Unternehmen schweigt 23.05.2016, 12:57 Uhr

Dobrindt droht Fiat mit Verkaufsverbot wegen Manipulationen

Die Öffentlichkeit glaubt längst daran, dass alle Autohersteller in Sachen Abgaswerte manipulieren. Nachdem jetzt auch Fiat in den Verdacht geraten ist, Manipulationssoftware einzusetzen, verstärkt sich der Eindruck. Fiat will sich zu den Vorwürfen nicht äußern, Verkehrsminister Dobrindt droht mit einem Verkaufsverbot für Fiat in Deutschland.

Kunstaktion zum Verkaufsstart des Fiat 500 im Jahr 2007 in Turin: Jetzt kommt die Dieselversion erneut in die Schlagzeilen. Demnach soll Fiat eine Manipulationssoftware verwenden, die die Abgasreinigung nach 22 Minuten Betriebsdauer abschaltet.

Kunstaktion zum Verkaufsstart des Fiat 500 im Jahr 2007 in Turin: Jetzt kommt die Dieselversion erneut in die Schlagzeilen. Demnach soll Fiat eine Manipulationssoftware verwenden, die die Abgasreinigung nach 22 Minuten Betriebsdauer abschaltet.

Foto: Gianluigi Arcaini/dpa

Offenbar stammen die Hinweise auf die Manipulationssoftware in Fiat-Modellen von Bosch. Das soll aus einem Prüfbericht des Kraftfahrt-Bundesamtes hervorgehen. Die Behörde hat im Auftrag von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt zahlreiche Automodelle auf ihren NOx- und CO2-Ausstoß überprüft.

Nun soll Fiat in seinen aktuellen Modellen, die die strenge Euro-6-Norm erfüllen, mit Manipulationssoftware arbeiten. Wie die Bild am Sonntag berichtet, hat das KBA bei mehreren Fiat-Modellen festgestellt, dass sich die Abgasreinigung nach 22 Minuten Betriebsdauer abschaltet. Ein gewöhnlicher Abgastest dauert nur 20 Minuten, so die Zeitung.

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Die Ergebnisse der Testreihen hat das Bundesverkehrsministerium inzwischen den italienischen Zulassungsbehörden und der EU übermittelt, bestätigte ein Ministeriumssprecher am Sonntag.

Fiat fiel schon früher in Abgastest auf

Schon im NOx-Test der Zeitschrift auto motor und sport im November 2015, dem ersten großen Real-Abgastest mit neun Modellen, fiel ein Fiat 500X aus der Reihe. So stieß der 1,6-Liter-Dieselmotor des Fiat 500X während der Fahrt mit 845 mg NOx pro Kilometer mehr als das Zehnfache des Euro-6-Grenzwertes aus. Die Test-Ingenieure von auto motor und sport wunderten sich über diese extreme Abweichung, weil der Fiat eigentlich mit einem NOx-Speicherkat ausgestattet ist.

Fiat 500 auf der Detroit Auto Show: Dieselmodelle des italienischen Autobauers sollen über eine Manipulationssoftware verfügen, die die Abgasreinigung abschaltet.

Fiat 500 auf der Detroit Auto Show: Dieselmodelle des italienischen Autobauers sollen über eine Manipulationssoftware verfügen, die die Abgasreinigung abschaltet.

Quelle: Uli Deck/dpa

Im Test lagen die Werte des Testsiegers VW Golf Variant, der ebenfalls mit einem NOx-Speicherkat ausgestattet ist, bei 148 mg NOx pro Kilometer. Der Fiat stieß also im Verkehr mehr als sechsmal so viel Stickoxid aus wie der Golf. Schon das war ein Hinweis darauf, dass die Abgasreinigung im Fiat während der Fahrt nur reduziert oder gar nicht arbeitet.

Fiat sagt Termin mit Dobrindt ab

Erstaunlich: Am vergangenen Donnerstag fiel ein Termin von Fiat mit Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt ins Wasser. Fiat sollte dem Minister erklären, wie die großen Abweichungen zu erklären sind. Per Anwaltsschreiben sagte Fiat den Termin ab. So etwas nennt man wohl Affront.

Fiat bestehe darauf, dass „für die Frage, ob Fiat-Fahrzeuge die europarechtlichen Abgas-Vorschriften einhalten, allein italienische Behörden zuständig sind“, teilte das Ministerium mit. „Fiat beruft sich dabei auf europäisches Verfahrensrecht und verweigert sich zunächst weiteren Gesprächen mit deutschen Behörden.“

Ganz offensichtlich hat die Weigerung den Minister auf die Palme gebracht. „Dieses unkooperative Verhalten von Fiat ist völlig unverständlich. Hier stehen konkrete Vorwürfe im Raum“, heißt es in der Erklärung des Ministerium. „Es wäre angemessen, wenn Fiat gegenüber der Untersuchungskommission dazu Stellung nehmen würde. Die Untersuchungskommission hat Zweifel, ob bei Fiat die Typgenehmigungsvorschriften eingehalten wurden.“

Fiat-Präsident und Agnelli-Enkel John Elkann (l.) und Fiat-CEO Sergio Marchionne: Fiat hat Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt per Rechtsanwalt wissen lassen, dass der Konzern mit deutschen Behörden über Manipulationsvorwürfe nicht sprechen will. Einen Termin mit Dobrindt ließen die Manager platzen.

Fiat-Präsident und Agnelli-Enkel John Elkann (l.) und Fiat-CEO Sergio Marchionne: Fiat hat Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt per Rechtsanwalt wissen lassen, dass der Konzern mit deutschen Behörden über Manipulationsvorwürfe nicht sprechen will. Einen Termin mit Dobrindt ließen die Manager platzen.

Quelle: Alessandro Di Marco/dpa

Das Ministerium hat deshalb die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben gegenüber Fiat angemahnt. „Der aktuelle Stand der Technik muss ein zwingendes Qualitätsmerkmal bei der Verwendung von Motor- und Abgastechnik sein.“ Dass sich Fiat hinter den italienischen Behörden versteckt, will Dobrindt nicht hinnehmen. „Es darf nicht sein, dass ein EU-Gesetz so formuliert ist, dass sich Hersteller von unterentwickelten Motoren hinter dem Argument Motorschutzgründe verstecken können.“

Dobrindt soll Fiat mit einem Verkaufsverbot drohen

Und das könnte Folgen haben. Dobrindt hält sogar ein Verkaufsverbot für Fiat-Diesel für denkbar. Nach einem Bericht der Bild-Zeitung wird im Verkehrsministerium diskutiert, Fiat den Autoverkauf wegen dauerhafter Missachtung von Abgaswerten zu untersagen. Der CDU-Verkehrsexperte Patrick Schnieder sagte der Zeitung: „Wer sich weigert, bei uns saubere Autos zu verkaufen, verkauft bald gar keine Autos mehr in Deutschland.“

Allerdings stellt sich jetzt die Frage, ob Dobrindt ähnlich scharf auch gegen Opel vorgeht. Denn auch der Rüsselsheimer Hersteller hat eingeräumt, dass die Abgasreinigung häufig zum Schutz der Motortechnik abgeschaltet wird oder nur reduziert arbeitet.

Deshalb hat die Deutsche Umwelthilfe jetzt eine Klage gegen Opel angekündigt. Die Opel-Werbung, dass deren Diesel so sauber wie Benziner sind, sei eine klare Verbrauchertäuschung.

 

Ein Beitrag von:

  • Axel Mörer-Funk

    Axel Mörer-Funk ist Gesellschafter der Medienagentur S-Press in Bonn. Nach einem Volontariat beim Bonner Generalanzeiger und dem Besuch der Journalistenschule Hamburg arbeitete er u.a. als freier Journalist für dpa, Bunte und Wirtschaftswoche.

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