Gründer 29.06.2001, 17:30 Uhr

Start-ups vermeiden den Betriebsrat

Mitarbeiter-Mitbestimmung in der New Economy sei nicht nur ein Krisensymptom, auch wenn Beispiele wie Pixelpark in Berlin dies vermuten lassen. Das besagt eine Studie der Initiative D 21 und des Vereins pol.di.net

Die Krise in der New Economy mit Entlassungen zwischen 10 % und 30 % der Belegschaft ist mit ein Grund, warum der Wunsch nach organisierter Interessensvertretung bei den Mitarbeitern stark wächst. Zwar hat nach wie vor die Mehrheit der Unternehmen, die am Neuen Markt notiert sind, keine organisierte Form der Mitarbeiter-Mitbestimmung. Dennoch gibt es inzwischen 39 % der börsennotierten Unternehmen Betriebsräte oder andere Formen der Mitarbeitervertretung ohne gesetzlich verankerte Rechte. Beides nicht erst seit wenigen Wochen, sondern bereits drei Jahre und länger. Dies geht aus der neuen Studie „Are we family?! – Umfang und Formen der Mitarbeiter-Mitbestimmung in der New Economy“ hervor. Dazu befragte der Berliner Verein pol-di.net, ein Zusammenschluss von Mitarbeitern aus New Economy, Wirtschaft und Politik, in Zusammenarbeit mit der Initiative D 21 insgesamt 225 Neue Markt-Unternehmen und 38 Start-ups. Hauptergebnis: Auch in den zurückliegenden Jahren war Mitbestimmung kein Fremdwort. Auf der Agenda standen und stehen Themen wie beispielsweise bessere interne Kommunikation, mehr Gehaltstransparenz, Arbeitszeitenregelungen und bessere Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten.

Betriebsräte gibt es in 26 % der New-Economy-Firmen. Sie stehen bei börsennotierten jungen Medienunternehmen wie Me, Myself & Eye, Tomorrow Internet AG oder Softwarehäusern wie der Condat AG hoch im Kurs. Zum Großteil sind Gremien in den Unternehmensfrühphasen gegründet worden bzw. in der Zeit des schnellen Wachstums. „Mitarbeiter-Mitbestimmung in der New Economy ist nicht nur ein Krisensymptom, auch wenn Einzelbeispiele wie bei Pixelpark oder Kabel New Media dies widerlegen“, kommentiert Projektleiter Christoph Dowe von pol-di.net.

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Noch überraschender ist, dass es neben der klassischen Form bei insgesamt 13 % der Unternehmen viele weitere Mitbestimmungsformen gibt. Sie wurden vor Jahren von Firmengründern selbst initiiert und genießen laut Studie deswegen auch höheres Ansehen bei den Chefs als bei den Mitarbeitern. Die Mitarbeiter der Biodata Information Tech AG lehnten einen Betriebsrat ab. Seither vertritt der Unternehmensphilosoph Jörn Müller hauptamtlich die Belange der Beschäftigten gegenüber der Unternehmensleitung. Er wird bei Entlassungen oder Einstellungen als Vermittlungsinstanz hinzugezogen, jedoch ohne rechtliche Handhabe.

Weiter geht die BOV AG mit einem hauptamtlichen Coach, der als „Stimme mit Gewicht“, jedoch ebenfalls ohne formalrechtliches Mandat an Vorstandssitzungen teilnimmt. Mehrköpfige Gremien, in denen es vor allem um die Verbesserung der internen Unternehmenskommunikation, um Arbeitsbelastung und neue Unternehmensziele geht, haben z.B. Online-Broker Consors mit einem Senat, die Jetter AG mit einem Vertrauensrat und die PC-Ware mit einem Ältestenrat.

Insgesamt betonen diejenigen Unternehmen mit alternativen Modellen, dass es länger dauert, ein „Vertrauensorgan“ im Unternehmen zu verankern als einen Betriebsrat. Nicht zuletzt wegen unterschiedlicher Firmenkulturen, die kein Modell „von der Stange“ zulassen. Fehlende verbriefte Einflussmöglichkeiten scheinen Mitarbeiter dabei nicht zu stören. Muss sich doch die alternative Vertretung im Alltag bewähren und ist nur dann akzeptiert, wenn sie „Früchte“ trägt. „Viele haben einen Betriebsrat abgelehnt, aber wenn sie kein anderes Modell mittragen, hätten sie überhaupt keine Mitbestimmung“, kommentiert Dowe die Studienergebnisse. Gerade die rechtliche Absicherung durch Gesetze ist es hingegen, die ein Viertel der befragten Unternehmen dazu bewog, sich für das Betriebsratsmodell zu entscheiden.

Allerdings gebe es laut Dowe eine fast kollektive Ablehnung gegenüber der Vokabel „Betriebsrat“. Das klinge nach starren Strukturen, Bürokratie und Gremienmuff. Besonders resistent gegen Betriebsräte sind Start-ups, nicht zuletzt wegen ihrer Größe von durchschnittlich 38 Mitarbeitern. Anders hingegen bei börsennotierten IT- und Internetdienstleistern, die den Schwellenwert von 200 Mitarbeitern überschritten haben. Hier sei das „We are family“-Modell abgelaufen, weil der Wunsch nach geregelten Arbeitsbedingungen und einer organisierten Vertretung der Interessen unter den Mitarbeitern stark wächst. Dowe macht als Gründe sowohl die aktuelle Beschäftigungskrise als auch die Professionalisierung der jungen Unternehmen aus. Bei vielen befragten Unternehmen laute die Devise: Soviel Interessenvertretung wie nötig – soviel Erhalt von offenem und transparenten Betriebsklima wie möglich. Dennoch planten nur 6 % der befragten Unternehmen eine Mitarbeiter-Vertretung innerhalb der nächsten sechs Monate.

Ein Beitrag von:

  • ingenieur.de

    Technik, Karriere, News, das sind die drei Dinge, die Ingenieure brauchen.

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