Kreditkrise bremst saubere Energien
Banken geben aus Risikoscheu in der aktuellen Finanzkrise Großprojekten für regenerative Energien kaum noch Fremdkapital. Die zumeist mittelständischen Ingenieurbüros suchen also andere Finanzierungsquellen. Die traditionellen Energiekonzerne springen in die Lücke. VDI nachrichten, Düsseldorf, 8. 5. 09, swe
„Die Bankenfinanzierung großer Projekte wie etwa der Offshore-Windkraft ist aktuell äußert schwierig“, sagt Rudolf Klumpp, verantwortlich für Energiefinanzierungen bei der HSH Nordbank in Kiel. War es vor Jahresfrist noch kein Problem, für eine solche Investition ein Konsortium von drei bis vier Banken zu finden, das einen Kreditrahmen von 600 Mio. € zur Verfügung stellte, gehe aktuell „kein Institut mit mehr als 50 Mio. € ins Risiko“.
„Aktuell ist keine Finanzierung für Offshoreprojekte zu bekommen – von keiner Bank“, sagt Peter Steinfeld, Geschäftsführer der Deutschlandtochter des niederländischen Energiekonzerns Essent. Deshalb finanziere die RWE-Tochter ihr Offshore-Projekt in der Nordsee lieber gleich selbst.
„Gerade in der Wirtschaftskrise geht RWE Innogy bewusst ein hohes Investitionstempo“, sagt RWE-Chef Jürgen Grossmann. Er weiß, dass die großen deutschen Energiekonzerne dank hoher Eigenkapitaldecken und voller Kassen bei der Offshore-Finanzierung im Vorteil sind, nachdem sie über Jahre die Entwicklung von Windparks vor den heimischen Küsten den mittelständischen Ingenieurbüros überlassen hatten.
Ähnliches trifft auf den viertgrößten deutschen Versorger Energie Baden-Württemberg (EnBW) zu, der die Finanzierung seines ersten Windparks auf dem Meer ebenfalls alleine stemmt. Ende 2010 wollen die Karlsruher den ersten Windstrom in der deutschen Ostsee produzieren.
Dagegen liegen Projekte kleiner und mittlerer Unternehmen auf Eis wie der Nordseepark Borkum-West der Aachener Trianel-Gruppe. „Wir hoffen, die Finanzierung bis Sommer 2009 hinzubekommen“, sagt eine Sprecherin der Stadtwerke-Kooperation. Der Zeitpunkt der Inbetriebnahme wurde um ein Jahr auf 2011 verschoben.
Die Bundesregierung hat auf diese Problematik reagiert und Mitte März im Zuge des zweiten staatlichen Konjunkturprogramms von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ein „Sonderprogramm Projektfinanzierung“ auflegen lassen. „Unternehmen können damit Vorhaben bis maximal 200 Mio. € finanzieren“, erläutert KfW-Sprecherin Charis Pöthig.
Doch auch die Finanzierung der erheblich günstigeren solarthermischen Kraftwerke ist schwieriger geworden. „Die Zahl der für eine solche Investition notwendigen Banken ist drastisch angestiegen“, erläutert Christian Beltle, Vorstandschef des solarthermischen Projektentwicklers Solar Millennium. Das Erlanger Unternehmen hat gemeinsam mit dem spanischen Baukonzern ACS in Südspanien zwei Parabolspiegelfelder mit je 50 MW realisiert, die 2009 in Betrieb gehen sollen.
Bei zwei weiteren Kraftwerken in Spanien, für deren Bau Solar Millennium ein neues Finanzierungspaket schnürt, setzt Beltle vor allem auf Großinvestoren, die das Gros der rund 300 Mio. € teuren Investition stemmen können.
Jobsuche für Ingenieure
Interessiert an der Technologie zeigen sich wiederum die klassischen Energiekonzerne. „Solarthermische Kraftwerke sind unser nächstes Wachstumsziel“, sagt Christian Drepper, Sprecher der E.on AG. „Es gibt keine regenerative Technik, die näher an unserer ist.“
Denn die Umwandlung der konzentrierten Sonnenkraft in Strom funktioniert mit klassischer Kraftwerkstechnologie – über Dampferzeugung und Turbinen. „Damit kennen sich unsere Leute aus“, so Drepper.
Die solaren Großkraftwerke benötigen entweder einen Speicher oder sollen in Kombination mit Erdgas betrieben werden, um eine dauerhafte Stromversorgung sicherzustellen. Das schafft Synergien mit dem klassischen Gasgeschäft. Daher sind für die Essener RWE Investitionen in solare Großkraftwerke nach Auskunft einer Sprecherin „mittelfristig wahrscheinlich“. OLIVER RISTAU
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