Security-Mann mit dem Mut zum Risiko
VDI nachrichten, Düsseldorf, 29. 2. 08, cha – Tief im Westen, wo schon lange nicht mehr die Sonne verstaubt, sondern Innovationen das Licht der Welt erblicken, ist ein spezieller Menschenschlag beheimatet. Ruhrgebietler, so heißt es, sind pragmatisch und regional verbunden. Für den Ingenieur Friedhelm Zawatzky-Stromberg aus Dortmund und seine Firma Comco AG gilt das mit Sicherheit – mit IT-Security.
Ganz nah am Ortseingang Dortmund-Huckarde gibt es eine „Bude“ wie sie eigentlich nur im Revier aussehen kann. Besucher können sich lebhaft vorstellen, wie der kleine Kiosk („Bude“ heißt im Revier der Kiosk) in früheren Zeiten von „Malochern“, also Arbeitern, der Kokerei Hansa zur Mittagszeit oder nach Feierabend für eine Currywurst oder „Fläschken“ Bier heimgesucht wurde.
Heute ist es ruhiger. Die Arbeiter sind weg. Die Kokerei ist längst geschlossen und nunmehr ein Haltepunkt auf der beliebten Route der Industriekultur. Doch neben den Zeugen der einst mächtigen Montanindustrie hat sich neues Arbeitsleben entwickelt.
Im Gewerbepark Hansa neben den Relikten der Kokerei sitzt die Comco AG, ein IT-Dienstleistungsunternehmen und zudem Spezialist für die Sicherheit von lokalen Datennetzen. Einer der Chefs ist Friedhelm Zawatzky-Stromberg (52). Ein waschechter Dortmunder, der sein Leben in der Ruhrgebietsstadt verbracht hat und auch nicht daran denkt, das in Zukunft zu ändern. Eltern, Großeltern, Onkel, alle haben ihre Wurzeln in Kohle und Stahl. Er entschied sich anders und begann nach der Mittleren Reife eine Lehre als Radio- und Fernsehtechniker.
Seine Affinität zur Technik rührt nach eigenen Angaben aus dieser Zeit. Eine Weile arbeitete er als Serviceleiter in verschiedenen Dortmunder Unternehmen, doch dann packte ihn der Ehrgeiz und er holte das Abitur nach und begann an der FH in Dortmund das Studium der Nachrichtentechnik. „Mich haben immer Rechnerstrukturen interessiert.“
Damals war er bereits verheiratet und Vater eines kleinen Sohnes. „Klar, zunächst hat meine Umwelt skeptisch reagiert, als ich noch studieren wollte, das ist ja auch eine Frage der finanziellen Absicherung, aber wir haben das gut hinbekommen. Ich habe neben dem Studium an den Wochenenden und abends oft in meinem gelernten Beruf gearbeitet.“
Kurze Zeit nach dem Studium wurde er Leiter Services bei einem Unternehmen für Zeiterfassungssysteme und Zugangskontrollen. Aber wie das Leben so spielt: 1997 traf er einen alten Bekannten wieder: Udo Kalinna, heutiger CEO der Comco AG. Bereits bei der Berufsausbildung hatten sie Bekanntschaft geschlossen und im Laufe des Berufs- und Studienlebens (auch Kalinna studierte Nachrichtentechnik an der FH) immer wieder Kontakt. „Wir saßen zusammen und haben uns überlegt, in welchem Bereich und wie wir ein Unternehmen auf die Beine stellen können. Herr Kalinna ist vertriebsorientiert, ich bin technisch orientiert, das ergänzt sich gut.“ Sich selbstständig machen mit Familie – dazu gehören Mut und Risikofreude. Ist er denn ein solcher Mensch? Zawatzky-Stromberg lacht und der sonst eher nüchtern wirkende Mann zeigt eine andere Seite: „Ich fahre für mein Leben gern schnell Motorrad – die Betonung liegt auf schnell.“ Sagt es und lächelt wieder.
Das Unternehmen spezialisierte sich auf das Management von Enterprise-Netzwerken und entwickelte Standardapplikationen. Es sei schwer gewesen, gute Leute zu finden, das ist es auch heute noch, aber die Comco AG profitiere von der Nähe zu Uni und FH in Dortmund und angrenzenden Städten. Viele Mitarbeiter aus der Anfangszeit sind heute noch da. „Wir bieten flexible Arbeitszeiten und ein gutes Mitarbeiterbeteiligungsmodell“, sagt Zawatzky-Stromberg. Den New-Economy-Boom mit dem Massage-Schnickschnack und sonstigen Incentives haben sie in Dortmund nicht mitgemacht. „Wir haben mehr Wert auf Aus- und Weiterbildung gelegt, und wir bieten den Leuten hier eine Perspektive.“
Eine dieser Perspektiven ist auch das neue Geschäftsfeld der Firma. IT-Security in lokalen Netzen – ein Thema, in dem das kleine Unternehmen in den vergangenen Jahren laut ihrem Chef Pionierarbeit geleistet hat. Denn jede Firma schützt sich gegen Angriffe von außen, gegen Viren und andere Feinde. Aber was ist, wenn der „Feind“ innen sitzt? Wenn jemand Wirtschaftsspionage betreiben will, oder dem Chef eins auswischen, oder einfach einen infizierten Laptop mit ins Büro nimmt, ohne etwas zu ahnen? Datenmanipulation sind dann Tor und Tür geöffnet.
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„Ein Milliardenmarkt, denn allein durch Wirtschaftsspionage entstehen nach Schätzung des Bundeswirtschaftsministeriums bis zu 10 Mrd. € Schaden im Jahr“, erklärt Zawatzky-Stromberg. Und viele Fälle von Angriffen im lokalen Netzwerk würden gar nicht an die große Glocke gehängt: „Darüber reden die Firmen nicht so gern.“ Bis Ende des Jahres soll der deutschsprachige Markt erobert sein. Klar, eines Tages Global Player zu sein, das wäre toll. Aber eines ist für Zawatzky-Stromberg klar: „Die Nähe zu den Entwicklern ist von Vorteil. Wir haben nicht vor, die Entwicklung ins Ausland zu verlagern, wir sind standortverbunden und das wollen wir auch weiter so handhaben“, erklärt der Chief Technology Officer (CTO) und gebürtige Dortmunder.
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