Unternehmensfinanzierung 21.02.2003, 18:23 Uhr

Krisensignale früh erkennen

Die Zahl der Pleiten erreichte im vergangenen Jahr einen neuen Rekord. Insolvenzen fallen allerdings nicht einfach vom unter- nehmerischen Himmel. Eine Reihe von Indizien weisen auf die drohende Krise hin. Die Mitarbeiter müssen rechtzeitig reagieren.

Sieben Jahre lang sorgte sich Elektroingenieur Rainer Diercks (Name von der Red. geändert) über die zunehmend schlechtere Geschäftslage seines Arbeitgebers Alcatel in Stuttgart. Manchmal dachte er schon daran, seine Fühler in andere Richtungen auszustrecken, aber dann siegten doch Bequemlichkeit und Heimatverbundenheit. Der 44-jährige Projektleiter blieb – bis vor sechs Monaten. Dann klärte ihn sein Chef über bevorstehende Veränderungen auf und Diercks wusste: „Jetzt ist es soweit. Ich muss hier weg.“
Die Einschläge kommen immer öfter und sie treffen immer mehr Arbeitnehmer. Rund 40 000 Unternehmen sind im vergangenen Jahr insolvent geworden. Dies allein ist schon Grund genug, sich frühzeitig mit der Frage: „Was wäre, wenn …?“ zu beschäftigen. Erfolg versprechend kann es sein, sich aus einer sicheren Stellung heraus um einen neuen Job zu bewerben. „Der Kandidat steht nicht im Erklärungsnotstand“, sagt Michael Schorn, Personalberater bei Elenxis in Wiesbaden. „Wenn er nämlich bereits aus betrieblichen Gründen gekündigt worden ist, muss er mit der Frage rechnen, warum er nicht rechtzeitig seine Weichen gestellt hätte.“
Wegschauen, wie es Rainer Diercks jahrelang getan hat, ändert an den Rahmendaten nichts. Wer dagegen das betriebliche Geschehen, das Verhalten der Kunden und die Entwicklung der Märkte aufmerksam beobachtet, kann aus diesen schwachen Signalen mögliche Konsequenzen für seinen Arbeitgeber und die Sicherheit seiner Position ableiten:
– Werden die Abteilungsleiter angewiesen, auf externe Mitarbeiter zu verzichten und die Arbeit künftig von eigenen Teams erledigen zu lassen?
– Fordern die Abteilungsleiter ihre Teamleiter auf, sich Gedanken über die Optimierung von Strukturen und Prozessen zu machen? Womöglich mit dem nachdrücklichen Hinweis auf Einsparpotenziale?
– Kommt das Reinigungspersonal nicht mehr drei Mal, sondern auf einmal nur noch ein Mal in der Woche?
– Stehen keine frischen Blumen mehr am Empfang?
– Berichten die Medien häufiger und in warnendem Ton über das Unternehmen?
Wenngleich jedes einzelne „Ja“ auf diese Fragen noch lange nicht bedeutet, dass der Arbeitgeber vor dem Konkurs steht, so liefert es doch einen Mosaikstein für den Entwurf eines realistischen Bildes. Und oft ist es dann ratsam, aktiv zu werden.
Hier bieten sich zwei Strategien an: „Offensiv nach vorne gehen,“ empfiehlt Heinz T. Juchmes, Managing Partner bei der Personalberatung Signium International in München. „Mit dem Chef sprechen, Einsparpotenziale aufzeigen, neue Produkte kreieren, Prozesse rationalisieren, damit seine Performance unter Beweis stellen.“ Dahinter steht der an sich positive Gedanke, dass aktive und anerkannte Leistungsträger einen besseren Krisenschutz genießen. Aber das ist eine schwierige Gratwanderung. Falls das Unternehmen allen Anstrengungen zum Trotz doch insolvent wird, kann sich just dieses Engagement als Bumerang erweisen, der in Gestalt abgelehnter Bewerbungen von Wettbewerbsfirmen zurück kommt.
Die Kontraststrategie hierzu ist die bekannte „Vogel-Strauß-Haltung“, weltweit als „duck and cover“ bekannt: Wegducken, sich bedeckt halten, um keinen Preis auffallen und hoffen, das die Krise vorüberzieht, ohne Schaden anzurichten. Weil diese Lösung scheinbar einfach ist und keine Anstrengung verlangt, ist sie die beliebtere von beiden. Der Haken daran: Wenn Personalabbau angesagt ist, kann es einen trotzdem treffen.
Wenn zwei Strategien mit deutlichen Nachteilen verbunden sind, tut man gut daran, sich auf seine eigenen Stärken zu konzentrieren und einen dritten Weg einzuschlagen. Der Stuttgarter Rainer Diercks bedauert heute, dass er so lange abgewartet hat. „Ich wollte mit der Firma erfolgreich sein und habe gerackert bis zum Umfallen. Deshalb behielt ich auch meinen Job.“ Doch die Situation wurde nicht besser, im Gegenteil. Diercks: „Als ich dann merkte, dass die Lage wirklich ernst wurde, habe ich mein Telefonbuch aktualisiert, die Zeitungen durchforstet und mich mit alten Kollegen getroffen. Das brachte am Anfang nichts, weil ich mein berufliches Netzwerk zu lange vernachlässigt hatte.“ Erst als Diercks einen Stammtisch ehemaliger Alcatel-Projektleiter zusammenrief, wurden die Kontakte interessanter. Eine Festanstellung fand er trotzdem nicht.
Heute arbeitet Diercks als freiberuflicher Projektleiter und Trouble Shooter für verschiedene Elektronikunternehmen im süddeutschen Raum. „Ich habe gerade noch rechtzeitig die Kurve bekommen“, sagt er. C. DEMMER

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Ein Beitrag von:

  • Christine Demmer

    Christine Demmer hat als Wirtschaftsjournalistin für überregionale Tageszeitungen und Magazine gearbeitet. Sie ist Managementcoach und Kommunikationsberaterin sowie Autorin von Sachbüchern zum Thema Karriere.

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