Viele Wege führen zur Geschäftsidee
VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 3. 04 -Nicht jeder Jungunternehmer muss das Rad neu erfinden. Auch kreatives Kopieren führt häufig zum Erfolg. Lohnend kann auch das Anzapfen von Ideen- und Franchisebörsen oder der Blick in andere Länder sein. Experten raten, ohne Scheuklappen zu suchen.
Nur 5 % bis 10 % aller Gründungen beruhen auf Neuerfindungen und neuen Technologien“, schätzt Prof. Christoph Müller, Gründungsprofessor an der Universität Hohenheim. Der Rest seien Weiterentwicklungen bereits angebotener Produkte und Dienstleistungen. Statt des Welt verändernden Geistesblitzes sind Geschäftsideen also eher Ergebnis langer, systematischer Analysen von Mängeln und Verbesserungspotenzialen im Umfeld. Eine andere Möglichkeit der systematischen Ideensuche: Man sucht im Ausland oder in Metropolen gezielt Ideen und Trends, die sich auf den heimischen Markt übertragen lassen.
Das organisierte Aufspüren solcher Trends haben sich diverse Zeitschriften und Online-Ideenbörsen zur Aufgabe gemacht. So etwa die „Geschäftsidee“ aus dem Verlag für die Deutsche Wirtschaft, die seit 1976 Ideen aus aller Welt publiziert. Während man hier nur fürs jeweilige Heft zahlt, verlangt die Internetbörse „internetIDEE“ je bestellter Idee 15 €. Dafür erhält man dann eine etwa vier Seiten lange Erläuterung von Geschäftsideen rund ums Internet.
„Stuss“, nennt Dr. Peter Witt, Gründungsprofessor an der WHU Koblenz, solche Angebote. Die Ideen seien meist verbraucht und als Grundlage für reale Geschäfte ungeeignet. Eine Analyse erfolgreicher Gründungen zeige, dass die Gründer sich Ideen in der Regel selbst erarbeiten, indem sie unbefriedigte Kundenbedürfnisse aufspüren und dafür eigene, von sich selbst und ihren Fähigkeiten ausgehende Lösungen entwickeln. „Die beste Idee der Ideenbörsen ist es, aus dem Mangel an Ideen ein Geschäft zu machen“, resümiert Witt.
Freundlicher über die Börsen urteilt Prof. Heinz Klandt, der den Gründerlehrstuhl an der European Business School in Oestrich-Winkel inne hält. Gerade in der Frühphase solle man möglichst ohne jede Scheuklappe Ideen sammeln. Weitere mögliche Ideenquellen: die Analyse von Trendprognosen und Marktstudien, eine Recherche beim Patentamt nach ungenutzten Patenten oder die Suche nach Lizenzen, die Unternehmen nicht verwenden. Zudem lohnt es sich laut Klandt, Kreativitätstechniken einzusetzen. Ein Brainstorming im kleinen Kreis bringe oft eine erstaunliche Fülle neuer Ideen hervor. Und auch andere Techniken, wie die 6-5-3 Methode (6 Personen entwickeln in 5 Minuten je 3 Lösungsvorschläge, die in 5 Durchgängen à 5 Minuten jeweils von allen modifiziert werden) oder Mindmapping (Visualisierung von Problemen und Lösungswegen in landkartenähnlichen Skizzen) könnten helfen, Denkblockaden zu überwinden. Klandt rät Gründungswilligen, anschließend Freunde mit den besten Ideen zu konfrontieren, Experten zu befragen oder mögliche Kunden darauf anzusprechen.
Es gibt aber auch eine Chance, ohne eigene Ideen und Konzepte erfolgreich zu gründen: Franchising. Über 40 000 Gründer haben sich hierzulande bisher darauf eingelassen und auf eigenes Risiko Filialen der rund 800 Franchise- Geber auf dem deutschen Markt aufgemacht. Dafür, dass sie das Konzept und die eingeführte Marke des Franchise- Gebers verwenden dürfen, müssen bis zu 10 % des Umsatzes an die Zentrale abgeführt werden. P. TRECHOW
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