Eine kleine Öko-Siedlung soll zeigen: Bauen geht auch anders!
Die Raab Baugesellschaft aus Ebensfeld hat jetzt ein Konzept für das Wohnen der Zukunft entworfen. Dieses vereint Nachhaltig, klimaresiliente Bauweisen, eine ansprechende Architektur, kleine Wohneinheiten und gemeinschaftliches Wohnen.
Das Modell Trihouses zeigt, wie nachhaltiges und klimaresilientes Bauen und Wohnen in der Gemeinschaft künftig aussehen kann.
Foto: Raab Bau
Die Megatrends im Bereich Bauen und Wohnen lauten: Ökologie und Gemeinschaft. Sowohl das Leben mit und in der Natur, mit nachhaltiger Energieversorgung und natürlichen Baustoffen wie Holz oder Lehm wie auch neue Formen des gemeinschaftlichen Wohnens liegen im Trend und zwar gleichermaßen bei jungen Familien als auch bei älteren und alleinstehenden Menschen. Diese Vorstellungen greift jetzt das Projekt „Kleiner Wohnen @ Land“ der Raab Baugesellschaft aus Ebensfeld auf.
Trihouses fördern die Gemeinschaft
Im oberfränkischen Redwitz an der Rodach soll auf einer 15 000 Quadratmeter großen Brachfläche eine kleine Öko-Siedlung entstehen, die zeigt, dass Bauen auch anders geht. Das Projekt setzt auf moderne Architektur, kleine Einheiten und eine ökologische Bauweise zu bezahlbaren Preisen. Geplant sind vier sogenannte Trihouses: Hausgruppen aus jeweils drei verbundenen Gebäuden mit insgesamt 24 Wohnungen zwischen 60 und 90 Quadratmetern. Ergänzend zum privaten Wohnraum entstehen Gemeinschaftsflächen, die für Veranstaltungen, Kinder, Gäste oder im Bedarfsfall auch für eine Pflegekraft genutzt werden können.
Klimaangepasst und klimaschonend
Die Siedlung wird im Schwammstadtprinzip umgesetzt, das heißt, Regenwasser landet nicht einfach in der Kanalisation sondern wird aufgefangen und sinnvoll genutzt oder versickert. Im Hinblick auf zunehmende Wetterextreme wie Hitze, Starkregen, Überflutung und Trockenheit eine durchaus wirksame Maßnahme zur Klimaanpassung. Fotovoltaik auf den Dächern und eine nachhaltige Wärmeversorgung gehören ebenso zum klimaschonenden Bauen, wie auch das bewusste Einbeziehen des alten Baumbestands. Die Architekten haben also auch den vorhandenen Naturraum stets im Blick.

Praxistest auf dem Firmengelände von Raab Bau: Ein ehemaliges Wirtschaftsgebäude wird hier von Grund auf mit den innovativen, nachhaltigen Baustoffen saniert und ausgebaut Im Erdgeschoss wurde eine Kombination aus Lehmsteinen und Triqbriq verbaut, das Obergeschoss besteht, basierend auf einer Massivholzdecke, ausschließlich aus Triqbriqs.
Foto: Raab Bau
Nachhaltiges Bauen, naturnahes Wohnen
Das Bauprojekt in Oberfranken setzt konsequent auf nachhaltiges Bauen. Zum Einsatz kommen ökologische Materialien wie Lehmsteine, klimafreundlich hergestellte Ziegel, Hanf-Kalk-Steine oder das innovative Holzbausystem „Triqbriqs“, das aus regionalem Kalamitätenholz gefertigt wird. „Das Projekt könnte ein Wendepunkt im Bauwesen sein; eine echte Transformation hin zu nachhaltigem Bauen und naturnahem Wohnen“, sagt Gisela Raab, Bauingenieurin, Baubiologin und Geschäftsführerin der Raab Baugesellschaft in Ebensfeld. Raab hat das Konzept „Kleiner Wohnen @ Land“ gemeinsam mit Professor Rainer Hirth von der Hochschule Coburg entwickelt. Die beiden Experten haben hierfür nicht nur baubiologische und architektonische Fragen, sondern auch wirtschaftliche und soziale Aspekte untersucht.
Bauen mit alternativen Materialien: von Lehmsteinen und Triqbriqs
Aktuell testet die Bauunternehmerin Gisela Raab den Praxiseinsatz der neuen ökologischen Baustoffe auf ihrem Firmengelände in Ebensfeld. Hierfür saniert sie ein ehemaliges Wirtschaftsgebäude und baut dieses mit Mitarbeiterwohnungen und Büroräumen aus. Im Erdgeschoss kommen dabei Lehmsteine und das innovative Holzbausystem „Triqbriqs“ zum Einsatz, im Obergeschoss ausschließlich Triqbriqs, die leimfrei gesteckt, mit Holzdübeln verbunden und mit Lehmputz verkleidet werden. Raab betont die Vorteile der massiven Holzbausteine: Sie schaffen ein gesundes Raumklima, sind klimaresilient, rückbaubar und wiederverwendbar. Ziel ihres Projekts „Kleiner Wohnen @ Land“ ist es, nachhaltiges Bauen marktfähig zu machen und Vorbehalte im Handwerk abzubauen. Noch seien die Materialien deutlich teurer, was aber vor allem daran liege, dass ein entsprechender Absatzmarkt noch fehle.

Die Ebensfelder Bauingenieurin, Baubiologin und Geschäftsführerin von Raab Bau, Gisela Raab, entwickelt zukunftsweisende Konzepte für nachhaltiges Bauen und naturnahes Wohnen.
Foto: Sabine Raithel
Das Genossenschaftsmodell – der „dritte Weg“ neben Kaufen und Mieten
Die Wohnungen, die Bauunternehmerin Gisela Raab im Rahmen ihres Projekts „Kleiner Wohnen @ Land“ errichtet, werden nicht verkauft oder klassisch vermietet. Stattdessen übernimmt eine von den Bewohnern getragene Genossenschaft Eigentum und Verwaltung. Eine Dachgenossenschaft erleichtert zudem Finanzierung und Organisation und schließt Immobilien-Spekulation aus. „Die Organisation in einer Genossenschaft wird häufig als dritte Wohnform neben Kauf und Miete gesehen“, erklärt Raab. Mitglieder erwerben Anteile und erhalten dafür ein lebenslanges Wohnrecht, das weder wegen Eigenbedarf gekündigt werden kann noch verfällt. Die Anteile können zudem vererbt werden.
Das Ziel: langfristig bezahlbaren Wohnraum bereitstellen
Bauunternehmerin Gisela Raab betont die Vorteile des genossenschaftlichen Modells. Anders als bei klassischen Immobiliengesellschaften steht nicht die Gewinnmaximierung im Vordergrund, sondern die langfristige Versorgung der Mitglieder mit bezahlbarem Wohnraum. „Wenn mehrere Menschen gemeinsam bauen, ist das Ziel das Wohnen im entstehenden Wohnraum und nicht das Vermieten zu möglichst hohen Preisen“, so Raab. Ein weiterer Vorteil: Alle Mitglieder sind gleichberechtigt und können bei Fragen zur Gestaltung von Wohnungen, Gemeinschaftsräumen oder Grünflächen mitbestimmen. „Das ist Demokratie pur“, sagt Raab. Bauunternehmerin Gisela Raab ist von Ihrem Konzept überzeugt und hofft, dass das Pilotprojekt in Redwitz Anstoß für weitere genossenschaftliche Wohnprojekte im ländlichen Raum bieten kann – insbesondere in den Landkreisen Lichtenfels, Coburg und Kronach.
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