Karriere 03.09.1999, 17:22 Uhr

Humor und Anekdoten fesseln die Zuhörer

Wer sein Publikum nicht in tiefen Schlaf fallen lassen möchte, sollte sich bei seinen Vorträgen nicht allein auf Zahlen und Bilanzen beschränken. Der amerikanische Redenschreiber Aram Bakshian kennt die wichtigsten Kniffe.

Immer noch tun sich viele Wirtschaftsredner schwer: Vielen Top-Managern gelingt es nicht, ihre Inhalte für das Publikum so spannend zu gestalten, daß die Aussagen ihre Adressaten finden. Vorstände in Deutschland liefern rhetorische Dutzendware ab, meint Aram Bakshian, seit 33 Jahren Redenschreiber in Washington. „Wirtschaftsreden des Alten Kontinents hören sich an wie vorgelesene Geschäftsberichte. Langweilig“. Die Hauptkritik: Die Redner kennen zwar ihren Inhalt aus dem Effeff. Aber nur wenige beherrschen es, ihre Zuhörer zu fesseln. Ferdinand Piëch (Volkswagen), Jürgen Hubbert (Daimler-Chrysler), Jürgen Weber (Lufthansa) und Johannes Ludewig (Deutsche Bahn) gelten allgemein als Redner, die eher trockenen Stoff abliefern. Fesselnde oder emotionale Wirtschaftsreden wie die von Daniel Goeudevert (ex Volkswagen, ex Ford), Hermann Simon (Simon, Kucher & Partner) oder Nicolas Hayek sind noch Ausnahmeerscheinungen in Deutschland. In einem Interview mit den VDI nachrichten erläutert Aram Bakshian seine Vorstellungen.
VDI nachrichten: Was zeichnet einen guten Redner aus?
Bakshian: Ein guter Redner kennt sich mit der Materie aus und ist in der Lage, die Zuhörer für das Thema zu interessieren. Bei einem professionellen Vortrag stimmen Substanz und Präsentation. Außerdem vermittelt ein versierter Redner seinem Publikum das Gefühl: Es lohnt sich zuzuhören! Wenn persönlicher Nutzen erkennbar ist, passen die Zuhörer besser auf.
VDI nachrichten: Viele Redner sind kompetent und dennoch nicht in der Lage, ihr Publikum zu fesseln. Was machen sie falsch?
Bakshian: Die Fehler fangen häufig schon auf der sprachlichen Ebene an. Es werden komplizierte Sätze benutzt oder der Redner wirft mit Fachjargon und Abkürzungen um sich. Das wirkt lähmend, selbst wenn die Zuhörer aus der Branche sind und das Fachvokabular beherrschen. Schlechte Redner sprechen ihr Publikum auch oft falsch an. Manche unterschätzen zum Beispiel das Niveau des Auditoriums und reden wie zu Kindern – was von den Zuhörern als Affront empfunden wird. Dasselbe gilt natürlich für zu intellektuelle Sprechweise. Mit einem Unterschied: In diesem Fall fühlen sich die Zuhörer zumindest geschmeichelt.
VDI nachrichten: Wie kann ein Redner die Aufmerksamkeit seines Publikums gewinnen oder besser, noch steigern?
Bakshian: Ronald Reagan hat einmal gesagt: „Eine Anekdote sagt mehr als tausend Statistiken“. Geschichtenerzählen ist eine alte, aber immer noch wirkungsvolle Technik. Mit wohldosiert eingestreuten Anekdoten kauft sich der Redner wieder Aufmerksamkeit für den nächsten Teil seines Vortrags, der womöglich weniger interessant ist. Humor ist ein weiteres Mittel, um den Redefluß aufzulockern. Natürlich muß der Anlaß dafür geeignet sein. Besonders wirkungsvoll sind Witze und Anekdoten mit Bezug auf lokale Gegebenheiten. Auch Anspielungen auf Personen im Publikum oder Branchenspezifisches kommen gut an. So etwas muß natürlich gut vorbereitet werden, eine ausgiebige Recherche im Vorfeld ist unerläßlich.
VDI nachrichten: Woran erkennt der Redner, daß er den richtigen Ton getroffen hat?
Bakshian: Ein guter Redner ist wie ein guter Schauspieler, er bleibt immer in Kontakt mit seinem Publikum. Ihm fällt auf, ob die Zuhörer im Raum umherblicken oder gebannt zum Podium schauen. Interesse und Enthusiasmus des Publikums verlaufen in Wellen. Ein guter Redner bemerkt diese Wellen und nutzt sie für sich aus. Ansonsten wäre eine Rede wie eine Konversation mit geschlossenen Augen.
VDI nachrichten: Viele Manager stehen vor dem Problem, über sehr trockene Dinge reden zu müssen. Wie kann etwa eine Vorstandsrede aufgelockert werden?
Bakshian: Humor und Anekdoten sind auch im Geschäftsleben nicht verboten. Dennoch führt oft kein Weg an Zahlen vorbei. Wichtige Zahlen sollten immer in einen Kontext gebracht werden, etwa durch den Vergleich mit einer Größe, für die der Zuhörer ein Gefühl hat. Ein Beispiel: Diese Summe entspricht dem Bruttosozialprodukt dieses oder jenen Landes. Außerdem muß das Publikum auf die Zahlen vorbereitet werden. Ein guter Redner erklärt immer vorher, was sie bedeuten und warum sie wichtig sind. Dann wird das Publikum aufpassen, als ob es die Zahlen auf dem eigenen Kontoauszug sind.
VDI nachrichten: Haben die Anforderungen an die Rednerqualitäten von Führungskräften zugenommen?
Bakshian: Ja, besonders Vorstände müssen das Unternehmen heutzutage viel häufiger in der Öffentlichkeit repräsentieren. Manager haben in vielen Ländern schon den Status von TV-Stars erreicht. Aber auch die Kommunikation innerhalb des Unternehmens wird ständig anspruchsvoller. Wo früher kleine Gruppendiskussionen ausreichten, müssen heute aufwendige Live-Präsentationen vor großem Auditorium gemeistert werden. Umso wichtiger ist es, daß hochrangige Führungskräfte ihre Rednerqualitäten verbessern.
VDI nachrichten: Wie sieht so ein Redetraining aus?
Bakshian: Zuerst müssen die Manager von der Notwendigkeit eines solchen Trainings überzeugt werden. Dafür reicht meist schon die Vorführung eines Videomitschnitts einer Rede aus. Selbst ohne fremden Kommentar fallen den Rednern hier schnell die Fehler auf: monotone Sprache, starrer Blick, Pausen, störende „Ähs“ und „Öhs“ – Dinge, denen sich der Redner vorher nicht bewußt war. Diese reinen Präsentationsmängel können die Manager oft in Eigentraining beheben. Wer noch besser werden will, sollte einen professionellen Redetrainer in Anspruch nehmen.
VDI nachrichten: Gibt es auch aussichtslose Fälle?
Bakshian: So gut wie keine. Wer sprechen kann, kann auch eine Rede halten. Es gibt einige Naturtalente, die mit dem richtigen Training sogar zu exzellenten Rednern werden können. Doch selbst weniger redegewandte Menschen können Eindruck machen. Oft zieht das Publikum einen rohen Diamanten dem glattgeschliffenen vor.
CONSTANTIN GILLIES Auch wer auf die Hilfe kompetenter Redenschreiber zurückgreifen kann, ist deshalb noch lange kein guter Redner. Spontaneität würzt jeden Vortrag.
Aram Bakshian weiß aus langjähriger Erfahrung: „Wenn persönlicher Nutzen erkennbar ist, passen die Zuhörer besser auf.“

 

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