Günstige Nachhilfe für Gründer
Guter Rat ist teuer – für Gründer in der Anfangsphase oft zu teuer. Helfen kann das GO!Senior Coaching in Nordrhein-Westfalen. Es vermittelt ehemalige Führungskräfte, die ehrenamtlich Nachhilfe erteilen.
Schon seit Jahren werden Start-ups in Nordrhein-Westfalen durch regionale Coaching-Netzwerke unterstützt, etwa durch den Gründer Support Ruhr. In insgesamt 13 vergleichbaren Initiativen sind rund 350 Helfer organisiert. Die ehemaligen Fach- und Führungskräfte beraten meist ehrenamtlich. Ihre Dienstleistungen reichen von der Formulierung eines Mietvertrags bis hin zum Aufbau eines Vertriebssystems.
Um diesen Service flächendeckend anbieten zu können, rückten die einzelnen Initiativen zusammen und verknüpften sich mit der bundesweiten Initiative Alt hilft Jung (AHJ) zum Projekt „Go!Senior Coaching“. Anfragen aus Regionen, in denen noch keine lokalen Ansprechpartner für eine Betreuung vorhanden sind, werden jetzt an den AHJ weitergeleitet. Betroffen sind etwa Rat Suchende aus den Regionen Düsseldorf und Mittlerer Niederrhein.
Die Arbeitsgemeinschaft AHJ Wirtschaftssenioren ist neben dem Senior Experten Service (SES) der größte bundesweite Zusammenschluss von Fachleuten aus Industrie, Handel und Handwerk, die aus dem aktiven Berufsleben ausgeschieden sind und ihr Know-how an Jungunternehmen weitergeben. „Wir unterstützen bereits bestehende Initiativen und sorgen dafür, dass Senior Coaching in ganz NRW angeboten wird“, erklärt Tina Rostek vom Go!Projektbüro.
Vor drei Wochen erhielt Rostek einen Anruf von Oliver Wagner. Der Dipl.-Geologe gründete vor knapp einem Jahr das Unternehmen Wagnerhydroconsult in Wipperfürth. Er berät vornehmlich Mittelständler in Fragen der Wasserwirtschaft, der Wassertechnik und des Wasserrechts. Zum Beispiel analysiert er die Wasserversorgung und -entsorgung, zeigt Einsparmöglichkeiten auf und begleitet die Unternehmen in der Umsetzung von Sparmaßnahmen.
Um Marketing und Vertrieb zu optimieren, suchte der Geologe nach einem Verkaufsexperten mit Erfahrung – und bekam prompt Hilfe. „Noch am Tag meines Anrufes beim Ministerium für Wirtschaft und Arbeit (MWA) erhielt ich die Adressen mehrerer Coaching-Organisationen in meiner Nähe“, berichtet Wagner. Der Freizeitsportler entschied sich für den Coach Werner W. Wischmann von „Senioren beraten“ in Erftstadt. Wischmann’s Erfahrungen basieren auf einer mehr als 30-jährigen Tätigkeit in der Vertriebsleitung namhafter Unternehmen im In- und Ausland.
Der 34- und der 69-Jährige treffen sich ca. alle 14 Tage für fünf Stunden. Pro Sitzung bezahlt der Jungunternehmer eine Auslagenpauschale von 100 „. Zehn Sitzungen sind insgesamt geplant. Besonders hilfreich sei die Unterstützung bei der Gestaltung von Werbemitteln, der Ausarbeitung von Marketingstrategien sowie der Formulierung der Allgemeinen Geschäftsbedingungen, so Wagner.
Vor zwei Monaten fand eine Fachtagung zum Erfahrungsaustausch aller Senior Experten und interessierter Institutionen statt, auf der das Ministerium für Wirtschaft und Arbeit erstmals die Auszeichnung „Go!Senior Coach des Jahres“ verlieh. Die Wahl der Jury fiel auf Ulrich Fink aus Meerbusch. Der ehemalige Manager einer Tochtergesellschaft der Westdeutschen Landesbank hilft Gründern und Jungunternehmern im Raum Münster. Schon seit drei Jahren betreut der 61-Jährige das Dienstleistungsunternehmen NanoAnalytics. Die Münsteraner bieten Oberflächen-Untersuchungen im Millionstel-Millimeter-Bereich an. Damit kann z. B. die Wirksamkeit von Materialien deutlich erhöht werden. Alle drei bis vier Wochen setzt sich der „Senior“ Fink mit dem „Junior“ Boris Anczykowski, einem der Geschäftsführer von NanoAnalytics zusammen. Kostenlos – die IHK Nord-Westfalen zahlt eine Auslagenpauschale. „Wenn es brennt, können wir jederzeit anrufen“, freut sich der Physiker. Zum Beispiel bei einem anstehenden Vertragsabschluss oder dem Planen von Werbebudgets.
Die Unterstützung der Senior Coaches soll unter anderem dabei helfen, die Überlebenschancen neu gegründeter Unternehmen zu verbessern. In der Regel scheidet jeder zweite neu gegründete Betrieb im Laufe seiner ersten fünf Jahre wieder aus dem Markt aus, so eine vor kurzem veröffentlichte Studie des Geographischen Instituts der Universität Bonn. „Die eigentlichen Probleme fangen nach der Selbstständigkeit erst an“, bestätigt Rolf Kettler von der IHK Siegen. „Was vor allem unterschätzt wird, ist der Betriebsmittelbedarf. Die Gründer planen nicht genügend Liquidität ein.“ S. HANNY/sta
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