Das Bauen im Bestand überholt bald den Neubau
Das Bauen im Bestand gewinnt zunehmend an Bedeutung: So wird etwa alle drei Minuten eine Baugenehmigung in Deutschland erteilt, fast jede zweite für das Bauen im Bestand. Das zeigt jetzt der Greyfield-Index, eine Kennzahl, die Bau- und Umbaumaßnahmen im Bestand ins Verhältnis zum Neubau setzt. Der Index berücksichtigt sowohl Baugenehmigungen als auch Fertigstellungen und macht dadurch die Transformation der Bau- und Immobilienbranche sichtbar.
Anbau statt Neubau.
Foto: Panthermedia/PeterSteele
Aktuellen Hochrechnungen zufolge werden im Jahr 2025 bundesweit rund 182 000 Bauaktivitäten im Neubau verzeichnet – ein Einbruch um rund 22 % gegenüber 2024 (234 000). Dem gegenüber stehen 136 000 Bauaktivitäten im Bestand. Hier entwickelte sich die Zahl im Vergleich zum Vorjahr (145 000) nur leicht um 6 % zurück. Pro Tag werden in Deutschland rund 450 Baugenehmigungen erteilt, dies entspricht einer Genehmigung alle drei Minuten, und davon erfolgt inzwischen fast jede zweite für das Bauen im Bestand.
Bauen im Bestand wird zum Stabilitätsanker
Tim Sassen, Gründer und CEO der Greyfield Group, sagt: „Der Bestand erweist sich als deutlich krisenresistenter als der Neubau. Während die Genehmigungszahlen für Neubauprojekte stark eingebrochen sind, bleiben die Zahlen im Bestand weitestgehend stabil.“ Dies mache das Bauen im Bestand zum Stabilitätsanker der Branche.
NRW als Vorreiter – Großstädte treiben die Entwicklung
Besonders deutlich zeigt sich die Dynamik laut einer aktuellen Meldung in Nordrhein-Westfalen: Hier sollen sich Neubau- und Bestandsmaßnahmen bereits die Waage halten. So sei der Bestand in vielen Städten wie Bochum, Essen oder Düsseldorf mittlerweile sogar dominierend: Hier werde bereits deutlich mehr in die Transformation bestehender Gebäude investiert als in Neubauprojekte. In Deutschland hingegen liege der Schwerpunkt noch auf Neubauten, doch der Trend sei eindeutig: Geht die Entwicklung so weiter, wird der Bestand den Neubau spätestens 2028 bundesweit überholen, so die Einschätzung der Greyfield Group.
Warum der Bestand an Bedeutung gewinnt
Der Greyfield-Index macht sichtbar, dass sich die Bau- und Immobilienbranche in einem strukturellen Wandel befindet. Die Gründe hierfür sind vielfältig:
- Ressourcenschonung und Klimaschutz: Im Bestand zu bauen spart Emissionen, Ressourcen und Fläche.
- Städtebauliche Verdichtung: In vielen Kommunen gibt es kaum noch freie Flächen für Neubauten.
- Gesellschaftliche Bedürfnisse: Flexible und moderne Nutzungsformen lassen sich immer öfter durch Umbau realisieren.
- Marktbedingungen: Hohe Baukosten und gestiegene Zinsen bremsen den Neubau, während Investitionen in Bestandsgebäude stabil bleiben.
Sassen erläutert: „Die Zukunft des Bauens liegt im Bestand. Ressourcenknappheit, Klimaschutz und veränderte gesellschaftliche Bedürfnisse machen es notwendig, vorhandene Gebäude zu transformieren, statt neue Flächen zu versiegeln.“
Der Greyfield-Index
Der Greyfield-Index wird von der Greyfield Group, die sich laut eigenen Angaben für die konsequente Transformation der Bau- und Immobilienbranche und die damit einhergehende ressourcenschonende Weiterentwicklung des Bestands einsetzt, erhoben und jährlich fortgeschrieben. Der Index setzt Baugenehmigungen und Baufertigstellungen im Bestand ins Verhältnis zu den entsprechenden Zahlen im Neubau. Damit ist er ein einzigartiges Instrument, um die strukturelle Transformation in der Bau- und Immobilienwirtschaft messbar und regionale Unterschiede sichtbar zu machen. Die aktuelle Auswertung zeigt: Während der Neubau bundesweit noch knapp dominiert, erweisen sich Bestandsmaßnahmen als deutlich stabiler – und setzen sich in vielen Regionen bereits an die Spitze.
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