Schwarze Schafe auf der grünen Weide
Sie wollen den Glanz der Erneuerbaren Energien und Grünen Geldanlagen auf ihre eigenen, teilweise dubiosen Angebote strahlen lassen.
Nach eigener Aussage handelt es sich um eine „international ausgerichtete Beteiligungsgesellschaft, die sich auf Investments im Bereich Erneuerbare Energien spezialisiert hat.“ Auf ihrer Internetseite, unter der Rubrik „Öffentliche Stimmen“, veröffentlicht sie reichlich Zitate des Bundesumweltministeriums. Und hinter der Gesellschaft stecken, so wirbt sie, „europäische Marktkenner“ und „erfolgreiche Partner“ in den USA.
Die Gesellschaft, die auch in Düsseldorf eine Zweigstelle betreibt, bietet deutschen Anlegern insgesamt 2 Mio. Vorzugsaktien zu je 7 $ an. Dabei ist das Unternehmen an keiner Börse gehandelt. Ein heißes Investment, das gut gehen muss für den Anleger, eigentlich sogar für den ganzen Planeten – zumindest, wenn die Werbung auf der Internetseite stimmt: „Investments in Erneuerbare Energien bedeutet mehr als nur Dividenden und Profit: Sie bedeuten auch Investitionen in eine bessere Zukunft. Unsere aller Zukunft.“ So lockt die Bluestar New Energy Inc. Investoren.
Dass das Unternehmen, es soll an der feinen New Yorker Park Avenue residieren, für „unser aller Zukunft“ Gutes bewirkt, kann getrost bezweifelt werden. Denn der theoretische Unternehmenswert beläuft sich bereits auf 70 Mio. $ – eine stolze Summe für ein erst im April 2004 gegründetes Unternehmen. Auf die Frage, wie sich der Ausgabewert der jetzt angebotenen Aktien errechne, hat Bluestar-Chef Michael Ernst nicht viel zu sagen: Kein Kommentar. Auch wer die Stammaktien der Bluestar hält, will er nicht verraten. Bluestar teilt aber mit, man habe sich an zwei Erneuerbare-Energie-Firmen beteiligt.
Doch Präzises ist wiederum nicht zu erfahren. Ernst: „Über die genaue Höhe der investierten Gelder wurde mit den Zielunternehmen Vertraulichkeit vereinbart.“ Für die ersten Finanzierungsrunden sind jedoch, gibt er zu, in die beiden Beteiligungen nur Gelder „in sechsstelliger Größenordnung“ geflossen. Und welche erfahrenen Strategen stecken hinter all“ dem? Ernst nennt ungern Namen und verweist nebulös auf ein „Netzwerk von Finanzierungsspezialisten, Business Angels und Risikokapital-Kennern“. Ein Herr habe zudem „exzellente Kontakte zur RWTH Aachen und zur AGIT“.
Wie bereits 2002 boomt die Branche Grünes Geld. Vielfach zu recht, denn für Energie wie Öl, Kohle, auch Atomkraft wird die Zeit knapp. Doch der Anleger profitiert nur, wenn sein Geld bei den richtigen Unternehmen landet. Volker Pietsch, der Leiter des Deutschen Instituts für Anlegerschutz (DIAS) in Berlin, warnt die Anleger vor Abzockern.
Als fragwürdig schätzt er z. B. die Hamburger EECH ein. Die EECH steht auch auf der DIAS-Warnliste. Sie hat eine Solaranleihe angeboten, danach eine Windkraftanleihe. Pietsch über die Solaranleihe: „Wer den langen Emissionsprospekt liest, erfährt auch etwas über die Bedenken der Wirtschaftsprüfer der EECH. Für das Geschäftsjahr 2003 konnte nach externer Bilanzprüfung der Nachweis über ein Guthaben in der Türkei in Höhe von rund 280 000 € nicht geführt werden.“ Auch die Aufwendungen für Start und Erweiterung des Geschäftsbetriebes in Höhe von 1,95 Mio. € seien den Prüfern fragwürdig erschienen.
Bisher hat die EECH die Zinsen für ihre Solar-Anleihe brav an die Anleger überwiesen. Eine Garantie für die Zukunft? Das findet Pietsch nicht: „Allgemein gilt: Eine solch wundersame Geldvermehrung schließt grundsätzlich den dringenden Verdacht eines Schneeballsystems nicht aus. Solche Systeme brechen unweigerlich in sich zusammen, wenn kein neues Geld neuer Anleger zur Verfügung steht“.
Auch bei geschlossenen Fonds sollten die Anleger Vorsicht walten lassen. Der derzeit angebotene „Biogasprojekt Metacon Kraftwerk-Fonds Nr. 1“ von der Metacon Projektentwicklungsgesellschaft mbH aus Berlin etwa weist erstaunliche „Weichkosten“ auf. Das sind Kosten für den Vertrieb des Fonds, die Gründungs- und die Finanzierungskosten. Für den Metacon Kraftwerk-Fonds Nr. 1 wurden insgesamt 609 000 € an Weichkosten berechnet, stolze 26 % der Gesamtinvestitionssumme. Auf das eingesetzte Eigenkapital bezogen, errechnet sich sogar eine Quote von sagenhaften 67 %.
Eine Art Posse liefern sich zurzeit zwei Gesellschaften, die auch „grünes“ Geld abfischen: Ecomares und Caviar Creator. Ecomares plant Aquakulturen, Caviar Creator will Fischzuchten aufbauen, um am Kaviar zu verdienen. Hauptfigur im Streit der beiden Unternehmen ist Angelina Ovcharik, Ehefrau des Caviar-Creator-Vorstands Frank Schaefer und nach eigenen Angaben „Gründerin, einzige legitimierte Aktionärin und einziges Mitglied des Board of Directors der Ecomares Inc./Las Vegas“. Kraft dieser Funktion, so sieht sie es, habe sie Ende 2005 eine neue Geschäftsführung der Tochtergesellschaften der Ecomares Inc. in Deutschland eingesetzt.
Die neue Geschäftsleitung habe sich dann mit Hilfe eines Schlüsseldienstes in die Büroräume der Ecomares Verwaltungs GmbH in Kiel begeben. Sie habe die Geschäftsführung ausgewechselt, weil „heftige interne Streitigkeiten in der früheren Geschäftsführung der Ecomares Gruppe die Handlungsfähigkeit des Unternehmens bedrohten“, so Ovcharik. Das Unternehmen sei nicht mehr in der Lage, seinen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen. Bei 2700 Aktionären seien durch den Vertrieb von „nicht legitimierten“ Aktien 16 Mio. € eingeworben worden.
Angela Borowski, Pressesprecherin der Ecomares Group Deutschland, weist Ovchariks Darstellung entschieden zurück. „Es wird hier auf abenteuerliche Weise versucht, unser Unternehmen zu diskreditieren. Dazu laufen Ermittlungen.“ Die deutsche Ecomares habe ihre Anleger informiert, dass sie sich keine Sorgen machen müssten, so Borowski. Angelina Ovcharik sei 2003 kurzzeitig („drei Minuten“) Boarddirektorin der Ecomares Inc. in den USA gewesen, meint Borowski. Für Anleger ist das Firmengeflecht schwer zu durchblicken. Ecomares hatte etwa Büroräume von Caviar Creator bezogen, auch darüber gab es Krach. Wenn Firmen solche Streitigkeiten ausfechten, leidet ihr eigentliches Geschäft. Ein Verlierer steht dabei fest: der Anleger. JÖRG WEBER
Anlegerschützer warnen vor Abzockern
Firmengeflechte für Anleger schwer durchschaubar
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