Wenn die kühnsten Träume Wahrheit werden
Wenige Menschen haben den Mut, um aus einer Idee ein erfolgreiches Geschäft zu machen. Mit neu entwickelten Methoden coachen Martin Sage und Sonia Becker ihre Klienten beim Aufbau der eigenen Firma.
Durch den Treppenaufgang hallt Babygeschrei, auf der Türschwelle steht eine junge Frau mit blonder Löwenmähne, rot geschminkten Lippen, auf einem Arm trägt sie ein Baby, mit der anderen Hand schiebt sie den Kinderwagen hektisch in den Flur. „Ich muss eben zur Bank, bin gleich wieder da“. Dann verschwindet Sonia Becker (35) im Lift und Martin Sage (48) übernimmt die weitere Begrüßung.
Anfänglich wirkt der 48-jährige Psychologe und Coach zurückhaltend, bescheiden und sogar etwas schüchtern. Doch im Laufe des Gesprächs entwickelt er eine Bestimmtheit und Seriosität, die den wahren Kern seiner Bestimmung zum Vorschein bringen soll: Sage ist „Business Man“. „Ganz klar, es geht um Profit“, betont der gebürtige New Yorker mit Wahlheimat Holland. „Erst wenn man seine Passion entdeckt hat, kann man ein profitables, eigenes Unternehmen daraus machen.“ Der Gründer der „Sage Learning Methode“ lebt hauptsächlich in Amsterdam und hat sich mit seinem Talent einen Namen, eine Firma und finanziellen Erfolg aufgebaut.
Die Mission der Firma Sage Productions Inc. mit Sitz in München, Austin, Amsterdam und auf Hawaii besteht für Sage im wesentlichen in zwei Aufgaben: den Klienten zu unterstützen, damit er seine Passion findet, und ihm dabei zu helfen, aus seiner Einzigartigkeit eine Karriere zu entwerfen, die Erfolg und Geld bringt. Die Idee entstand aus der Beobachtung, dass die Ausbildung mit den Umbrüchen in der Wirtschaft nicht Stand gehalten hat. „Mit Hilfe einer speziellen Interview-Technik entwickelte ich ein neues Feedback-Instrument. Durch diese Methode gelingt es mir, schnell und effektiv, zum Wesen des Menschen vorzudringen und sein Talent wahrzunehmen. Ich habe mehrere Talente, und eins davon ist, aus Ideen Geld zu machen.“
„Geld ist genug da und deshalb auch nicht das wesentliche Thema“, versichert auch Sonia Becker, die inzwischen Platz genommen hat. Ihr Erscheinungsbild: eine Mischung aus Schauspielerin, Vamp und Business Woman. Auf ihrer Visitenkarte steht „High Performance Business Coach“. Diesem Titel geht eine vierjährige Ausbildung bei Martin Sage voraus. Sonia Becker hat sechs Kinder. Dass sie keine Schwierigkeiten hat, den Beruf mit ihrer Mutterrolle zu vereinbaren, klingt glaubwürdig.
Becker ist eine der über 150 ausgebildeten „Talentsucher“, die nach einer Serie von Trainings und Workshops in den USA ihr Wissen auf internationaler Ebene weiter vermitteln. Ihre Zielgruppe ist breit gefächert: Schauspieler, Sportler oder Unternehmen und Manager, aber auch Hausfrauen, Sekretärinnen und Journalisten klingeln aus Neugierde oder innerer Unzufriedenheit an ihrer Haustür, um einen Kurswechsel in Richtung Traumjob zu wagen. „Zu meinen Klienten gehören Menschen, die bereit sind, ihr eigenes Unternehmen aufzubauen – und zwar Schritt für Schritt.“ Mut zur Selbständigkeit? Ein eindeutigers Ja. Doch vor dem Risiko zu großen Sprüngen warnen beide Interviewpartner. Becker: „Die Aufbauzeit eines neuen Berufs dauert in der Regel drei bis fünf Jahre. Manchmal ist es ratsam, seinen alten Job in der Anfangsphase zu behalten und mit kleinen Projekten anzufangen. Daraus entwickelt sich dann allmählich eine Basis und finanzielle Stabilität“.
Auf die Frage, ob es denn tatsächlich jemand geschafft habe, die Karriere erfolgreich mit seinem Wesen zu vereinbaren, muss Becker lachen. „Nach einem Seminar kam eine Hausfrau und Mutter von vier Töchtern zu mir. Mit der Zeit stellte sich heraus, dass sie schon immer Sängerin werden wollte, sich aber nie getraut hatte, etwas daraus zu machen. Ich animierte sie, Gesangsunterricht zu nehmen. Heute steht sie als Opernsängerin auf der Bühne und baut gleichzeitig ihr Business für Sänger auf.“
Der in der Erziehung oft zitierte Glaubenssatz „Damit verdienst du doch kein Geld“, hat bisher so manch einem Berufstätigen den Traum von innerer Erfüllung am Arbeitsplatz verbaut. Die Folgen sind spürbar: Die Ära der einst „sicheren Berufe“ wandelt sich, und das große Einkommen ist längst nicht mehr alleiniger Anreiz für einen Job. Sage: „Es geht mir vor allem darum, die Neugierde in den Menschen zu wecken. Wenn es ihnen wieder gelingt, ihre Funktion zu finden und dafür ein unterstützendes System zu schaffen, das ihnen erlaubt, diese Funktion frei auszuüben, können sie viel Geld verdienen. Denn ihre Arbeit wird für ihre Mitmenschen ein ganz besonders effizienter Beitrag sein“. Becker fügt hinzu: „Britt war Journalistin, als sie zu mir kam. Gleich in der ersten Session erzählte sie mir von ihrem heimlichen Traum, bei Rennfahrer Michael Schumacher als Assistentin im Team arbeiten zu wollen.“ Mit Hilfe der Feedback-Methode ist Britt Metzgers Traum wahr geworden. Auch für Helena von Walterskirchen erfüllte sich ein Wunsch, den die ehemalige Sekretärin ohne Hilfe nicht zu verwirklichen wagte. Konsequent änderte sie ihren Fokus und verdient heute als Schriftstellerin ihre Brötchen.
Wie Sage und Becker nun genau den Wandel in ihren Klienten bewirken, bleibt auch am Ende des Gesprächs noch ein ungelüftetes Geheimnis. Bohrende oder geschickt gestellte Fragen sind vergeblich. Der Trainer hält sich bedeckt. Sage ist eben doch in erster Linie Geschäftsmann, obwohl es nicht seine Art ist, sich in die Öffentlichkeit zu drängen. „Dafür bin ich nicht geschaffen. Ich möchte einen guten Ruf haben und erreichen, dass Top-Manager meinen Namen kennen“.
Darunter sollen im übrigen auch Ingenieure sein. Vom Techniker also zum Opernsänger? Oder besser vielleicht umgekehrt, vielleicht mangelt es ja an sangesfreudigen Ingenieuren. JEANINE VAN SEENUS
Wer sich zur Opernsängerin berufen fühlt, sollte die Verwirklichung des Traums nicht gleich abhaken. Ein wenig Talent gehört allerdings auch dazu.
Sonia Becker: „Die Aufbauzeit für einen neuen Beruf dauert in der Regel drei bis fünf Jahre.“
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