Bausparen uncool? Von wegen!
So lau wie der Wahlkampf der Bundestagsparteien wirkt derzeit der Wettbewerb der Banken um Anleger. Fast alle Sparplanangebote scheitern an der 4 %-Hürde. Wechselwähler können trotzdem gewinnen. So kann ein Bausparvertrag unter Umständen eine deutliche Mehrheit auf das Konto bringen. VDI nachrichten, Düsseldorf, 21. 8. 09, elb
Von wegen Bausparen ist „uncool“: Was die LBS schon 2003 in ihren Fernsehspots selbstironisch auf die Schüppe nahm, hat seit Beginn der Finanzkrise neuen Glanz bekommen. Denn die sicheren Alternativen zum Vermögensaufbau sind überschaubar, sobald die Rendite 3 % übersteigen soll.
Vorbei die Zeiten, da das regelmäßige monatliche Sparen mit Zinsen von durchschnittlich 4,4 % und mehr belohnt wurde. Aktuell bietet die psd Bank Rhein-Ruhr für ihren Sieben-Jahres-Plan 2,79 % p.a., die Volkswagenbank direct zahlt im Schnitt 2,84 % – bei zehn Jahren Laufzeit. Bundesschatzbriefe Typ B bringen bis zur Rückzahlung nach sieben Jahren 2,74 % pro Jahr.
Am besten fahren Sparer derzeit mit dem FührerscheinSparen oder ZielSparen des Automobilclubs ADAC. Dessen Produktpartner Deutsche Bank lässt ab acht Jahren Sparplan-Laufzeit 3,75 % p.a. springen, ab zehn Jahre gibt es pro Jahr 4 %. Bei beiden Produkten kann der Sparer die monatliche Rate einmalig während der Laufzeit absenken. Der Mindestbetrag liegt bei 10 €.
Kunden der Sparkasse Detmold kommen mit dem Prämiensparen über zehn Jahre auf eine jährliche Rendite von 3,88 % – wenn der variable Basiszins von zurzeit 1,48 % während der Laufzeit nicht weiter abgesenkt wird. Diese beiden Angebote ragen deutlich aus der Masse der 2,5 %-igen bis 3,5 %-igen Sparpläne heraus.
Vor diesem Hintergrund bekommt der vermeintliche Langeweiler Bausparen durchaus Spannung. So verzinst etwa die Debeka-Bausparkasse Guthaben grundsätzlich mit 3 % p.a. – und ist damit Branchenführer im Vergleich der Finanzberatung Max Herbst, Frankfurt. „Einen Guthabenzins von 1,5 % und mehr zahlen derzeit nur noch sieben von 84 Bausparkassen. 2004 waren es noch 56 von 77 Instituten“, zeigt Herbst die Entwicklung auf.
Mehr als 3 % können Bausparer erzielen, die keine Bauabsichten hegen, auf das Bauspardarlehen also verzichten und ihr Geld mindestens sieben Jahre festlegen. Spitzenreiter bei den Konditionen ist dann die Alte Leipziger Bauspar mit ihrem Tarif „easy plus“. Dabei wird das Guthaben zunächst mit 1,5 % pro Jahr verzinst. Nach sieben Jahren Vertragsdauer wird der Zins rückwirkend automatisch auf 4 % erhöht, wenn der Anleger auf das zugeteilte Bauspardarlehen verzichtet. Ähnliche Renditen bieten die Deutscher Ring Bausparkasse und die Deutsche Bausparkase Badenia. Allerdings schmälern bei allen Bausparverträgen die Abschlussgebühr und die jährliche Kontoführungsgebühr den Kapitalertrag. Die Abschlussgebühr beträgt je nach Tarif einmalig 1 % oder 1,6 % der Bausparsumme. Für die Kontoführung verlangt die Alte Leipziger Bauspar jedes Jahr 9,80 €.
Richtig attraktiv wird diese Anlageform, wenn der Staat die Rendite mit Wohnungsbauprämie und Arbeitnehmersparzulage aufpeppt. Allerdings ist die staatliche Förderung an Einkommensgrenzen gebunden. Bis zum zu versteuernden Einkommen von 17 900 € (35 800 € bei Verheirateten) können Bausparer die Arbeitnehmersparzulage erhalten, wenn sie ihre Vermögenswirksamen Leistungen auf diesen Vertrag überweisen lassen. Dabei kann das Bruttogehalt deutlich höher liegen. „So kann z. B. ein verheirateter Alleinverdiener mit zwei Kindern rund 52 000 € verdienen und dennoch die Prämie erhalten“, schreibt die Deutsche Bauspar auf ihrer Homepage.
Pro Arbeitnehmer werden maximal 470 € pro Jahr mit 9 % Zulage gefördert. Das macht 42,30 € bei Ledigen und die doppelte Summe, wenn beide Ehepartner berufstätig sind und Vermögenswirksame Leistungen erhalten.
Zusätzlich zahlt der Staat eine Wohnungsbauprämie von 8,8 % auf zusätzliche jährliche Sparbeiträge von maximal 524 € bei Ledigen bzw. 1048 € bei Verheirateten. Die Förderung macht dann jährlich 46,11 € bzw. 92,22 € aus. Die Grenzen für das zu versteuernde Jahreseinkommen liegen für diese Prämie bei 25 600 € bzw. 51 200 €. Wer Kinder hat, darf brutto deutlich mehr verdienen. Über das Bausparguthaben kann aber erst nach sieben Jahren verfügt werden.
Bei Verträgen, die nach dem 1. Januar 2009 abgeschlossen worden sind, knüpft der Staat die Zahlung der Wohnungsbauprämie an weitere Bedingungen. Die Prämie darf demnach künftig nur noch derjenige behalten, der das angesparte Geld für „wohnungswirtschaftliche“ Zwecke einsetzt, also Bau, Kauf, Modernisierung oder Renovierung einer Immobilie. Nur Bausparer, die jünger als 25 Jahre sind, bleiben von dieser Verwendungsbindung ausgenommen.
Wer beide Förderungen erhält, kann nach Berechnungen des Finanzservice Max Herbst Renditen bis zu 5,58 % p.a. (Alte Leipziger Bauspar) erzielen.
MARTIN VOLMER
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