Arbeitsmarkt 15.12.2006, 19:25 Uhr

Immer in der Luft hängen und kämpfen  

VDI nachrichten. München, 15. 12. 06, has – Der Arbeitsmarkt zieht wieder an, Ingenieure werden gesucht. Dennoch gibt es Ingenieure, die von der wachsenden Zahl an freien Stellen nicht profitieren und von Hartz IV leben, andere haben den Aufstieg aus der Arbeitslosigkeit geschafft. Zwei betroffene Ingenieure schildern ihre unterschiedlichen Erfahrungen mit der Grundsicherung für Arbeitslose.

Norbert W. (Name geändert) hat an einer Fachhochschule studiert und ist Ingenieur der Luft- und Raumfahrttechnik. Drei Jahre lang hatte der heute 52-Jährige in den USA gearbeitet, die Firma saß in New York. 2000 kam er mit seiner Familie zurück nach Deutschland und lebt seitdem in einer typisch westfälischen Kleinstadt im nördlichen Ruhrgebiet.

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Seit dieser Zeit hat er beruflich, wie er sagt, „keinen Fuß mehr auf den Boden gebracht“. Er lebt seit zwei Jahren von Hartz IV und von dem damit verbundenen Umbau des Arbeitsmarktes hat er mittlerweile eine denkbar schlechte Meinung: „Von wegen Fördern und Fordern, da ist heute nur noch das Fordern geblieben.“

Ein typisches Erlebnis auf dem Arbeitsmarkt hatte Norbert W. vor wenigen Monaten, als es hieß, der Flugzeugbauer Airbus suche in großer Zahl neue Mitarbeiter. Als er nach seiner Bewerbung lange nichts hörte und schließlich in der Personalabteilung anrief, sagte man kühl, man könne ja nicht jeden nehmen. Nur zwei Wochen später kam die Nachricht, dass Airbus Ingenieure entlasse.

Zu Beginn der Arbeitslosigkeit hatte der Ingenieur noch versucht, in benachbarten Branchen wie der Automobilindustrie unterzukommen: „Klar hat das Arbeitsamt gesagt, wir haben nichts für Sie, hier gibt es keine Flugzeugindustrie.“ Und hat ihn mit der Arbeitssuche alleingelassen. Auch die Personalchefs, meint er, seien zu unflexibel. Der Kandidat solle genau in das Anforderungsprofil passen: „Lieber warten sie Monate oder Jahre auf den Passenden.“

Irgendwann kam dann eine SAP-Softwareschulung, mit diesen Kenntnissen seien auch ältere Bewerber gefragt, hieß es. Die Schulung ließ sich auch gut an, jedenfalls bis der 11. September 2001 kam. „Danach war es aus“, erinnert sich Norbert W. Firmen, die ihr Interesse bekundet hätten, zogen sich zurück, Vorverträge wurden nicht eingehalten. Plötzlich seien viele amerikanische SAP-Fachleute mit Berufserfahrung auf dem Markt gewesen und es gab keinen Bedarf mehr an „Junior Consultants“, erklärt sich der Luftfahrt-Ingenieur die damalige Situation.

Seither schreibt er Bewerbung um Bewerbung, auch wenn er zwischendurch schon mal resigniert hatte: „Eine Zeit lang habe ich gedacht, dass macht doch keinen Sinn.“ Und hat sich dann doch wieder beworben, die gängigen Messen abgeklappert. Wenn man ihn fragt, wie man sich bei dieser Tour fühlt, sagt er „wie ein Stein, der über das Wasser glitscht“. Gelegentlich mit Bodenberührung, ansonsten immer in der Luft hängend, kämpfend. Eine permanente Notsituation.

Vor allem wenn es um den Kontakt mit dem Arbeitsamt geht, das sich heute ja buchstabensammelnd „Arbeitsgemeinschaft für Beschäftigung“ (ARGE) nennt. „Da wird man nicht unterstützt, sondern gebremst“, schimpft Norbert W. Und: „Man fühlt sich wie ein Mensch dritter oder vierter Klasse.“ Ein Problem ist, dass er und seine Frau mit ihrem Spezialwissen gelegentlich Fortbildungen veranstalten. Das reicht jedoch nicht aus, um auf eigenen Beinen zu stehen.

Die Ab- und Gegenrechnung dieser zeitlich auseinander liegenden unregelmäßigen Einkommen mit den Hartz IV-Leistungen ist kompliziert und erscheint Norbert H. als sehr bürokratisch. Noch schlimmer aber sei es, wenn „die ARGE bei dem Auftraggeber anruft und die Honorarverträge und monatliche Einkommensbescheinigungen einfordert“. Da könne man dann vergeblich auf einen Folgeauftrag warten.

Das Sozialhilfe-Niveau, auf das man mit Hartz IV zurückgestuft wird, die Bürokratie, das Fehlen der Förderung, die Machtausübung des einzelnen ARGE-Mitarbeiters – für Norbert H. verträgt sich das nicht mit der Verfassung der Bundesrepublik, die ja die Würde des Menschen garantiert. Und zudem wüssten oft die wenigsten über Hartz IV wirklich Bescheid: „Zwischen dem Bild, das in der Bevölkerung vorherrscht und der Wirklichkeit ist ein großer Unterschied.“

Mit seinen 52 Jahren macht sich der Ingenieur in Deutschland keine großen Hoffnungen mehr: „Das ist in Amerika ganz anders. Dort ist es verboten, in einer Stellenausschreibung nach Rasse, Geschlecht oder eben Alter zu fragen.“

Für ihn ist das Thema ganz klar: „Auswandern.“ Allerdings erst, wenn der 19-jährige Sohn das Abitur hinter sich gebracht hat.

Eine andere Erfahrung mit Hartz IV machte Winfried R. (Name geändert). Der 48-jährige Ingenieur hatte an einer Fachhochschule Maschinenbau mit dem Schwerpunkt Energietechnik studiert. Nach dem Studium begann er in einem Handwerksbetrieb in Süddeutschland zu arbeiten, der sich auf Solartechnik und Solarthermie spezialisiert hatte.

Zunächst war er dort als Planer und als Monteur tätig, übernahm aber im Laufe der Zeit immer mehr Verantwortung und fungierte schließlich als Geschäftsführer des Installationsbetriebes. Der hatte in seinen besten Jahren an die zehn Mitarbeiter und die Geschäfte liefen zunächst gut, dann aber zusehends mehr schlecht als recht. Im Jahre 2004 kam das Aus – der Betrieb ging pleite und musste Insolvenz anmelden.

Winfried R. stand plötzlich ohne Arbeit und Einkommen da, in die Arbeitslosenversicherung hatte er als Selbstständiger nie eingezahlt. 2005 beantragte er schließlich die „Grundsicherung für Arbeitsuchende“, also Hartz IV.

Der Ingenieur gehörte damit zu jenen Fällen, die von der Neuregelung profitierten. Denn vor der Reform wäre für ihn nicht das Arbeitsamt, sondern das Sozialamt zuständig gewesen und er hätte Sozialhilfe beantragen müssen – für viele eine Hemmschwelle. Dass der Gang zum Arbeitsamt Bedürftigen leichter falle als der Gang zum Sozialamt, das war einer der vermuteten Ursachen für den Anstieg der Hartz IV-Anträge.

Für Winfried R. jedenfalls war die Erfahrung mit Hartz IV nicht negativ. „Das war für eine Übergangszeit eine gewisse Unterstützung, die so in Ordnung war. Der bürokratische Aufwand hielt sich im Rahmen“, zieht er zurückblickend Bilanz. Freilich hatte er seinem Fallmanager von vorneherein klar gemacht, dass er nicht auf ein Angestelltendasein, sondern auf eine erneute Selbstständigkeit zusteuern wolle.

Dem Arbeitsamt war das recht, der Ingenieur musste nicht als Arbeit suchend geführt werden (was sich gut für die Statistik machte) und außerdem war man sowieso gerade mit der neuen Software und dem ganzen Umstellungsprozess beschäftigt. So blieb Winfried R. die Mühle des „Forderns“ weitgehend erspart, die Vermögensverhältnisse waren schnell erklärt, er bekam seine Regelleistungen, nur die Miete erschien der Arbeitsagentur zu hoch, nach einem halben Jahr werde sie nur noch gemindert bezahlt, mahnte man an.

Mit der Unterstützung durch Hartz IV konnte der Ingenieur die alte Firma abwickeln, das Lager auflösen und die dabei anfallende Verwaltungstätigkeit bewältigen. Eine Festanstellung hatte er nicht im Sinn, als Allrounder ohne eine Spezialisierung in einem Hightechbereich rechnete er sich wenig Chancen aus. Stattdessen bereitete er seine Gewerbeanmeldung vor. Nach einem halben Jahr wäre erneut ein Antrag auf Hartz IV notwendig geworden – Winfried R. verzichtete und arbeitet seither als Selbstständiger in der gleichen Branche. Für ihn hatte die „Grundsicherung für Arbeitsuchende“ weniger das Merkmal eines Zwanges als vielmehr einer Unterstützung – wenn auch nur für wenige Monate.

Dass Hartz IV mit seinem Sozialhilfeniveau allerdings noch nicht das Ende der Fahnenstange sein kann, was berufliche Probleme anbelangt, zeigte dieser Tage eine Gerichtsverhandlung vor dem Münchner Landgericht. Angeklagt ist dort ein einst erfolgreicher Diplom-Ingenieur, der in dem Spezialgebiet der Lasertechnik vormals richtig gutes Geld verdiente.

Nach einem Unfall, der Scheidung und der Zwangsversteigerung des Hauses aber ging es bergab, schließlich wollte ihn der Arbeitsmarkt nicht mehr und er schlug sich mit Billig-Jobs durch. Im Februar dieses Jahres 2006 schließlich war der 55-Jährige morgens auf dem Weg zum Arbeitsamt in Dachau – entschied sich dann aber eine Bank zu überfallen und machte 78 000 € Beute. Drei Monate später klickten die Handschellen. RUDOLF STUMBERGER

Auswandern, wenn der Sohn das Abi in der Tasche hat

Für den Selbstständigen war Hartz IV eine Hilfe

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