsam.

Foto: PantherMedia/ Arne Trautmann

Das Positionspapier der GAeF soll zum Verständnis der Rolle von Aerosolpartikeln beim SARS-CoV-2-Infektionsgeschehen veröffentlicht, in dem der Begriff „Aerosol“ sowie die relevanten Aerosolprozesse anschaulich dargestellt und erläutert werden. Mit Unterstützung von 185 internationalen Expertinnen und Experten hat die GAeF den aktuellen Wissensstand und Empfehlungen zum Schutz vor dem Virus aus Sicht der Aerosolforschung zusammengetragen.

Keine Maßnahme kann alleine funktionieren

Keine Maßnahme kann für sich alleine funktionieren! Das Zusammenspiel der verschiedensten Maßnahmen ist nach derzeitigem Wissensstand der beste Weg zur Minimierung des Infektionsrisikos.

Abstand halten

Abstand halten ist wichtig, denn mit zunehmendem Abstand werden direkt ausgeatmete Viren verdünnt, und die Wahrscheinlichkeit, sich anzustecken, sinkt. Zudem gibt man großen Tropfen die Möglichkeit, zu Boden zu sinken. Der vielfach vorgeschriebene Mindestabstand kann als Anhaltspunkt dienen, sollte aber insbesondere bei längeren Zusammenkünften und auch in Innenräumen mit verringerter Luftbewegung vergrößert und durch weitere Maßnahmen ergänzt werden.

Masken helfen

Masken helfen, einen Teil der exhalierten Partikel (und Viren) zu filtern. Dadurch sinkt ihre Konzentration in Innenräumen und damit das Infektionsrisiko. Hierbei ist zu beachten, dass die ausgeatmeten Aerosolpartikel durch anhaftende Feuchtigkeit relativ groß sind und somit auch von einfachen Masken effizient zurückgehalten werden können. Da diese Partikel aber mit längerer Verweilzeit in der Raumluft schrumpfen, sind einfache Mund-Nasen-Bedeckungen für den Selbstschutz weniger effizient. Hierfür sind Atemschutzmasken erforderlich, die auch für feine Partikel eine hohe Abscheidung zeigen, z. B. der Klassen FFP2, N95 oder KN95. Diese sind sowohl für den Selbst- als auch den Fremdschutz effizient, sofern sie über kein Ausatemventil verfügen. Masken mit Ausatemventil dienen hingegen nur dem Selbstschutz und widersprechen daher dem Solidaritätskonzept, dass Mitmenschen durch kollektives Maskentragen geschützt werden.

Gesichtsvisiere

Gesichtsvisiere, die ohne zusätzliche Verwendung von Masken eingesetzt werden, sind hinsichtlich Aerosolpartikeln weitgehend nutzlos, da die Luft mit Partikeln (und Viren) ungefiltert um die Visiere herumströmt. Gesichtsvisiere werden im klinischen Alltag zusätzlich zu Masken getragen, um Tröpfcheninfektion über die Schleimhäute der Augen zu verhindern. Ebenfalls weitgehend unwirksam gegen die Aerosolverbreitung in Innenräumen sind mobile oder fest installierte Plexiglasbarrieren. Diese können nur kurzfristig die kleinräumige Ausbreitung eines Aerosols verhindern, z. B. im Kassenbereich eines Supermarkts, bieten aber längerfristig keinen Schutz. Gesichtsvisiere und Plexiglasscheiben dienen im Wesentlichen als Spuck- und Spritzschutz gegenüber großen Tröpfchen.

Im Freien aufhalten!

Im Freien ist das Infektionsrisiko über Aerosolpartikel deutlich niedriger als in geschlossenen Räumen. Direkte Tröpfcheninfektionen können jedoch auch draußen nicht ausgeschlossen werden, insbesondere in Menschenansammlungen, wenn Mindestabstände oder die Maskenpflicht nicht eingehalten werden. In geschlossenen Räumen ist Lüften unerlässlich, um die ausgeatmete Luft durch frische Luft von draußen zu ersetzen. Stoß- und Querlüften sind dabei vergleichbar effektiv wie dauerhaft das Fenster vollständig geöffnet zu lassen. Aus energetischer Sicht ist Stoß- oder Querlüften insbesondere im Winter allerdings effizienter. CO2-Monitore können bei der Überwachung der Luftqualität in Innenräumen helfen. Sie zeigen an, wann gelüftet werden sollte und wann die Luft in einem Raum während des Lüftens ausreichend gewechselt ist. Sie können jedoch nur als Indikator verwendet werden und verhindern selbst bei Einhaltung der vorgeschlagenen CO2-Grenzkonzentrationen keine direkte Infektion durch unmittelbar benachbarte Personen.

Luftreiniger können einen Beitrag leisten

Luftreiniger können einen sinnvollen Beitrag leisten, um die Partikel- und Virenkonzentration in einem Raum zu reduzieren. Bei der Beschaffung von Luftreinigern muss darauf geachtet werden, dass diese für den angedachten Raum ausreichend dimensioniert sind, um die Partikel- und Virenlast auch wirklich signifikant zu verringern (vgl. Schumacher et al. in dieser Ausgabe). Der Luftdurchsatz des Geräts ist hier wichtiger als die Effizienz des Filters. Fest verbaute Lüftungsanlagen können ebenso sinnvoll sein, sofern sie die Luft filtern, um die Partikel- und Virenlast in einem Raum zu verringern, wenn sie mit 100 % Frischluftzufuhr betrieben werden.

Das vollständige Positionspapier in deutscher und englischer Sprache finden sie hier.

Dr.-Ing. Christof Asbach,
Institut für Energie- und Umwelttechnik e. V. (IUTA), Duisburg und Gesellschaft für Aerosolforschung e. V. (GAeF), Köln.