Schneller bauen, besser zusammenleben
Die Bauwirtschaft steht vor gewaltigen Herausforderungen in den kommenden Jahren. In den Ballungsräumen braucht es schnell viele neue Wohnungen, die bestehenden Gebäude müssen fit für die Klimawende gemacht werden und die Gestaltung eines qualitativ hochwertigen Wohnumfelds durch eine aktive Stadtentwicklungspolitik ist eine beständige Aufgabe in den Städten und Gemeinden.
„In den kommenden Jahren werden viele Milliarden Euro staatliches Geld fließen für viele Quadratmeter Wohnfläche und für viele Kilometer Straße und Schiene.“ Verena Hubertz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen.
Foto: Bundesregierung/Steffen Kugler
Gleichzeitig sind die Baukosten in den letzten Jahren stark gestiegen, in Kombination mit dem Zinsniveau bei Baufinanzierungen ist das eine mehr als ungünstige Situation. Viele Unternehmen können ihre Betriebe nicht auslasten und zahlreiche Bauvorhaben werden abgesagt. Dabei werden genau diese Kapazitäten in den kommenden Jahren gebraucht – vielleicht so dringend wie seit langer Zeit nicht mehr. Nicht nur im Wohnungsbau, auch für die Sanierung und den Neubau von Schulen, Brücken und Verwaltungsgebäuden.
Die Bundesregierung hat mit dem Sondervermögen und mit dem Bundeshaushalt 2025 ein klares Zeichen gesetzt. In den kommenden Jahren werden viele Milliarden Euro staatliches Geld fließen für viele Quadratmeter Wohnfläche und für viele Kilometer Straße und Schiene. Unser Ziel lautet: schneller bauen, günstiger bauen und besser zusammenleben!
Damit beim Wohnungsbau der Turbo gezündet wird, haben wir eine Änderung des Baugesetzbuchs auf den Weg gebracht. Bauaufsichtsbehörden können mit Zustimmung der Gemeinde Bauanträge genehmigen, ohne dass über viele Jahre erst ein Bebauungsplan aufgestellt oder geändert werden muss. Das ist ein richtiger Turbo.
Damit bezahlbare Wohnungen entstehen, fördert der Bund den sozialen Wohnungsbau in den Ländern auf Rekordniveau – bis 2029 mit 23 Mrd. €, zu denen die Mittel der Länder noch hinzukommen. Schon in 2024 sind bundesweit rund 62 000 Sozialwohnungen entstanden, darunter auch Wohnungen für Studierende und Auszubildende.
Und damit sich Städte fit für die Zukunft machen können, in Hitzeschutz, Flächenentsiegelung und in einen lebendigen und lebenswerten öffentlichen Raum investieren können, verdoppeln wir die Städtebauförderung des Bundes bis 2029 schrittweise auf 1,6 Mrd. €/a. Denn jedes zu Hause zählt und Wohnen hört auch nicht an der Haustür auf.
Unser Ziel lautet: schneller bauen, günstiger bauen und besser zusammenleben!
Aber es kommt nicht nur auf den Staat an. Es geht auch darum, dass private Unternehmer und private Bauherren die Zeichen der Zeit erkennen. Die Baukosten können sinken, wenn sich die Vertragspartner auf einfachere Standards beim Wohnungsbau einigen. Gute Wohnungen, aber keine goldenen Wasserhähne. Der Hamburg Standard zeigt, dass viel Geld gespart werden kann. So kann auch der Wohnungsbau wirtschaftlich wieder tragfähiger werden.
Die Veränderungsbereitschaft der Bauwirtschaft ist hoch, das kann man in vielen Unternehmen sehen. Auf der anderen Seite ist an vielen Stellen noch Luft nach oben. Innovative Player am Markt machen es vor: modulare und serielle Bauweisen sparen wertvolle Zeit, die Vorfertigung in der Halle reduziert Abhängigkeiten vom Wetter. Holz wird zunehmend als Baustoff ernstgenommen – vielseitig, nachhaltig und robust. Im Bereich des Ingenieurbaus zeigt sich dieser Wandel besonders eindrucksvoll: Noch vor wenigen Jahren waren große Hallenkonstruktionen fast ausschließlich Stahl vorbehalten, inzwischen setzen Nachwuchsingenieurinnen und -ingenieure wie jüngst beim Deutschen Ingenieurbaupreis auf innovative Holztragwerke – mit Erfolg. Das zeigt: Tradition und Innovation können Hand in Hand gehen.
Building Information Modeling schafft Transparenz und reduziert Projektrisiken vorausgesetzt, alle Beteiligten ziehen an einem Strang: von der Planung durch Architektinnen und Ingenieure bis zur Umsetzung durch die Handwerker auf der Baustelle. Entscheidend ist, dass die gesamte Wertschöpfungskette ihre Prozesse hinterfragt, optimiert und aufeinander abstimmt.
Dadurch verändern sich auch Berufsbild und Image der Bauwirtschaft. Das ist ein Vorteil, wenn es darum geht, die Fachkräfte von morgen zu gewinnen. KI und Digitalisierung am Bau und immer hochqualifiziertere Jobs tragen dazu bei, dass sich technikaffine junge Menschen für den Beruf interessieren, und sich zunehmend auch Frauen in einer bislang männlich geprägten Umgebung einbringen.
Und die Bauforschung zeigt, dass es mit großen Schritten in die Zukunft geht. Zum Beispiel mit der interdisziplinären Forschungsinitiative „Bauen der Zukunft – klimagerecht und ressourcenschonend“ der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau, deren Arbeit in diesem Bericht vorgestellt wird. Vorzüge des Bauens bewahren und gleichzeitig negative Umwelteinflüsse auf ein Minimum reduzieren – das ist der richtige Spirit. Ich freue mich über dieses gute Beispiel aus meinem Heimatbundesland.
Lassen Sie uns gemeinsam die Zukunft in Deutschland bauen, packen wir es gemeinsam an!
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Verena Hubertz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen




