Start-ups zahlen wenig Gehalt
VDI nachrichten, Düsseldorf, 30. 11. 07, sta – Wer für ein VC-finanziertes Start-up arbeitet, muss mit einem vergleichsweise kleinen Gehalt auskommen. Beschäftigte in gereiften Unternehmen verdienen in aller Regel mehr. Das jedenfalls ist das Ergebnis einer Diplomarbeit an der Universität Kassel.
Angestellte in VC-finanzierten Technologieunternehmen erhalten ein durchschnittliches Jahresbruttogehalt in Höhe von 38 406 €. Das hat Anne-Kathrin Schwalm im Rahmen ihrer Diplomarbeit an der Universität Kassel ermittelt. Auf deutlich mehr Geld dürfen nur Vertriebsmitarbeiter der Firmen hoffen. Diese wurden in einer gesonderten Analyse betrachtet. „Schließlich spielt der Vertrieb in Start-ups eine entscheidende Rolle im Hinblick auf den Unternehmenserfolg“, erklärt die 25-Jährige Wirtschaftswissenschaftlerin. Vertriebler könnten demnach durchschnittlich 68 300 € brutto für sich verbuchen.
Für ihre Diplomarbeit hatte Schwalm 50 Unternehmen befragt, die noch in den Portfolios von institutionellen Wagnisfinanzierern waren. Sie beschäftigten im Mittel 27 Mitarbeiter und befanden sich meist in der Expansionsphase. Zwei Drittel der Unternehmensgründer, die mehrheitlich eine natur- oder ingenieurwissenschaftliche Ausbildung besaßen, sind heute noch in einer leitenden Position tätig.
Um die Gehaltszahlen einordnen zu können, zog Schwalm eine Studie der Unternehmensberatung Kienbaum heran. Demnach liegt der Durchschnittsverdienst eines Mitarbeiters in einem etablierten IT-Unternehmen bei rund 51 500 €.
Auch die Führungskräfte in Start-up-Unternehmen verdienen weniger als ihre Pendants in gereiften Firmen. Die Erstgenannten müssen sich mit 78 000 € begnügen. Wer hingegen in einem etablierten IT-Betrieb sowohl Personal- als auch maßgebliche Sachverantwortung hat, kann immerhin stolze 96 500 € am Jahresende für sich verbuchen. An diesen Betrag können nur die Vertriebsleiter der Jungunternehmen anknüpfen. Sie bringen im Mittel immerhin 91 000 € brutto pro Jahr nach Hause.
Die vergleichsweise geringen Gehälter der Führungskräfte in Jungunternehmen sind laut Schwalm darauf zurückzuführen, dass die Gründer als Führungskräfte in erster Linie durch die Wertsteigerung ihrer Unternehmensanteile entlohnt werden. „67,8 % der Gründer erhalten in den ersten beiden Geschäftsjahren ein Gehalt, dass sogar unter 65 000 € liegt.“
Im Rahmen ihrer Diplomarbeit untersuchte Schwalm auch die Struktur der Gehaltszahlungen. Dabei fand sie heraus, dass 75 % der VC-finanzierten Unternehmen variable Vergütungskonzepte eingeführt haben. In diesen Firmen beziehen die Führungskräfte nur gut drei Viertel ihrer Bezüge fix. 23,9 % sind variabel, also abhängig von leistungs- bzw. erfolgsorientierten Zielen. Bei den Angestellten ohne Personal- und Sachverantwortung beträgt der variable Anteil des Gehalts nur noch 11,4 %. Eine Sonderrolle nehmen auch hier die Vertriebler ein. Bei Führungskräften aus diesem Bereich ist im Durchschnitt nur knapp zwei Drittel des Gehalts fix (65,7 %).
Neben den finanziellen Gehaltsbestandteilen bieten ebenfalls 75 % der VC-finanzierten Technologieunternehmen Zusatzleistungen wie Firmenwagen, Laptop, Altersvorsorge oder Handy an.
Um Kernmitarbeiter über das Gehalt hinaus an das Unternehmen zu binden, bieten 43,7 % der analysierten Firmen die Möglichkeit von Kapitalbeteiligungen. „Diese richten sich aber fast ausschließlich an Führungskräfte“, so Schwalm.
Abschließend resümiert Schwalm, dass die Bindung der Mitarbeiter in Gründungsunternehmen aktuell nicht über das Gehaltsniveau oder über Kapitalbeteiligungen erfolge. Vielmehr seien nicht-finanzielle Anreize – etwa erwartete Zukunftschancen – das Hauptinstrument, um Kollegen bei der Stange zu halten. S. ASCHE
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