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Moderne Tragwerksplanung 19.12.2025, 10:00 Uhr

Holz-Hybridbau mit großer Spannweite

Effizienter Holz-Hybridbau, hohe Spannweiten und konsequente Cradle-to-Cradle-Planung: In Werne hat Brüninghoff für den Holzgroßhandel Höttcke eine technisch anspruchsvolle Ausstellungshalle realisiert – inklusive filigraner Glasfassade, F30-Brandschutz und modellbasierter BIM-Abwicklung.

Hoettcke (9)

Beim Neubau kragt das Dach weit aus und liefert dem Gebäude damit eine besonders filigrane Ausstrahlung.

Foto: Brüninghoff

Mit dem Neubau einer modernen Ausstellungshalle inklusive Büro- und Sozialräumen hat Brüninghoff für den Holzgroßhandel Höttcke in Werne ein architektonisch und statisch anspruchsvolles Projekt umgesetzt. Der Holz-Hybridbau erweitert die bestehenden Hallenflächen des Unternehmens deutlich – und setzt gleichzeitig ein Zeichen für zukunftsfähige Konstruktionsweisen im Sinne des Cradle-to-Cradle-Gedankens.

Der Holzgroßhandel Höttcke, spezialisiert auf Schnittholz, Holzwerkstoffe und Bauelemente, hatte Brüninghoff bereits 2004 und 2013 mit zwei Hallen am Standort beauftragt. Aufgrund eines Standortwechsels und gestiegener Anforderungen entstand nun die neue Ausstellungshalle unmittelbar angrenzend an die bestehenden Logistik- und Lagerflächen. Die Architekten von Spital-Frenking + Schwarz planten dabei eine bauliche Symbiose aus Alt und Neu – funktional, konstruktiv und optisch.

Die Primärkonstruktion der Halle besteht aus einem Satteldachbinder aus Brettschichtholz auf eingespannten Betonfertigteilstützen von Brüninghoff.

Foto: Brüninghoff

Holz-Hybridkonstruktion als Kern des Tragwerks

Der rund 1.400 Quadratmeter große Neubau besteht primär aus Holzbauelementen und zeigt, wie leistungsfähig der moderne Ingenieurholzbau heute ist. Die Primärkonstruktion bilden Satteldachbinder aus Brettschichtholz, die auf eingespannten Betonfertigteilstützen von Brüninghoff lagern.

Die freitragenden Binder sind 28,50 Meter lang, mit 22,50 Metern Auflagerabstand. Die Konstruktionshöhe reicht von 6,20 Meter (Unterkante Binder) bis 7,70 Meter (Unterkante Trapezblech). Die Konstruktion schafft große, stützenfreie Ausstellungsflächen und unterstreicht die Leistungsfähigkeit von Holz im Hallenbau.

Durch die Vorfertigung vieler Bauelemente konnte eine hohe Baugeschwindigkeit erzielt werden, was ein zentrales Ziel des Bauherrn war. Der konsequent gewählte Holzbau unterstützt zudem das Markenbild des Holzgroßhandels und schafft ein innenräumlich warmes, ansprechendes Ambiente.

Mitten in der hellen, einladenden Ausstellungshalle wurde die im Hallenluftraum eingehängte Besprechungsinsel positioniert.

Foto: Brüninghoff

Zweigeschossiger Büroeinbau als leichte Holzbaukonstruktion

Der integrierte zweigeschossige Bürotrakt wurde ebenfalls in Holzrahmenbauweise umgesetzt.

Das Obergeschoss liegt auf einer Brettstapeldecke, die wiederum über Unterzüge aus Brettschichtholz und Konstruktionsvollholz getragen wird. Eine Besonderheit: Diese Unterzüge sind an Zugstangen aufgehängt, die an die Betonfertigteilstützen anschließen – ein statisch effizientes System, das gleichzeitig transparente, offene Räume ermöglicht.

Die Unterzüge für die Brettstapeldecke wurden jeweils mit zwei Zugstangen an den Betonfertigteilstützen aufgehängt.

Foto: Brüninghoff

Transparente Glasfassade und schützendes Kragdach

Ein prägendes Element des Neubaus ist die fast vollständig verglaste Ausstellungshalle. Die filigrane Pfosten-Riegel-Fassade aus Aluminium wird innen durch sichtbares Konstruktionsvollholz ergänzt und sorgt für ein einheitliches Holzbild.

Das weit auskragende Dach schützt die Glasfassade vor Witterung und Überhitzung. Ein außen liegender Sonnenschutz stellt den sommerlichen Wärmeschutz sicher und unterstützt die angenehme Aufenthaltsqualität.

Der geschlossene Fassadenbereich kombiniert karbonisiertes Massivholz mit robusten Holz-Zement-Verbundplatten – langlebig, stoßfest und architektonisch markant.

Effizienzhaus 55 EE und Nutzung betrieblicher Biomasse

Der Neubau erfüllt den Effizienzhausstandard 55 EE. Ein Pellet-Brennwertkessel mit Pufferspeicher übernimmt die Wärmeversorgung – und wird ausschließlich mit im Betrieb anfallenden Holzspänen und Hackschnitzeln betrieben. Die Energieversorgung schließt somit Materialkreisläufe und entspricht den hohen Nachhaltigkeitsansprüchen des Bauherrn.

F30-Brandschutz und filigrane Architektur im Einklang

Alle tragenden und aussteifenden Bauteile erfüllen die Feuerwiderstandsklasse F30. Brüninghoff erreichte dies durch statisch optimierte Holzbauteile und teils F30-beschichtete Elemente.

Zusätzlich kamen Lamellenfenster als Rauchabzugsflächen zum Einsatz – insgesamt 26,64 Quadratmeter – und verbinden damit Brandschutzanforderungen mit ästhetischer Fassadengestaltung.

BIM als Prozessbeschleuniger im Projektablauf

Die Ausführungsplanung übernahm Plansite, ein Spin-off der Brüninghoff Group. Ab Leistungsphase 5 wurde das Projekt vollständig in Building Information Modeling (BIM) umgesetzt.

Für Bauingenieur*innen besonders relevant:

Die modellbasierte Planung erleichterte nicht nur die Fachkoordination, sondern sorgt auch dafür, dass alle relevanten Gebäudedaten langfristig für Betrieb, Wartung und potenzielle Umbaumaßnahmen verfügbar bleiben.

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Von Brüninghoff / Heike van Ooyen